Verkehrsführung in Heilbronn sorgt bei Radfahrern für Verwirrung und Kritik
Wer in Heilbronn mit dem Fahrrad unterwegs ist, weiß oft nicht, wo die Radwege entlangführen. Die Verwaltung spricht von sub-optimalen Zuständen.
Die Beschilderung der Radwege aus der Innenstadt von Heilbronn in Richtung Südosten hat Kritik bei Radfahrern ausgelöst. Es geht um die Anbindung an eine der größeren Verbindungsstrecken der Innenstadt, konkret um die Steinstraße in Richtung Stuttgarter Straße. Die Steinstraße ist eine Fahrradstraße. Radfahrer haben Vorrang vor anderen Fahrzeugen. Schneller als 30 Stundenkilometer darf nicht gefahren werden.
Keine Beschilderung für Radfahrer in Richtung Heilbronner Südosten
Die Steinstraße endet in südöstlicher Richtung in der Mönchseestraße. Dort fehlen Schilder, wie es für Radfahrer weitergeht. Wer weiterradeln möchte, steht ratlos da. So geht es auch Alexander Lobmüller aus Heilbronn. Der 51-jährige Richter am Landgericht Heilbronn kennt die Strecke und stellt sich dieselbe Frage. Von Schildern für Radfahrer ist weit und breit nichts zu sehen. Aus seiner Sicht seien Radfahrer auf sich allein gestellt. Vor allem die Weiterfahrt in Richtung Stuttgarter Straße stellt ihn vor ein Rätsel.

Die Stadt Heilbronn empfiehlt auf Nachfrage, über die Roseggerstraße – ein Fußgängerweg, der an einem Spielplatz vorbeiführt – zur Südstraße und dann weiter über eine Ampelanlage zur Stuttgarter Straße zu radeln. Lobmüller kann das nicht nachvollziehen: „Die Roseggerstraße ist teilweise ein Gehweg, und der ist für Fahrräder nicht einmal freigegeben.“
Bei einem Vor-Ort-Termin wird klar, dass ein Schild, das es Radfahrern erlaubt, den Gehweg zu benutzen, fehlt. Die Stadt räum ein, dass die Anschlüsse nicht den Vorstellungen des Amts für Straßenwesen von einer optimalen Radinfrastruktur entsprechen. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, werde zeitnah eine gesicherte Querung hergestellt. Man sei noch in der Planung und könne deshalb keinen genauen Zeitpunkt nennen.
Junger Radfahrer wurde in Heilbronn von einem Auto angefahren
Lobmüller, der für die CDU-Fraktion im Heilbronner Gemeinderat sitzt, möchte sich nicht als Pedant verstanden wissen. Er weist auf einen Antrag seiner Fraktion vom März hin, in dem die Stadt Heilbronn „Ausschilderung der bestehenden Radwege und Freigaben für Radfahrer“ prüfen solle. Anlass war unter anderem der Unfall eines 14-Jährigen vor gut drei Jahren, der von einem Auto angefahren worden war, das von der Stuttgarter Straße auf den Parkplatz eines Einkaufsmarkts einbiegen wollte. Im Antrag steht, dass der Junge schwer verletzt wurde und noch heute mit den Folgen kämpfe.
Die Unfallstelle liegt nur wenige hundert Meter von der Roseggerstraße entfernt. Der Asphalt an der Unfallstelle war mit einer roten Fläche und einem Fahrradsymbol mit Pfeilen nach links und rechts markiert. Dies sollte Autofahrer offenbar auf kreuzende Radfahrer aufmerksam machen. Ein etwa 100 Meter davon entferntes Schild weist auf einen Radweg hin, der vor der Unfallstelle abbiegt. Für Lobmüller ist das nicht schlüssig. Es gebe Stellen in der Stadt, die äußerlich den Eindruck eines Radwegs vermittelten, aber nicht so ausgeschildert seien.
Schild in Heilbronn weist auf Radfahrer von links und von rechts kommend hin
Seit dem Unfall ist offenbar unklar, wer für den Schaden haftet. Die Stadt Heilbronn informierte die Versicherung des Unfallverursachers, dass die rote Markierung „keinerlei Wirkung“ habe. In einem Brief an die Mutter des Jugendlichen bezieht sich die Stadt Heilbronn auf ein benachbartes Schnell-Restaurant. Dort weist ein Schild Autofahrer darauf hin, dass Radverkehr aus beiden Richtungen kreuzen kann. Dies sage aus, so die Stadt, „dass der Autofahrer auf möglichen kreuzenden Radverkehr achten muss“. Ein Autofahrer müsse mit einem Radfahrer rechnen, heißt es weiter. Geklärt ist der Sachverhalt noch nicht.
Matthias Zimmermann, Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) in Baden-Württemberg, erklärt, dass Radverkehrsnetze durchgängig und sicher sein müssen. Im Fall des Unfalls an der Stuttgarter Straße weist er darauf hin, dass Straßen mit hoher Trennwirkung stark dazu beitragen, dass links gefahren werde, egal, ob es zulässig ist oder nicht. Er wirbt in solchen Situationen stark dafür, das Linksfahren der Radfahrer zuzulassen, die Sichtverhältnisse zu verbessern und durch Schwellen das schnelle Einbiegen der Autofahrer zu verhindern.
Die Steinstraße hält das Rathaus für eine wichtige Fahrradstraße von der Innenstadt in südöstliche Bezirke, erklärt eine Sprecherin. Weil die Rad- und Fußwegverbindung Bottwarbahntrasse priorisiert werde und die Kapazitäten beim Amt für Straßenwesen begrenzt seien, sei der Bereich erst nach 2030 terminiert. Wolle man den Radverkehr fördern und die Sicherheit der Bürger wichtig sei, sei dies viel zu spät, argumentiert hingegen Lobmüller. Sein Vorschlag: Gehwege für Fahrräder freigeben.


Stimme.de