Heilbronner Gefängnis wird zur Großbaustelle: So schreitet das 100-Millionen-Projekt voran
Die JVA Heilbronn wird in den nächsten 15 Jahren modernisiert – mit neuen Zellen, verbesserter Sicherheitstechnik und nachhaltiger Energieversorgung.
Die Justizvollzugsanstalt Heilbronn soll in den nächsten 15 Jahren für rund 100 Millionen Euro auf Vordermann gebracht werden, so die Schätzung zum jetzigen Zeitpunkt von Frank Berkenhoff, Leiter von Vermögen und Bau Heilbronn.
Aktuell ist sie eine der größten Baustellen im innerstädtischen Raum. Der Gebäudekomplex gilt als marode, viele technische Anlagen sind veraltet. Eine umfassende Generalsanierung soll das ändern.
JVA Heilbronn wird saniert: Alles wird über eine Torwache abgewickelt
Zentraler Bestandteil der Arbeiten ist der sogenannte Sternbau: Vier Flügel, die nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet sind, werden in vier Bauabschnitten saniert. Begonnen wurde im April 2025 mit dem Ostflügel. Die Kosten für den ersten Bauabschnitt liegen bei 18 Millionen Euro. Danach folgen die Sanierungen der Zellbereiche – neue Bodenbeläge, gestrichene Wände, eine freundlichere Umgebung für die Inhaftierten.

„Es ist eine der komplexesten Baumaßnahmen, die Vermögen und Bau Baden-Württemberg aktuell in Heilbronn umsetzt - insbesondere was die Logistik betrifft“, erklärt Frank Berkenhoff. Denn: Die Anstalt liegt mitten in der Stadt. Eine Baustellenzufahrt über angrenzende Freiflächen gibt es nicht. Alles muss über die bestehende Torwache geregelt werden.
Wasser, Strom, Abwasser: Alles in der JVA Heilbronn wird modernisiert
Für den kompletten Sternbau sind zehn Jahre angesetzt – etwa zwei Jahre pro Flügel, wobei der erste Bauabschnitt aufgrund umfangreicher Vorarbeiten am längsten dauern wird. Die Arbeiten am zweiten Flügel starten voraussichtlich 2029. Parallel werden wichtige technische Infrastrukturen modernisiert.
Die Versorgungssysteme – Wasser, Strom, Abwasser – werden auf den neuesten Stand gebracht. „Dazu müssen wir das Gebäude teilweise untergraben, um neue Versorgungskanäle anzulegen. Das sind trickreiche Tiefbauarbeiten“, sagt Berkenhoff. Auch der Brandschutz wird aufgerüstet: Auf den Dächern werden unter anderem Abluftventilatoren installiert.
Weihnachtsplätzchen hinter Gittern: Bäckerei zieht ins neue Werkstattgebäude
Auch die Sanierung des Werkstattgebäudes steht auf der Agenda, diese erfolgt abschnittsweise. Die Insassen sollen weiterarbeiten können, der Werkstattbetrieb muss weitgehend aufrechterhalten bleiben, beispielsweise in der Bäckerei, die bisher im Untergeschoss des Ostflügels untergebracht war. Dort entstehen unter anderem die beliebten Weihnachtsplätzchen der JVA.

Ein Wunsch der Anstaltsleitung war es, diesen Betrieb nicht allzu lange zu unterbrechen. Die Bäckerei soll deshalb in das neue Werkstattgebäude integriert werden – möglichst rechtzeitig zur Weihnachtszeit. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran“, betont Berkenhoff.
Für JVA-Leiter Andreas Vesenmaier hat die Bäckerei eine besondere Bedeutung: „Sie ist ein Türöffner zur Bevölkerung.“ Die dort produzierten Waren werden im „Gitterlädle“, dem Verkaufsladen der JVA, angeboten – ein wichtiges Zeichen in Sachen Resozialisierung. „Die Menschen draußen sollen erfahren, was hinter Gittern passiert. Gefangene sind nicht einfach nur weggesperrt, sie arbeiten in einem strukturierten Tagesablauf.“
Suizidprävention: Einzelzellen werden teilweise zu Gemeinschaftshafträumen
Doch nicht nur im Werkstattbereich stehen Veränderungen an: Auch die sogenannte Zugangsabteilung, in der neu aufgenommene Gefangene untergebracht werden, soll verlegt werden – aus dem Haupthaus in den moderneren E-Bau, der erst vor wenigen Jahren errichtet wurde. Die entsprechenden Bauarbeiten stehen unmittelbar bevor und sollen bis August 2025 abgeschlossen sein, informiert Andreas Vesenmaier.

Mehrere Einzelhafträume werden dann durch Wanddurchbrüche zu Gemeinschaftshafträumen umgestaltet. Ziel sei es, Gefangene gerade in der psychisch besonders belastenden Anfangsphase ihrer Inhaftierung nicht isoliert, sondern gemeinschaftlich unterzubringen – aus Sicht der Anstaltsleitung ein wichtiger Schritt in der Suizidprävention.
Klimaschutz in der JVA Heilbronn: Fernwärme statt Gas ab 2026
Neben baulichen Maßnahmen wird auch der Energie- und Klimaschutz großgeschrieben: Derzeit wird die JVA noch mit Gas versorgt, ab 2026 soll sie ans Fernwärmenetz der Stadtwerke Heilbronn angeschlossen werden. Damit ließe sich der CO2-Ausstoß um bis zu 85 Prozent reduzieren, aktuell liegt dieser bei fast 1000 Tonnen jährlich, informiert Berkenhoff.
Zusätzlich sind Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen, dichtere Fenster und Wärmedämmputz vorgesehen. „Die JVA Heilbronn wird energetisch deutlich besser aufgestellt sein.“
Blick in die Zukunft: JVA bleibt erstmal eine Dauerbaustelle
Die umfangreichen Maßnahmen an Sternbau und Werkstattgelände sollen in den kommenden 15 Jahren abgeschlossen sein. „Wir arbeiten kontinuierlich daran, die JVA Heilbronn zukunftsfähig zu machen“, betont Berkenhoff.
Doch damit ist die Modernisierung möglicherweise noch nicht beendet: Auch weitere Sanierungen, etwa an der Torwache, sind perspektivisch vorgesehen.
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