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Fünf Jahre nach erstem Fall
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„Über unsere Belastungsgrenzen gebracht“ – so haben SLK-Mitarbeiter die Corona-Pandemie erlebt

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Vor fünf Jahren wurde der erste Corona-Fall im Raum Heilbronn bestätigt, und in kürzester Zeit änderte sich so ziemlich alles. Auch in den Krankenhäusern. Ärzte und Pfleger der SLK-Kliniken erinnern sich zurück.


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Dominik Scharpf ist Oberarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin. Scharpf hatte damals täglich auf der Intensivstation am Gesundbrunnen, das „Covid-Haupthaus“ war, mit intensivpflichtigen Corona-Patienten zu tun und sagt im Rückblick: „Die Pandemie hat uns schon deshalb vor extreme Herausforderungen gestellt, weil es so eine Situation noch nie gab.“

Anfangs habe man weder eine spezifische Therapie, noch Erfahrung mit dem Virus als Erreger am Menschen gehabt, was zu Verunsicherungen geführt habe. Die Angst, sich im Umgang mit den hochinfektiösen Patienten selbst anzustecken, habe stets mitgeschwungen.

„Corona-Pandemie vor extreme Herausforderungen gestellt“: Erfahrungen aus der SLK-Intensivmedizin

„Die schiere Anzahl an Patienten hat uns an und häufig über unsere Belastungsgrenzen gebracht“, erklärt der Oberarzt. Er würde sich wünschen, dass für eine solche Situation künftig Bettenkapazitäten vorgehalten werden. „Das ist jedoch in der Realität, vor allem durch den bestehenden Fachkräftemangel, schlicht nicht möglich.“ Dankbar sei er rückblickend über das überdurchschnittliche Engagement aller Beteiligten in den Hochphasen der Pandemie. „Die Kollegialität der anderen Fachabteilungen, die uns durchgehend unterstützt haben, habe ich als sehr positiv erlebt.“


Gewaltig und schnell sei die Pandemie hereingebrochen, erinnert sich Thuong Brinkmann, Pflegedienstleitung im Klinikum am Gesundbrunnen. Von jetzt auf gleich habe man eine Station für den ersten Verdachtspatienten einrichten müssen. „Die Unsicherheit über dieses neue Virus, über den Krankheitsverlauf, die Angst vor Ansteckung, die zunächst fehlende Schutzausrüstungen und auch das Sterben von Patienten – diese Herausforderungen haben die Pflegenden während dieser Zeit begleitet.“

Schrecken von Corona: Junge Patienten kehrten von der SLK-Intensivstation nicht zurück

Mitzuerleben, wie Patienten isoliert in ihren Betten liegen mussten und keinen Besuch empfangen durften, sei schwer gewesen. „Deshalb schlüpften Pflegende in deren Rolle, hielten Hände, hörten zu und waren auch da, wenn Abschied genommen werden musste.“ Tragische Momente seien es gewesen, wenn jüngere Patienten nach einer Verlegung auf die Corona-Intensivstation nicht wieder zurückkehrten.

„Auch der Umgang mit den verständlicherweise oft hilflosen und wütenden Angehörigen war sehr herausfordernd.“ Digitale Wege hätten glücklicherweise eine Kommunikation zwischen Patienten und Angehörigen ermöglicht. „All diese Erlebnisse haben wir immer wieder aufs Neue weggesteckt, um für Patienten und Angehörige da zu sein.“ Und trotz der oft sehr belastenden Erfahrungen, hat Brinkmann auch Positives erlebt: „Die Gesellschaft hat die Mitarbeiter im Gesundheitswesen anders wahrgenommen, wir bekamen viel Zuspruch und Unterstützung.“

Mit der Bildung einer „Task Force“ und der Entwicklung eines Corona-Konzeptes habe man es geschafft, neben der Versorgung von Corona-Patienten auch die Regelversorgung nicht aus den Augen zu verlieren, ergänzt die Leiterin der SLK-Unternehmenskommunikation, Anne Hekel.  Zudem habe man im Klinikum am Gesundbrunnen einen unschätzbaren Vorteil bezüglich infrastruktureller Möglichkeiten gehabt. „Dadurch konnten wir durchgehend auf freie Räumlichkeiten des Altbaus zurückgreifen.“

SLK-Kliniken nach Corona-Erfahrung: Neue Pandemie nur begrenzt planbar

Diesen Erfahrungsschatz habe man auch für die Planungen des Neubaus genutzt: Eine komplette Station sei mit separaten Zugängen ausgestattet. Im Bereich des Haupteingangs habe man zusätzliche Türen eingebaut, um Besucherströme jederzeit getrennt voneinander lenken zu können. Lieferketten in den Bereichen Schutzkleidung und Desinfektion seien neu aufgestellt und die Materialvorhaltungen sinnvoll erhöht worden.

Doch trotz aller getroffenen Vorkehrungen, eine erneute Pandemie sei nur begrenzt planbar.  Der medizinische Ursprung, das Ansteckungsrisiko, die Gefährlichkeit, etwaige Impfstoffe und deren Entwicklung - all das seien Faktoren, die maßgeblich Einfluss hätten. „Unser Anspruch ist es, im Falle eines Falles, erneut agil zu handeln und uns rasch auf die neuen Begebenheiten einzustellen.“


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