Stimme+
Engstelle am Marrahaus
Lesezeichen setzen Merken

Verkehrskonflikte in Heilbronn: Wenn sich Fußgänger, Rad- und Rollerfahrer in die Quere kommen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Blitzbrücke bleibt noch weitgehend ungenutzt, am Marrahaus drängeln sich die Menschen. Die Interessenskonflikte zwischen Flaneuren, Radlern und Gastronomie-Mitarbeitern wachsen mit zunehmenden Temperaturen.

Am Marrahaus steigt mit dem ersten Frühlingswochenende schon das Konfliktpotenzial zwischen Flaneuren, Rad- und Rollerfahrern sowie Gastronomie-Personal.
Am Marrahaus steigt mit dem ersten Frühlingswochenende schon das Konfliktpotenzial zwischen Flaneuren, Rad- und Rollerfahrern sowie Gastronomie-Personal.  Foto: Berger, Mario

Trotz Sonnenschein und blauem Himmel halten sich die Radfahrer am ersten Wochenende nach dem meteorologischen Frühlingsanfang noch zurück. Gerade mal 1441 Zweiradpassanten - Rad- und Rollerfahrer - zeigt der elektronische Zähler an der Götzenturmbrücke in Heilbronn am Samstag gegen 17 Uhr an, 330 sind es am Sonntagmittag.


Frühlingsbeginn in Heilbronn: Schlange an der Eistheke geht bis zur Ampel

Am Morgen ist es noch frisch, da herrscht auch in der Außengastronomie am Marrahaus kein Betrieb. Dass es hier bei steigenden Temperaturen aber wieder zu Interessenskonflikten zwischen Radfahrern, Fußgängern und vor allem dem Personal der Lokale kommen wird, zeichnet sich schon am Samstagnachmittag ab. Während Burgerheart, Moschmosch, L"Osteria und Abacco bislang nur die Plätze direkt am Gebäude bedienen, sind bei Primafila alle Tische belegt, auch die am Geländer zum Neckar. Zudem geht die Schlange an der Eistheke bis zur Ampel, über die Spaziergänger und Radfahrer die Kaiserstraße queren, um ihren Weg am Fluss entlang fortzusetzen.

"Es ist schwierig", sagt Vani. Sie kellnert schon in der fünften Saison im Eiscafé. "Man muss aufpassen, dass man nicht überfahren wird", die Radfahrer führen oft sehr schnell. Allerdings hat die junge Mitarbeiterin mit der Primafila typischen Jeansschürze bisher von keinem Unfall gehört.

Der natürliche Weg am Wasser entlang

Die Radfahrer schlängeln sich derweil, so gut es geht, durch die Menschenmenge. Besonders ältere steigen auch mal ab und schieben. "Wenn ich von Richtung Neckarhalde komme und weiter Richtung Norden fahre, ist das hier der natürliche Weg", begründet Anne-Kathrin Beins, warum sie nicht einsieht, den Umweg über die Götzenturmbrücke, am Lehners vorbei und über die - im Übrigen auch sehr bevölkerte - Friedrich-Ebert-Brücke zurückzunehmen. Sie fahre an dieser Stelle Schritttempo, sagt die 56-Jährige.

Baustellen verleiten nicht zur Brückenquerung

Menschenleer liegt derweil der eigens breit ausgebaute Radweg am anderen Neckarufer da. Ähnlich leer wie die nun endlich funktionierende Blitzbrücke am Hauptbahnhof. Hier hat Stephan Rückert mit seinem Rad den großen Fahrstuhl nach oben genommen. Nicht um die Brücke zu queren, sondern zum Fotografieren. "Momentan ist es nicht so attraktiv", begründet der Hobby-Fotograf, der als Stimme-Heimatreporter mit einer Aufnahme des gläsernen Aufzugs der Brücke schon einen Preis gewonnen hat, warum er das Bauwerk gar nicht queren will: "Drüben sind ja nur Baustellen."

Warten auf den Aufzug hält auf

Der ehemalige Schulrektor kritisiert, "dass man den großen Platz nicht genutzt hat, um eine Anfahrt auf die Brücke zu bauen". Denn zum einen kann der Aufzug jederzeit ausfallen, zum anderen sei er langsam: "Wenn da drüben mal Leute wohnen und morgens eilig ins Geschäft wollen mit dem Rad", dann halte das Warten auf den Lift doch sehr auf.

Saubere Bereicherung für Heilbronn

Stephan Rückert radelt fürs Bild ein Stück über die kaum und wenn, dann eher von neugierigen Fußgängern frequentierte Blitzbrücke.
Fotos: Mario Berger,
Stephan Rückert radelt fürs Bild ein Stück über die kaum und wenn, dann eher von neugierigen Fußgängern frequentierte Blitzbrücke. Fotos: Mario Berger,  Foto: Berger, Mario

Praktisch findet die Brücke jedoch Kathrin Wolf. Sie trägt gerade ihren E-Scooter von der anderen Seite die Treppe hinauf und verschnauft oben erstmal. "Normalerweise geht der Aufzug, nur heute nicht", verteidigt sie allerdings den Lift. Da sie seit anderthalb Jahren auf einer Baustelle auf dem ehemaligen Buga-Gelände putzt, empfindet sie die Brücke als "auf jeden Fall eine Bereicherung". Sie wundert sich nur, was die Stadt Heilbronn so für die Reinigung ausgibt: "Das ist alles geputzt und sauber", Wolf deutet auf das Glas vom Aufzug und auf das Edelstahlgeländer.

Radhausnutzung ist beim erstem Mal kompliziert

Im Verhältnis zu den drumherum an Ständern geparkten Rädern ist auch das Radhaus am Bahnhof mit gut 30 Drahteseln nicht voll. Luca nutzt es dennoch schon zum dritten Mal. "Beim ersten Mal ist es etwas kompliziert", gibt der 17-Jährige zu. Doch stehe es hier diebstahlsicher.

Fahrradparkhaus

Im Frühjahr 2023 hieß es, dass die Aufnahme von Fahrrädern bis zu 35 Kilogramm ins Radhaus ermöglicht werden sollte. Noch immer liegt das Maximum aber bei 30 Kilo. Wer das vollautomatische Fahrradparkhaus zum ersten Mal nutzt, muss sich erst durch Preistafel, Sicherheitshinweise und Nutzungsbedingungen lesen. Eine "Bedienungsanleitung für Adhoc-Parken" erklärt das Vorgehen am Display neben der Einfahrt. Das ist an einem sonnigen Nachmittag aber so gut wie nicht lesbar.

 

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben