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Wichtiges Zentrum der Heilbronner Kinderklinik vor dem Aus? Was SLK jetzt tun will

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Das Sozialpädiatrische Zentrum ist wichtiger Teil der Heilbronner SLK-Klinik am Gesundbrunnen – und muss womöglich schließen. Was die Klinikleitung tun will, um das zu verhindern. 

Die Kinderklinik am SLK-Klinikum am Gesundbrunnen ist eine der größten nicht universitären Einrichtungen im Land.
Die Kinderklinik am SLK-Klinikum am Gesundbrunnen ist eine der größten nicht universitären Einrichtungen im Land.  Foto: Seidel, Ralf

Die SLK-Geschäftsführung hat ausführlich Stellung genommen zu den Vorgängen rund um das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ). Mitarbeiter sind diesbezüglich in großer Sorge. Sie fürchten, dass das Zentrum zum 1. Oktober schließen muss. Das hätte gravierende Folgen für Tausende Kinder in der Region, die dort betreut werden. Die Probleme am SPZ sind aber nicht die einzigen Schwierigkeiten, die SLK-Mitarbeiter umtreiben. Sie berichten unserer Redaktion von gravierender Arbeitsüberlastung in vielen Bereichen. Hier ist vollständig dokumentiert, wie die SLK-Pressestelle auf die Fragen der Redaktion zu den Vorwürfen und Sorgen antwortet. 

Wie groß ist die Gefahr, dass das SPZ zum 1. Oktober schließen muss? Was tun Sie, um das abzuwenden?

SLK-Pressestelle: Es wurden verschiedene Möglichkeiten in die Wege geleitet, um eine Schließung des SPZ zu verhindern. Zum einen wurde ein Antrag bei der KV Baden-Württemberg gestellt, um eine Mitarbeiterin als neue Leiterin anerkennen zu lassen, so dass die formalen Bedingungen für die Fortführung des SPZ erfüllt sind. Zum anderen gibt es bereits eine mündliche Vereinbarung mit einem anderen großen SPZ über einen Dienstleistungsvertrag, über den die Leitung ergänzend abgedeckt werden kann. Zudem suchen wir schon geraume Zeit die entsprechenden Personalien über Anzeigen und Personalberater, um alle vakanten Stellen zu besetzten. Wir gehen davon aus, dass der Betrieb des SPZ nach den Gesprächen mit der KV Baden-Württemberg nahtlos weiterlaufen wird.

 

Welche Konsequenzen hätte die Schließung des SPZ für die kindermedizinische Versorgung am Standort Heilbronn?

SLK: Da das SPZ eine reine ambulante Versorgung, aber ein wichtiges ergänzendes Angebot für die Kinderklinik darstellt, hätte eine Schließung zwar keine direkte Auswirkung auf die Kinderklinik, würde aber zu einer massiven Verschlechterung der Versorgung unserer kleinen Patienten führen. Dies würde zudem bedeuten, dass die unmittelbare Nachsorge von Patienten aus der Kinderklinik nicht gewährleistet werden kann, da sie nicht umfassend durch andere Stellen in Stadt- und Landkreis Heilbronn aufgefangen werden könnte. Für das SPZ besteht deshalb ein großer Versorgungsbedarf. Langfristig würde dieses erhebliche Versorgungsproblem gesellschaftspolitische Folgewirkungen mit sich ziehen, da den Kindern durch den Wegfall der Nachsorge (zum Beispiel im Bereich der Logopädie oder Physiotherapie) eine mögliche Chancengleichheit verwehrt bleiben würde.


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Wie sicher ist die kindermedizinische Versorgung am Standort, auch in den Bereichen Intensivmedizin und Neonatologie? Kann SLK seinem Versorgungsauftrag noch gerecht werden?

SLK: Die kindermedizinische Versorgung ist generell gesichert. In den vergangenen Monaten fanden zwei Prüfungen der Einhaltung der Strukturen gemäß GBA-Richtlinien die Kinderklinik betreffend statt, für die die beauftragende Stelle (Landesverbände der Krankenkassen und Verband der Ersatzkassen) dem SLK-Klinikum am Gesundbrunnen die Erfüllung der

- Anforderungen aller Qualitätskriterien der Richtlinie über Maßnahmen zur Qualitätssicherung für die stationäre Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit hämato-onkologischen Krankheiten (KiOn-RL) und

- Anforderungen gemäß der QFR-RL (Richtlinie Früh- und Reifgeborene) bestätigen.

