Heilbronn im KI-Fokus: Von Schule bis Medizin tut sich in der Region viel
200 geladene Gäste kommen zur KI-Grundsatzrede von Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach Heilbronn in die Bildungsfabrik. Wo Künstliche Intelligenz in Bildung und Wirtschaft eingesetzt wird, wo Risiken liegen, davon berichten Experten.
Künstliche Intelligenz erfasst mit ihren Anwendungen immer weitere Teile der Gesellschaft. Die Jugend von heute für den Umgang damit vorzubereiten, das ist auch Thema der Schulverwaltung. Darauf wies Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hin, die zur Veranstaltung „KI als Standortfaktor für Baden-Württemberg: Chancen und Herausforderungen für Schule, Wirtschaft und Wissenschaft“ im Heilbronner Open Space der Bildungsfabrik gekommen war. Auch kritisches Denken der Schüler, betonte sie, müsse man fördern.
Thomas Riecke-Baulecke, Präsident des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung, sah das ähnlich. Der KI-Einsatz allein ist für ihn keine Option. „Die Verdummung der Menschen kann nicht das Ziel sein.“
Renommierter Bildungsforscher: John Hattie fordert in Heilbronn Diskussion über KI
John Hattie, einer der weltweit renommiertesten Bildungsforscher, ging in seiner Rede auf Chancen von KI im Unterricht ein. Bei Social Media habe man es versäumt, rechtzeitig über deren Möglichkeiten und Risiken zu diskutieren. Er erwartet deshalb, dass dies im Gegensatz dazu bei KI gelinge. Unter anderem müsse man den Kindern beibringen, Fragen zu stellen und die Qualität von KI-Antworten bewerten zu können. „Das müssen wir schnell an die Schulen bringen.“

Zugleich warnte John Hattie davor, eine weitere App für Schulen zu entwickeln, es gebe davon schon Tausende. KI kann für ihn im Unterricht sinnvoll sein. Anwendungen gäben Schülern bessere Rückmeldungen, unterstützten Schüler und erhöhe deren Motivation.
Künstliche Intelligenz in Heilbronn: Ipai will die Menschen niederschwellig erreichen
KI ist in Heilbronn schon lange ein Thema, gerade an der Hochschule Heilbronn befassen sich Wissenschaftler damit seit Jahren. Aber durch den Innovationspark Künstliche Intelligenz (Ipai), einem Netzwerk von Unternehmen und Institutionen, gewinnt es an Aufmerksamkeit. Ipai, hinter dem das Land und die Dieter-Schwarz-Stiftung stehen, wolle KI zugleich den Menschen vermitteln, auch niederschwellig wie etwa mit dem KI-Festival im Sommer, sagte Ipai-Geschäftsführer Moritz Gräter.
Am Ipai angesiedelt ist auch das „KI-Zentrum Schule“. Zu dessen Zielen für 2027 gehöre, sagte Anja Schneider-Heer vom KI-Zentrum, dass eine Million Schüler von KI-Anwendungen profitierten.
Mitarbeiter müssen sich sicher fühlen, wenn sie KI im Unternehmen einsetzen
Mitarbeiter bräuchten eine „psychologische Sicherheit“, wenn sie in der Arbeit KI einsetzen sollen. Das betonte Katharina Hölzle, geschäftsführende Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation. Kollegen müssen ihrer Ansicht nach wissen, dass man auch etwas ausprobieren und riskieren dürfe. „Sie brauchen die Möglichkeiten.“ In Heilbronn berichtete sie vom Einsatz in der Wissenschaft. Forschung profitiere von KI, vor allem im Zusammenspiel von KI und Mensch werde diese „richtig gut“, so Katharina Hölzle.
Wie bei Audi die Technik zum Einsatz kommt, beschrieb Andreas Kühne anschaulich. Beispielsweise könnten Schweißpunkte besser kontrolliert werden. In der Instandhaltung können Kollegen mit einem Programm schneller arbeiten, sagte er. Der Autobauer gehört ebenfalls zu Ipai. Das Zusammenspiel darin sei „Gold wert“, sagte Andreas Kühne.
Auch in der Medizin kommt KI zum Einsatz. Sie hilft beispielsweise schon jetzt bei der Krebsbehandlung, wenn es um die Erkennung von Mustern geht, sagte Uwe Martens, Direktor der Klinik für Innere Medizin am SLK-Klinikum Heilbronn. Sie sei ein Hilfsmittel, um Daten aufzubereiten. In Heilbronn haben sich Informatiker der Hochschule Heilbronn mit SLK-Medizinern zum Molit-Forschungsinstitut zusammengetan. „Diesen Weg der Vernetzung müssen wir gehen.“