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Heilbronn im Hitze-Check durchgefallen? Alles nur ein PR-Coup ohne Substanz

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In einem absurden Vergleichstest zeigt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Heilbronn wegen vieler versiegelter Flächen die rote Karte. Ernst nehmen kann man das nicht, meint unser Autor.


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Jetzt hat es Heilbronn Schwarz auf Weiß. Die Stadt ist potenzielle Hitze-Hölle, während sich die Bewohner Detmolds oder Mülheims an der Ruhr  als große grüne Gewinner fühlen können. Die so umstrittene wie einflussreiche Deutsche Umwelthilfe hat damit mit geringstmöglichem Aufwand einen maximalen PR-Coup gelandet.

In völliger Verkennung historischer, geografischer und struktureller Unterschiede hat sie zunächst den Anteil der versiegelten Flächen in den Städten verglichen. Und, Überraschung: Potsdam, Stadt der Wasserflächen und historischen Parkanlagen, kommt dabei besser weg als industriell geprägte, aber im Wandel befindliche Städte wie Heilbronn oder Ludwigshafen.

Hitze-Check lässt Gründe für Versiegelung völlig außer Acht

Völlig außer Acht lässt die DUH, warum Flächen versiegelt sind. In Ludwigshafen nimmt die BASF ein Areal von zehn Quadratkilometern ein.  Vermutlich hat der Weltkonzern, der sich auf den Weg der Energiewende gemacht hat, mehr zur Bewältigung der weltweiten Klimakrise beizutragen als Park Sanssouci in Potsdam.

Es ist ein Unterschied, ob Fläche für einen Parkplatz gebraucht wird oder für einen Bildungscampus, für ein Kohlekraftwerk oder den Heilbronner KI-Innovationspark, in dem Lösungen für große Probleme der Gegenwart entwickelt werden sollen. Städte mussten schon immer Arbeit, Wirtschaft, Wohnen, Forschung, Bildung, Freizeit und Erholung in Einklang bringen. In der Bullerbü-Vorstellung der DUH sind Städte „lebenswerte Orte der Erholung“, wie es auf der Homepage begleitend zur Studie heißt.

Der Kanalhafen in Heilbronn mit EnBW-Kraftwerk: Ist Heilbronn eine zubetonierte Hitze-Hölle? Diesen Eindruck versucht die DUH-Studie zu vermitteln.
Der Kanalhafen in Heilbronn mit EnBW-Kraftwerk: Ist Heilbronn eine zubetonierte Hitze-Hölle? Diesen Eindruck versucht die DUH-Studie zu vermitteln.  Foto: Andreas Gugau

DUH-Lieblingsgegner Stuttgart kommt mit gelber Karte weg

Stuttgart kommt im DUH-Check mit einer gelben Karte weg. Das mag daran liegen, dass die Stadt zu einem Viertel aus Wald besteht und die Umwelthilfe tatsächlich noch ein zweites Kriterium berücksichtigt hat, das sogenannte Grünvolumen, also „dreidimensionale Vegetationskörper“, vulgo: Bäume und anderes hohes Gewächs.

Dass Stuttgart waldreich und auch sonst sehr grün ist, hat die DUH freilich nicht interessiert, als sie Klagen anstrengte, weil an einigen City-Kreuzungen Feinstaubwerte gerissen wurden – reumütig erhört vom damaligen grünen Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der den „Feinstaubalarm“ ausrief.

Erhalt des Kopfbahnhofs ginge auf Kosten der grünen Wiese

Derzeit kämpft die DUH für den Erhalt des Stuttgarter Kopfbahnhofs. Ihr Geschäftsführer Jürgen Resch hat dabei einen Mitstreiter in Claus Weselsky gefunden. Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL steht nicht im Verdacht, ein Freund differenzierter Zwischentöne zu sein. Gemeinsam wollen sie oberirdische Bahnanlagen erhalten, die durch Stuttgart 21 ja gerade obsolet werden sollen.