 Durch bereits begonnene Personalakquise versuchen wir, altersbedingte Austritte, die in den kommenden Jahren anstehen, abzufangen, um die Versorgung weiterhin sicherzustellen.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf, die Geschäftsführung lasse die Kinderklinik im Stich und adressiere den enormen Personalmangel bei Ärzten und Pflegekräften nicht angemessen?

SLK: Die generalistische Ausbildung in der Pflege führt zu einer Abnahme des Interesses an einer Ausbildung im Bereich der Kinderkrankenpflege. Im Rahmen der generalistischen Pflegeausbildung müssen Auszubildende, die den Vertiefungsbereich Pädiatrie gewählt haben, zwei Jahre im Bereich der Erwachsenenpflege ausgebildet werden. Vor der Reform der Pflegeberufe wurde in der alten Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeausbildung in allen drei Ausbildungsjahren im Bereich der Kinderkrankpflege ausgebildet. Bei den SLK-Kliniken zeigt sich dieses abnehmende Interesse auch im deutlichen Bewerberrückgang für die Ausbildung aus zur Pflegefachfrau/-mann mit Vertiefungsrichtung Pädiatrie, im Vergleich zu den Bewerbungszahlen für die alte, eigenständige Kinderkrankenpflegeausbildung.

Da es uns ein drängendes Anliegen ist, auch weiterhin eine hohe Versorgungsqualität im Bereich der Kinderkrankenpflege jetzt und in Zukunft anbieten zu können, wurde mit Unterstützung von unserem langjährigen Partner der Stiftung „Große Hilfe für kleine Helden“ im Jahr 2024 das SLK-eigene Weiterbildungsprogramm „Fit für Pädiatrie – Exzellente Pflege für kleine Helden“ gestartet. Das modulare Weiterbildungsprogramm richtet sich speziell an generalistisch ausgebildete Pflegefachpersonen, die im Bereich der Kinderkrankpflege bei SLK tätig sind.

Je nach Tätigkeitsfeld erhalten Teilnehmer dieses Programmes bis zu 360 Stunden theoretischer und simulationspraktischer Weiterbildung im Bereich Pädiatrie im Anschluss an ihre Ausbildung. Dieses Angebot soll auch Bewerber, die bereits eine abgeschlossene Ausbildung haben,  ansprechen.  Eine weitere Maßnahme ist die Förderung der Weiterbildung einzelner Mitarbeiter mit jeweils bis zu rund 50.000 Euro, zum Beispiel im Bereich der Kinderintensivpflege. Wir sind mit hohem Nachdruck bemüht, die offenen Stellen bei Ärzten und in der Pflege zu besetzen, können aber die generelle Problematik des Personalmangels nicht lösen.

 

Wie schätzen Sie selbst die Personalausstattung an der Kinderklinik, auch im Vergleich mit ähnlich großen Häusern, ein?

SLK: Der Stellenplan ist aus unserer Sicht so bemessen, dass ein qualitativ hochwertiger Betrieb der Kinderklinik möglich ist. Die Problematik liegt nicht darin, dass nicht mehr Stellen zur Verfügung stehen, sondern vielmehr darin, dass die zur Verfügung gestellten Stellen, die vakant sind, aufgrund des Fachkräftemangels nicht besetzt werden können.

 

Wie groß ist das Defizit, das die Kinderklinik jedes Jahr erwirtschaftet bzw. mit welchem Betrag finanziert der Verbund die Einrichtung quer?

SLK: Keine Kinderklinik in Deutschland kann über das heutige Finanzierungssystem kostendeckend finanziert werden. So auch bei uns. Die Finanzierung der Pädiatrie ist bei weitem nicht ausreichend. Die Kinderklinik wird durch den gesamten SLK-Verbund mitfinanziert.

 

Was sagen Sie zu der geäußerten Annahme, die Kinderklinik sei „ein Sanierungsfall“?

SLK: Diese Annahme ist nicht zutreffend. Pädiatrie stellt sich aufgrund des Personalmangels und der Finanzierung im Krankenhausumfeld immer als Herausforderung dar. Für den SLK-Verbund stellt die Kinderklink, unabhängig von einer ausreichenden Finanzierung, ein fester Bestandteil unseres Versorgungsauftrags des Stadt- und Landkreises Heilbronn dar. Wir sind sehr froh und stolz, sagen zu können, dass unsere Mitarbeiter in der Kinderklinik trotz aller Herausforderungen eine hervorragende Arbeit leisten.

 


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