Kretschmanns KI-Appell in Heilbronn: „Wer nicht mitkocht, steht auf der Speisekarte“
Bei der Konferenz zum Thema „KI als Standortfaktor“ in Heilbronn stellt Ministerpräsident Winfried Kretschmann Erfolge und Aufgaben der Landesregierung dar, findet aber auch mahnende Worte und fordert dazu auf, selbst zu denken.
Künstliche Intelligenz ist auch eine politische Aufgabe, sagt Winfried Kretschmann. Der Ministerpräsident hat am Donnerstag in Heilbronn eine Grundsatzrede zum „KI Standort Baden-Württemberg“ gehalten und sich dabei klar positioniert.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann spricht über „KI Standort Baden-Württemberg“
„Es ist wichtig, dass wir vorne mitspielen.“ Beispiele, wo das bereits gelingt, führte er an. Die Konferenz, die die Akademie für Innovative Bildung und Management (AIM) gemeinsam mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und dem Kultusministerium veranstaltet hat, wollte Chancen und Herausforderungen für Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft thematisieren.
Kretschmann nutzte die Gelegenheit, die Entwicklungen im Land hervorzuheben. Man sei nicht nur das Land des Autos, sondern auch der KI. Dieser Ansatz materialisiere sich in Heilbronn in Form des Innovationsparks Künstliche Intelligenz (Ipai), der künftig die ganze Wertschöpfungskette abbilden soll. Gleichzeitig mahnte er dazu, alle Menschen bei der Transformation mitzunehmen: „Wir müssen den Spirit in die Breite der Gesellschaft tragen.“ Denn der Einfluss auf das tägliche Leben sei massiv. Kretschmann sieht dennoch den Mensch im Mittelpunkt, dessen Kreativität und Einmaligkeit sei die Basis für Innovationen. „KI ist ein kraftvolles Werkzeug, aber wirklich intelligent sind wir selbst.“

Ministerpräsident Kretschmann in Heilbronn: Neue Schulfächer statt zweite Fremdsprache
Drei Bereiche definiert der Ministerpräsident als Aufgabe für die Landesregierung im Zusammenhang mit KI. Sie fördere Spitzenforschung, ebne den Weg für die Anwendung und leiste einen Beitrag, damit sich „Menschen im KI-Zeitalter zurechtfinden“. Die Technik werde das Leben in vielen Bereichen völlig umkrempeln, deshalb sei Bildung wichtig. Nicht nur in Sachen KI.
„Bevor die Kinder KI für sich denken lassen, müssen sie lernen, selbst zu denken“, sagte Kretschmann. Im Bildungsplan habe man deshalb unter anderem Informatik, Demokratiebildung und Medienbildung gestärkt. Allerdings müsse man auch darüber sprechen, was dafür wegfalle. Kretschmann sprach sich dafür aus, die Pflicht zur zweiten Fremdsprache zugunsten neuer Fächer zu beenden. Weiterbildung forderte er auch für Lehrer.
Kretschmann: Baden-Württemberg bei der Anwendung von KI „auf einem guten Weg“
In der Forschung spiele Baden-Württemberg bereits eine zentrale Rolle. 500 KI-Professuren sind im Land ansässig. Mit dem Cyber Valley in Stuttgart und Tübingen sowie dem Ellis-Institut in Tübingen setze man Standards, ebenso mit der Forschung in Heilbronn, wo eine in Deutschland einmalige Doktorandenausbildung aufgebaut wird. Eigene Innovationen seien wichtig für die digitale Souveränität: „Wer nicht mitkocht, steht irgendwann auf der Speisekarte“, so Kretschmann. Das gilt auch für den Datenschutz, in dem man Maßstäbe setzen könne, wenn er nicht verhindert, sondern gestaltet. Regulierungen dürfen Europa nicht im internationalen Vergleich ausbremsen. Kein Land könne allein gegen die USA oder China ankommen: „Das müssen wir gemeinsam lösen.“
Bei der Anwendung von KI sei Baden-Württemberg auf einem guten Weg. 25 Milliarden Euro habe man seit 2014 investiert und „ein europaweiteinzigartiges KI-Ökosystem“ geschaffen. Man arbeite an starken Netzwerken und unterstütze Unternehmen. Als Coup bezeichnete Kretschmann in dem Zusammenhang die Ansiedlung des Forschungszentrums Imec im Heilbronner Ipai. Den „Konkurrenzwettlauf“ um solche Institutionen könne man sich nicht vorstellen: „Da müssen Sie als Ministerpräsident alles stehen und liegen lassen“, sagte Kretschmann.