Dadurch würde unmöglich, was für Stuttgart Hauptvorteil des Megaprojekts ist:  der Neubau eines riesigen Stadtviertels auf ohnehin versiegelter Fläche für Tausende Menschen. Und die Erweiterung eines Parks. Die Alternative in einer Stadt der Wohnungsnot: Flächen versiegeln in grünen Randlagen.

Mit solchen Widersprüchen hält sich die DUH nicht auf, sie betreibt lieber Schwarz-Weiß-Malerei. Die Verantwortlichen in Heilbronn und anderen angeblichen Hitze-Höllen tun gut daran, sich weiter von differenzierten Erwägungen leiten zu lassen statt von holzschnittartigen Studien. 

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Kommentare

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Peregrinus Tyss am 01.08.2024 00:34 Uhr

Hitzegefahr an der Prozentrate der versiegelten Fläche festzustellen, ist ein wenig kurz gegriffen. Aber ja, es gibt in der Innenstadt eine Menge Straßen ohne Bäume und Plätze ohne Brunnen. Aber dem stehen entgegen der Fluß, die Parks und die Pläne der Stadt, Heilbronn umzugestalten.
Und nicht zu vergessen: Heilbronn ist eine Stadt, der ihr Herz zerbombt wurde und beim Wiederaufbau wurden die Prioritäten der Zeit entsprechend anders gesetzt.

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Vinzenz Kummer am 31.07.2024 13:10 Uhr

Sehr , sehr gut Herr Hettich!
Lange habe ich den seriösen, verantortungsvollen Journalismus zu diesem Thema bei der "Stimme" vermisst.
Wenn irgendwo eine Studie der systemfeindlichen " deutschen (?) Umwelthilfe " veröffentlicht wird
sollte man diese mit Vorsicht betrachten. Vor wenigen Jahren in Deutschland angetreten um den Diesel der deutschen Automobilindustrie zu zerstören. Gesponsert von Toyota , deren geringe Dieselverkaufszahlen in Deutschland dazu führten, dass man den Verkauf von Dieselfahrzeugen in Deutschland stoppte. Das Klimaproblem ist nicht zu verleugnen, aber der Versuch die Menschheit von gesteueter Seite aus ideologischen oder wirtschaftlichen Gründen permanent in Schrecken zu versetzen ist nicht seriös. Ja und ich gehöre zu denen , die sagen dass es jetzt Sommer ist und da kann es auch in unseren Breiten heiss sein und wenn es nicht so wäre dann wäre laut "DUH" wohl auch der Klimawndel schuld. Also genießen wir den Sommer , bald wird er wieder vorbei sein.

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Rüdiger Eisenbraun am 31.07.2024 11:09 Uhr

Ein grandioser Kommentar. Gut geeignet um den Leuten die Augen über den umwelt-extremistischen Abmahn-"Verein" DUH zu öffnen.
Vielen Dank Herr Hettich.

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Günther Knapp am 31.07.2024 10:35 Uhr

Leider gibt es immer wieder Schlagzeilen von einseitig ideologisch geprägten Organisationen wie hier der DUH in Umlauf gebreacht werden. Auch der NABU tendiert sehr oft in eine solche rein ideologische Richtung. Es ist nicht falsch auf Mängel, gerade im Bereich Umwelt, hinzuweisen aber bitte nicht völli ideologisch und weltfremd. Solche Organisationen schaden mit solchen Schlagzeilen nicht nur "Der Umwelt" sondern auch sich selbst und ihren Mitläufern!
Gerade wer Heilbronn seit zig Jahren kennt, weiß um den Wandel der Stadt hinsichtlich der Lebensqualität für ihre Bürger. Es gibt noch vieles zum "Meckern" aber oft bezüglich anderer Probleme!

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Helmut Sieber am 31.07.2024 10:30 Uhr

Lieber Herr Hettich,
es ist lieb von Ihnen, dass Sie Heilbronn so in Schutz nehmen. Man findet natürlich immer gute Gründe um Flächen zu versiegeln. An dem objektiven Sachverhalt der Hitzeempfindlichkeit ändert das aber eben nichts. Und dies stellen Sie ja auch nicht in Frage, oder?

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