Verletzung, Feinstaub, Tierleid: Was für und gegen ein Feuerwerksverbot spricht
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Wegen Umweltschutz und gesundheitlichen Schäden fordern Organisationen oftmals ein Feuerwerksverbot. Der Pyrotechnikverband versucht, einige Argumente zu entkräften.
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Feuerwerke zünden zum Jahreswechsel ist für viele Menschen eine liebgewonnene Tradition. Manche schauen sich die bunten Lichter nur an, andere feuern selbst gerne Raketen und Böller in die Luft. Deshalb fordern 55 Verbände und Organisationen, die sich im Bündnis #böllerciao zusammengetan haben, dass es künftig ein Verbot von privatem Feuerwerk geben soll. Dazu zählt auch die Polizeigewerkschaft, die Anfang Dezember bereits eine Petition mit 2,2 Millionen Unterschriften an die Politik übergeben hat.
Anders sieht das der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk e.V. (Bvpk). Ein Verbot sei eine „populistische Scheinlösung“, in Deutschland bestünden bereits die strengsten Regeln für Silvesterfeuerwerk in Europa. Stattdessen versucht der Verband einige Argumente gegen privates Feuerwerk durch Studien zu entkräften.
Feuerwerk-Verbot wegen Feinstaubbelastung: Verband sieht keine Gesundheitsschäden
Eines davon: die hohe Feinstaubbelastung durch Silvesterfeuerwerk. Dafür führt der Verband eine Studie von 2021 an, die beweisen will, dass die Feinstaubmenge nur halb so groß ist wie in den Jahren zuvor angenommen. Diese neuen Werte sollen vom Umweltbundesamt validiert sein und bis heute verwendet werden. Allerdings handelt es sich bei den Verfassern der Studie um zwei Personen, die laut der Herausgeberseite Wiley Verbindungen zum VPI haben – dem Verband pyrotechnischer Industrie. Einer der Autoren ist bei Wiley auch mit seinem LinkedIn-Profil vertreten. Das zeigt, dass er in der Forschung bei der Pyrotechnischen Fabrik WECO arbeitet.
Der Bvpk verweist auch auf das Max-Planck-Institut. In einer Erhebung aus dem Jahr 2017, die vom Institut als Unstatistik bezeichnet wurde, zeigt sich, dass es sich bei der Feinstaubbelastung um punktuell höhere gemessene Werte handelt. Am 2. Januar werden demnach keine Feinstaubbelastungen mehr festgestellt, keine Grenzwerte überschritten. Zudem soll es keine Belege geben, die gesundheitliche Folgen für Menschen bestätigen – größere Auswirkung hätte demnach der innerstädtische Verkehr.
Dem widerspricht jedoch das Bundesumweltamt. Die Menge an Feinstaub von mehr als 2000 Tonnen, allein durch abgebranntes Feuerwerk, mache ein Prozent der gesamten Belastung eines Jahres aus. „Am ersten Tag des neuen Jahres ist die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub vielerorts so hoch, wie sonst im ganzen Jahr nicht“, teilt das Amt im Dezember 2025 mit.
Pyrotechnikverband mit „Schein-Argumenten“? Deutsche Umwelthilfe widerspricht
Allerdings spricht sich der Bundesverband nicht für jede Form des Feuerwerks aus – warnt sogar vor illegalen Feuerwerkskörpern. Aus Sicht des Bvpk wäre für die Bekämpfung ein bundesweiter Ermittlungsschwerpunkt mit besserer Kooperation im In- und Ausland nötig. Auch Prävention und Bildungsarbeit sei sinnvoller als ein „pauschales Verbot eines ganzen Brauchtums“.
