Musikpark-Aus in Heilbronn: Betreiber von Laube, Mobilat und Co. zeigen sich betroffen
Die Partyszene in Heilbronn scheint in der Krise zu stecken. Das angekündigte Aus des Musikparks in Heilbronn stimmt andere Clubbetreiber nachdenklich – und zeigt ein tieferes Problem auf.
Die Nachricht kam für viele Heilbronner überraschend: Nach fast zwei Jahrzehnten schließt der Musikpark an der Gottlieb-Daimler-Straße zum Jahresende. Als Grund gibt der Tanzclub in einer Pressemitteilung sinkende Besucherzahlen an.
„Es macht demütig“: Heilbronner Clubbetreiber trauern um Musikpark
Gegenüber der Heilbronner Stimme wird Peter Dyroff, Pressesprecher der zuständigen Agentur meeco Communication Service, deutlicher. Für ihn spielen die Nachwirkungen der Corona-Pandemie eine tragende Rolle in dem Ende der beliebten Lokalität. Personalmangel, steigende Kosten sowie verändertes Partyverhalten der jungen Leute hätten die Entscheidung beeinflusst.
In den Sozialen Netzwerken ist die Trauer groß. Und auch bei anderen Etablissements in Heilbronn ist von Konkurrenzdenken keine Spur. „Es macht einen eher ein bisschen demütig“, sagt Matze Kern. Der 53-Jährige ist seit bald 25 Jahren Betriebsleiter der Gartenlaube in Böckingen. Über die Jahre hat er nach eigener Aussage viele Clubs kommen und gehen sehen. Die Schließung des Musikparks gehe ihm zu Herzen und stimme traurig.
Ähnlich betroffen äußert sich Babak Samangi, der 2024 die Kult-Disco Green Door übernommen hat. „Wir finden es sehr schade“, erklärt er gegenüber unserer Redaktion. Generell sei das „Nachtleben in Heilbronn schwierig geworden“. Die Gäste blieben weg, die Kosten würden steigen – nicht nur in hier. Gut funktionieren würden Events, auf die er verstärkt setzt. Das Gefühl beim Feierngehen „fehlt unseren Jungen“, meint der 44-Jährige.
Inhaber des Heilbronner Clubs Mobilat: Freizeitverhalten hat sich verändert
Die Beobachtung teilt Michael Brähne, Inhaber des Mobilats: „Das Problem ist, dass das junge Publikum ein anderes Freizeitverhalten hat.“ Die Frage sei, wie man diese Zielgruppe zurückgewinnt. Das Ende des Musikparks sei „definitiv ein Ausdruck der aktuellen Lage“ und eines bundesweiten Trends. Aktuell treffe es die großen Lokalitäten, weil die mehr Raum zu füllen hätten. In ländlichen Gebieten, zu denen er auch Heilbronn und Umgebung zählt, zeige sich das nochmal verstärkt, aber auch in Großstädten wie Hamburg zeichneten sich ähnliche Entwicklungen ab.
Von einem „Negativtrend“ spricht auch Felix Seeger, Geschäftsführer des Creme 21. Irgendwann sei aber die Talsohle erreicht, dann müsse es wieder aufwärts gehen. Die Corona-Generation habe den Tag für sich entdeckt, nun bleibe zu hoffen, dass die Nachfolge-Generation wieder die Nacht für sich entdeckt, meint der 40-Jährige. Dass die Branche stirbt, glaube er nicht, sie verändere sich lediglich. Wichtig sei darum, „sich immer wieder neu zu erfinden“.
Corona-Pandemie und Strukturwandel: Gründe für kriselnde Partyszene in Heilbronn
Matze Kern erkennt in den Entwicklungen einen „normalen Wandel“, der nicht nur mit den Nachwirkungen der Pandemie zu tun habe. „Der Trend geht weg von der Großraumdisko“, schätzt er. Diese Entwicklung habe schon vor etwa zehn Jahren begonnen, nicht nur in Heilbronn.
Der Musikpark sei ein Aushängeschild für die Stadt gewesen, das auch Besucher von außerhalb angezogen habe. Durch den Verlust erhofft er sich, dass die Heilbronner ihre kleinen Bars und Einrichtungen mehr schätzen lernen. „Vielleicht schärft es den Blick dafür, was Heilbronn zu bieten hat.“

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