Klare Bahn-Ansage: So stehen Heilbronns Chancen auf einen ICE-Halt
Der ICE verabschiedet sich am Freitag aus Heilbronn, wegen Bauarbeiten hatte es zuletzt tägliche Verbindungen gegeben. Doch kommt auch der dauerhafte Anschluss an den Fernverkehr?
Seit Mitte April hatte Heilbronn vorübergehend Anschluss an den Fernverkehr: Wegen der Sperrung der Strecke zwischen Stuttgart und Mannheim hielten täglich einzelne ICE-Züge und nahmen Fahrgäste mit Richtung Berlin und Innsbruck. Freitag um 15.46 Uhr fährt der ICE zum letzten Mal und Heilbronn ist wieder Provinzbahnhof.
„Die Nachfrage durch die Reisenden in Heilbronn liegt dabei im erwarteten, eher niedrigen Bereich“, teilt die Deutsche Bahn (DB) auf Nachfrage mit. Die Passagierzahlen werden stets mit großer Aufmerksamkeit betrachtet, so war das auch bei den vorhergehenden baustellenbedingten ICE-Zwischenspielen. Die Stadt Heilbronn startete seinerzeit eine Umfrage unter Passagieren und Unternehmen und sprach von einem großen Interesse.
ICE in Heilbronn: Bahn sieht geringe Nachfrage
Die DB zieht ein nüchternes Fazit „Außerhalb dieser Bauzeiträume sind derzeit keine regelmäßigen Fernverkehrshalte in Heilbronn geplant, weil die großen Reisendenströme dann über schnellere und nachfragestärkere Routen verlaufen“, erteilt der Konzern einer jahrzehntealten Forderung aus der Region einmal mehr eine Absage.
Nahrung bekam die Diskussion zuletzt bei der Tech, einem bundesweit beachteten Netzwerkreffen, das Spitzenpolitiker und Branchengrößen auf der Heilbronner Theresienwiese zusammenbrachte. „Heilbronn braucht einen ICE-Anschluss“, sagte Daniel Abbou vom KI-Bundesverband am Rande der Veranstaltung der Heilbronner Stimme. Viele Teilnehmer hätten über die beschwerliche Anreise geklagt.
Tech-Netzwerktreffen: Teilnehmer fordern ICE für Heilbronn
Als „Steilvorlage“ für weitere Bemühungen um einen Fernverkehrsanschluss wertet die Heilbronner Landtagsabgeordnete Gudula Achterberg Abbous Aussage. Im Schulterschluss mit ihrem CDU-Kollegen Michael Preusch will sie weiter Druck machen. Auch Matthias Gastel, Bahnexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, sieht weiter Chancen auf einen Fernverkehrsanschluss. „Die Region hat das verdient.“ Für Gastel steht dabei aber eher der IC im Fokus als der schnelle und teure ICE, der seine Geschwindigkeit im kurvenreichen Neckartal ohnehin nicht ausfahren kann.
Derweil stellt das aktuelle Qualitätsranking des Landes dem regionalen Schienenverkehr im Raum Heilbronn ein schlechtes Zeugnis aus. Die Anbieter SWEG und Arverio landen mit ihren Verbindungen auf der Achse zwischen Stuttgart, Heilbronn, Osterburken und Würzburg auf den Plätzen 25 und 31 von 33 untersuchten Netzen.
Vor allem die Pünktlichkeit ist bei beiden mit Werten um die 70 Prozent weiter schwach. Das heißt: Drei von zehn Zügen schaffen es nicht, die Verspätung unter einer Zeit von 3 Minuten und 59 Sekunden zu halten. Die Anbieter verweisen auf die marode Infrastruktur, die vielen Baustellen auch im Zusammenhang mit dem Ausbau des Digitalen Knotens Stuttgart sowie die hohe Belastung der Strecke.

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