Denn die „massive Gefahr“ gehe von illegalem Feuerwerk aus. „Schweren Verletzungen sorgen jedes Jahr zu Recht für Entsetzen. Diese Fälle haben praktisch immer mit illegalen Produkten zu tun“, betont Christoph Kröpl, Geschäftsführer des Verbands. Ein Verbot von Feuerwerk hätte dennoch keine Entlastung in den Notaufnahmen zur Folge. Dafür wird eine Studie angeführt, die die Auslastung der Notaufnahmen in Jahren mit Feuerwerksverbot während der Pandemie mit den Folgejahren vergleicht. Das Ergebnis: Krankenhäuser spürten keine Entlastung. Für viele Einsätze und Behandlungen sei intensiver Drogenkonsum verantwortlich.
Dem widerspricht die Deutsche Umwelthilfe massiv. „Die Einschätzungen und Schein-Argumente des Bvpk stehen in klarem Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen“, so die deutliche Stellungnahme. Illegale Pyrotechnik erkläre nicht die vielen Schäden und Verletzungen. Auch die Bundesärztekammer spricht sich für ein Verbot von Silvesterfeuerwerk aus.
Polizei Heilbronn widerspricht Pyrotechnikverband: Verbot wäre keine untragbare Belastung
Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei sieht der Bvpk durch ein Verbot nicht entlastet. Denn: „Feuerwerk wird praktisch ausschließlich friedlich genutzt“, so die Annahme des Verbands. Gewaltexzesse treten demnach nur in Ballungsgebieten auf – das Verhalten stehe aber ohnehin unter Strafe, weshalb Verbote nicht sinnvoll seien. Außerdem seien Verbote kaum kontrollierbar und „ohne Sicherheitsgewinn“.
Die Polizei Heilbronn hat jedoch andere Erfahrungen gemacht. Besonders die Silvesternacht 2022/23 sei durch „missbräuchlich eingesetzten pyrotechnischen Gegenstände“ auf dem Marktplatz im Gedächtnis geblieben. Von einer „untragbaren Belastung“ für Einsatzkräfte geht der Bvpk durch ein mögliches Verbot aus. Doch auch das kann die Heilbronner Polizei nicht bestätigen.
Böllerverbot in Heilbronn: Das sagen Verbände zu der Regelung
Solche kommunalen Regelungen sind nicht im Sinne des Bvpk. „Rechtliche Unsicherheit, ein kommunaler Flickenteppich und Verlagerungseffekte“ – das befürchtet Geschäftsführer Christoph Kröpl. Ähnliches fürchtet auch die DUH, kommt jedoch zu einem anderen Schluss: Die Ausnahmen, dass Privatpersonen zum Silvesterfest Böller und Raketen kaufen und zünden dürfen, sollte demnach gestrichen werden.
Das Böllerverbot könnte für die Beamten in Heilbronn allerdings eine Herausforderung werden. Zwar will die Polizei die Anzahl der Einsatzkräfte nicht ändern, doch es dürfte demnach schwierig sein, „im Einzelfall polizeiliche Maßnahmen schnell treffen zu können“ – besonders, weil die erlaubten Feuerwerkskörper nur schwer von den verbotenen Böllern zu unterscheiden seien.
Konstruierter „Dauernotstand“? Was für und gegen ein Feuerwerksverbot spricht
„Komplett ausgeblendet bleibt vom Bvpk zudem das enorme Tierleid“, kritisiert die DUH die Argumentation des Pyrotechnikverbands. Haustiere gerieten in Panik, aber auch Wildtiere leiden unter dem Feuerwerk zum Jahreswechsel. Das betont auch der Naturschutzbund Heilbronn-Hohenlohe. Beispielsweise Vögel kämen stundenlang nicht zur Ruhe, da sie noch in sieben Kilometer Entfernung von Feuerwerk beeinträchtigt werden.
„Böller und Raketen dürfen aus gutem Grund nicht das gesamte Jahr verkauft oder gezündet werden“, so das Resümee der Deutschen Umwelthilfe. Aus Sicht der Bvpk würden hingegen verantwortungsvolle Menschen mit einem Feuerwerksverbot bevormundet. „Aus einer Nacht kontrollierter Ausnahme und Freude konstruieren Feuerwerksgegner einen Dauernotstand.“
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