Nach tödlichem E-Scooter-Unfall in Heilbronn: Wie sinnvoll ist eine Helmpflicht?
In Heilbronn kommt es immer wieder zu schweren, teils tödlichen Unfällen mit E-Scootern. Viele Fahrer tragen auf dem Roller keinen Helm. Eine gesetzliche Pflicht besteht bislang nicht. Wie sinnvoll ist sie wirklich?
Seit einigen Jahren sieht man immer häufiger E-Scooter – ob auf Gehwegen abgestellt oder als Fortbewegungsmittel im Straßenverkehr. Die elektrischen Roller werden auch immer beliebter. Doch mit der häufigeren Nutzung steigt auch die Zahl der Unfälle. Das registriert auch die Polizei Heilbronn. Während 2023 E-Scooter-Fahrer nur 67 Mal im Straßenverkehr verletzt wurden, sind es 2024 mit 119 Fällen fast doppelt so viele. Einer davon endet tödlich.
Tödlicher Unfall in Heilbronn – Helm für E-Scooter-Fahrer keine Pflicht
2025 kommt ein weiterer toter E-Roller-Fahrer hinzu: Ein 29-Jähriger war am 22. Juli von einem Lkw in der Heilbronner Austraße überrollt worden. Er starb noch an der Unfallstelle. Damit die Gefahr für die Nutzer der Roller sinkt, sollten sie einige Regeln beachten. Auf einem E-Scooter darf beispielsweise nur eine Person fahren. Was hingegen nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, ist eine Helmpflicht.
Denn in der Straßenverkehrsordnung (StVO) ist unter Paragraf 21a Absatz zwei geregelt, dass ein Schutzhelm erst ab einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h nötig ist. Darunter fallen E-Roller nicht, denn mit ihnen darf man nur maximal 20 km/h fahren. Aber wie sinnvoll ist es, dennoch einen Helm zu tragen – oder gar eine Pflicht dafür einzuführen?
Kopfverletzung vermeiden: Darum ist ein Helm auf dem E-Scooter sinnvoll
Aus Sicht der Verantwortlichen in den SLK-Kliniken ist das Tragen eines Helms immer sinnvoll. Schließlich können Fahrer von Rollern oder auch Fahrrädern so Kopfverletzungen abmildern oder ganz verhindern. Gerade in den Notaufnahmen sei in den SLK-Kliniken eine „steigende Tendenz“ von Patienten zu erkennen, die mit dem E-Roller gestürzt oder in Unfälle verwickelt waren.
Behandelt werde in den meisten Fällen nur leichte Verletzungen wie Schürfwunden oder Stauchungen. „Es kommt aber auch öfter zu Gehirnerschütterungen oder Platzwunden am Kopf. Seltener kommt es auch zu sehr schweren Kopfverletzungen“, gibt die Pressestelle Auskunft.
Polizei und SLK-Kliniken sprechen sich für Helm-Nutzung auf E-Scootern aufs
Die Polizei Heilbronn gibt auf Stimme-Nachfrage ebenfalls an, dass ein Helm für E-Scooter-Fahrer „aus polizeilicher Sicht als sinnvoll erachtet“ wird. Ebenso wie bei Fahrradfahrern hätten Nutzer der Roller bei einem Unfall ein „besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verletzungen“. Mit einem Helm könne das Risiko stark minimiert werden. „Ein Aufprall gegen ein starres Hindernis kann bereits mit 15 km/h tödlich sein“, erklärt die Polizei. Dabei dürfen die Roller sogar noch etwas schneller fahren.
Das niederländische Unternehmen Dott, das als einziges in Heilbronn Roller zum Leihen anbietet, unterstützt nach eigener Angabe das freiwillige Tragen von Helmen. Außerdem habe Dott 2020 als erstes eine integrierte Helmlösung bei Leihrollern auf den Markt gebracht.
Helmpflicht auf E-Scooter nicht sinnvoll? Das steckt dahinter
Eine Helmpflicht lehnt die Firma allerdings ab – mit Bezug auf Studien zu Helmpflicht bei Fahrrädern. Die Pflicht führe zur geringeren Nutzung von Rädern, so die Erklärung. „Da wir die Mobilitätswende mit unseren Fahrzeugen unterstützen möchten, sprechen wir uns dezidiert gegen eine Helmpflicht für Fahrräder oder E-Scooter aus.“
Ähnlich sieht das auch der Bundesverband Elektrokleinstfahrzeuge und verweist auch auf einen möglichen Rückgang der E-Roller-Nutzung. Gerade spontane Fahrten, wenn kein eigener Helm verfügbar, der Fahrer aber auf ein Leihfahrzeug angewiesen ist, würden wegfallen.
Gegen Helmpflicht für E-Scooter-Fahrer – Roller würden seltener genutzt werden
Der Vorsitzende Lars Zemke erklärt gegenüber der Heilbronner Stimme, dass der Verband das Tragen eines Helms ausdrücklich für E-Scooter-Fahrer empfehle, zusätzlich mit integriertem Kinnschutz im Falle eines Aufpralls. Statt einer Helmpflicht setzte man aber auf Aufklärung. Beispielsweise mit Veranstaltungen soll für die Helm-Vorteile sensibilisiert werden.
Außerdem hänge die Sicherheit laut Zemke nicht nur an fehlender Schutzausrüstung. Wichtiger sei das Verhalten der Fahrer. Oftmals seien sie auf dem E-Scooter durch das Smartphone oder Kopfhörer abgelenkt. Auch mangelnde Sichtbarkeit in der Dunkelheit sei ein Thema, das mit einem Helm kaum verbessert werde.


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