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Schwimmen im Neckar: Warum Experten davon abraten

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In der Jagst und im Kocher kühlen sich an heißen Tagen viele Schwimmer ab. Ein wichtiger Fluss in der Region Heilbronn bleibt außen vor: der Neckar. Warum eigentlich?


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Nur zwei Köpfe blicken aus dem Wasser, unweit davon schwimmen Luftmatratze und eine Yacht. Zwischen Neckarsulm und Heilbronn, direkt unter der Autobahnbrücke, ziehen an heißen Tagen zuletzt Schwimmer ihre Bahnen. Es sind seltene Anblicke. Schwimmen im Neckar – davon raten viele ab. 

In der heißen Jahreszeit sei Baden im Neckar im Zuständigkeitsbereich der Wasserschutzpolizei Heilbronn „ein großes Thema“, sagt Führungsgruppen-Mitarbeiter Emilio Brunetti.

Baden im Neckar: Unglücke im Fluss gibt es immer wieder

Erst vor wenigen Tagen habe es im Neckar-Odenwald-Kreis bei Obrigheim einen tödlichen Badeunfall gegeben. Ebenso am 2. Juni bei der Rosenbergbrücke in Heilbronn.

Ein Mann, der tags zuvor zusammen mit einem anderen während des Triathlons in Heilbronn den Altarm des Neckars durchschwimmen wollte, habe Glück gehabt: „Nur durch das beherzte Reinspringen eines Kollegen wurde er gerettet“, so Brunetti. „Es gibt immer wieder solche Vorfälle, bei denen nur das Schicksal über Ertrinken oder Überleben entscheidet.“

Baden im Neckar: Wasserschutzpolizei Heilbronn zu Keimen und Bakterien im Fluss

Grundsätzlich sei das Schwimmen im Neckar nicht verboten. Er rate allerdings davon ab, sagt Brunetti. Bei hohen Temperaturen erhöhe sich die Keim- und Bakterienbelastung im Fluss exponentiell.

„Gerade hat das Wasser deutlich über 20 Grad.“ Wenn es nicht regnet, gebe es zudem – außer bei Schleusungen von Schiffen – keine Zirkulation. „Der Neckar ist momentan ein stehendes Gewässer.“

Geklärtes Wasser im Neckar: Anteil des Abwassers im Fluss steigt bei wenig Regen

Zudem, gibt er zu bedenken, leiten die Kläranlagen geklärtes Wasser in den Neckar ein. Das bestätigt eine aktuelle Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes.

„In niederschlagsarmen Phasen steigt der Anteil des Abwassers an der Wasserführung des Neckars, weil die natürlichen Zuflüsse abnehmen“, heißt es dort. Im hydrologischen Sommerhalbjahr machten die Einleitungen aus kommunalen Kläranlagen rechnerisch rund die Hälfte des Neckarabflusses aus. Im Kalenderjahr liege dieser Anteil bei rund einem Drittel.

Darüber hinaus, betont Emilio Brunetti von der Wasserschutzpolizei, bestehe vor allem im Altarm des Neckars Verletzungsgefahr durch auf dem Grund liegende Gegenständen oder Glasscherben – oft Überreste von Festen.

Draußen bleiben: An diesen Bereichen des Neckars ist Schwimmen generell untersagt

Ausdrücklich verboten ist laut Binnenschiffahrts-Straßenordnung das Schwimmen im Bereich von Brücken, Wehren, Hafeneinfahrten, Liege- oder Anlegestellen der Fahrgastschifffahrt. „Der Neckar ist ein Verkehrsweg, vergleichbar mit der Autobahn“, verdeutlicht Brunetti.

Weil das Radarbild von Schiffen unter Brücken verschwinde, könnten die Kapitäne Schwimmer nicht erkennen. Und selbst wenn: „Binnenschiffe haben einen unheimlich langen Anhalteweg.“ Das Springen von Brücken nennt der Wasserschutzpolizist lebensgefährlich. „Der Neckar hat eine garantierte Fahrwassertiefe von 2,80 Meter. Jedes Freibadbecken ist im Bereich von Sprungtürmen tiefer“, weiß Brunetti.

Landratsamt Heilbronn: Schwimmen im Kocher und in der Jagst ist nicht verboten

„Auch in Kocher und Jagst ist Schwimmen grundsätzlich nicht verboten, erfolgt jedoch auf eigene Gefahr“, sagt der Pressesprecher des Landratsamts, Andreas Zwingmann. Laut einer Verordnung der Heilbronner Behörde, etwa zur Jagst, gibt es aber Einschränkungen und Regelungen zum Verhalten im Uferbereich.

Sie dienen dem Schutz, dem Erhalt und der weiteren Entwicklung des Gewässers als Lebensraum für seltene und teilweise in ihrem Bestand bedrohte, fließgewässertypische Tier- und Pflanzenarten. Aus diesem Grund sind bestimmte Gewässerabschnitte von 15. Februar bis 15. September für Schwimmer ebenso wie für Stand-up-Paddler oder Boote gesperrt.

Baden im Neckar-Altarm: Horkheimer träumt von speziellem Filter

Baden im Neckar-Altarm in Heilbronn: Davon würden Heilbronner profitieren, die Stadt wäre noch mehr bei Studenten und Touristen beliebt. „Es wäre ein Magnet“, ist Norbert Szpak überzeugt: „Das würde Heilbronn bekannt machen.“

Der Horkheimer ist in Heilbronn aufgewachsen. Ihn freut, dass auf dem Altarm unter anderem Tretboote unterwegs sind. Doch so viel mehr Leben käme auf, könnte man in diesem ruhigen Flussabschnitt auch ganz offiziell schwimmen. „Was hier los wäre“, überlegt er. Stand jetzt gebe man sich mit einem Status quo zufrieden: „Man akzeptiert, dass er dreckig ist.“ Für Norbert Szpak der falsche Ansatz.

Hofft, dass man im Neckar-Altarm in Heilbronn wieder schwimmen kann: Norbert Szpak sucht das Gespräch mit der Verwaltung und der Dieter-Schwarz-Stiftung.
Hofft, dass man im Neckar-Altarm in Heilbronn wieder schwimmen kann: Norbert Szpak sucht das Gespräch mit der Verwaltung und der Dieter-Schwarz-Stiftung.  Foto: Gajer, Simon

Seine Idee: Wo der Altarm in Richtung Innenstadt abzweigt, könnte man einen speziellen, großen Filter errichten. Auch biologische Filter müssten gepflanzt werden. Er ist kein Experte auf diesem Gebiet, hat aber nach eigenen Angaben schon mit einer Firma darüber gesprochen.

Mit dem Oberbürgermeister wird er nach Rathausangaben im Herbst darüber diskutieren, und auch mit der Dieter-Schwarz-Stiftung würde er gern reden. Wenn einer in so etwas investieren könne, dann nur die Stiftung, sagt er: „Es würde in Heilbronn vieles verändern.“




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