Not an Förderschulen – im Raum Heilbronn muss Unterricht ausfallen
Die Personalsituation an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren in der Region Heilbronn gilt schon lange als angespannt. An den Förderschulen mit Schwerpunkt Geistige Entwicklung muss wieder Unterricht gestrichen werden.
Die Personalsituation an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) ist angespannt, der Frust beim Personal groß. „Es ist kein Ende in Sicht“, heißt es in der Region aus Kreisen eines SBBZ mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Personal fehle, Unterricht werde gestrichen. Das sei auch für Familien der dort unterrichten Kinder eine Belastung. Von einer negativen „Dauerschleife“ ist die Rede. Aufgrund der Situation vor Ort bitte der Gesprächspartner darum, nicht den Namen der Schule zu nennen – und deshalb auch seinen nicht.
Es sind nicht nur die fehlenden Kollegen, die aufs Gemüt schlagen, so die Berichte aus dem SBBZ. Weil Unterricht gestrichen werden muss, können Lehrer dem Bildungsplan nicht gerecht werden – und damit auch nicht dem, was den Kindern zusteht.
Lehrer fehlen, viele Kinder: Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren im Raum Heilbronn beklagen Raumnot
Lehrer fehlen, parallel dazu kommen mehr Kinder auf diese SBBZ. „Es herrscht eine immense Raumnot“, so die Beschreibung vor Ort. Zimmer, die normalerweise für die spezielle Betreuung der Kinder genutzt werden, seien zu Klassenzimmern geworden. „Es ist eine Teufelsspirale.“

Das Staatliche Schulamt in Heilbronn ist für die SBBZ mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung (Gent) zuständig, Amtsleiter Markus Wenz kennt die Situation. An den drei Schulen in seinem Bereich, der Paul-Meyle-Schule in Heilbronn, der Kaywaldschule in Lauffen sowie der Astrid-Lindgren-Schule in Neckarsulm, müsse noch immer strukturell gekürzt werden. „Das heißt, es kann nicht das ganze vorgesehene Unterrichtsangebot stattfinden.“ Dies sei den Schulen, Eltern und Schulträgern vor Beginn des Schuljahres kommuniziert worden. „Die Stundenpläne wurden angepasst.“
Unterricht gestrichen: Es ist mit keiner Entlastung zu rechnen
Markus Wenz sieht keine Entlastung. „Mit einer Besserung im laufenden Schuljahr ist leider nicht zu rechnen.“ Das Schulamt versuche weiterhin, Lehrkräfte für diese Förderschulen zu gewinnen – beispielsweise durch entsprechende Steuerung bei den Einstellungsverfahren. „Allerdings ist aufgrund der prognostizierten Zunahme an Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt Gent eine ausreichende Personalversorgung erst einmal nicht in Aussicht.“
Die Schulträger in der Stadt Heilbronn sowie im Landratsamt handeln, in dem beispielsweise die Kaywaldschule in Lauffen für zwölf Millionen Euro erweitert wird – obwohl sie beim Personal dafür nicht zuständig sind, sondern das Land.
„In bestimmten Einzelkonstellationen ist die Bereitstellung von verlässlichen Angeboten aus Sicht des Schulträgers allerdings notwendig: Beispielsweise fallen an der Paul-Meyle-Schule Lehrerwochenstunden in einem so großen Umfang aus, dass Schülerinnen und Schüler nur noch am Vormittag beschult werden können“, so Karin Schüttler, die das Schul-, Kultur- und Sportamt in der Stadt Heilbronn leitet. Die Stadt halte an diesem Standort Bildungs- und Betreuungsangebote im Umfang von insgesamt acht Stunden pro Tag aufrecht.
Stadt Heilbronn springt mit Betreuung ein, weil Unterricht ausfällt
Die Stadt springt ein, um Eltern zu helfen. „Dies erfolgt insbesondere deshalb, da die Inanspruchnahme von alternativen Betreuungsangeboten für die Familie aufgrund der individuellen Bedarfe der Kinder oftmals nicht möglich ist“, so Karin Schüttler. „Dies ist bis dato an keinem anderen SBBZ in städtischer Trägerschaft in ähnlichem Umfang notwendig.“
Die Stadt investiert zudem in neue Schulgebäude. Der Neubau der Neckartalschule, einem SBBZ mit dem Förderschwerpunkt Lernen, im Stadtteil Böckingen befindet sich im Zeitplan. Für eine Erweiterung beziehungsweise einen Neubau für die räumlich sehr beengte Paul Meyle-Schule sei eine Machbarkeitsstudie beauftragt worden. „Diese wird dem Gemeinderat in der Dezember-Sitzungsrunde vorgestellt“, so Karin Schüttler. Dann werde zudem über das weitere Vorgehen entschieden.
Erweiterung: Der Landkreis Heilbronn sieht bei Kaywaldschule größten Handlungsdruck
Auch der Landkreis Heilbronn will in seine beiden SBBZ mit dem Förderschwerpunkt Gent investieren, auch sie verzeichnen laut Behördensprecher Andreas Zwingmann seit einigen Jahren „konstant steigende Schülerzahlen“.
Die Raumnot an der Kaywaldschule in Lauffen sei am größten. Die Stadt Lauffen habe dem Kreis bereits eine geeignete Fläche in direkter fußläufiger Entfernung angeboten, „auf der nun dauerhaft ein Erweiterungsbau errichtet wird“. Gebaut werden soll von Herbst 2026 bis Sommer 2027. „Gleichzeitig wird für die Astrid-Lindgren-Schule jedoch weiterhin intensiv nach geeigneten Erweiterungsmöglichkeiten in räumlicher Nähe gesucht.“
Auch der Landkreis Heilbronn übernimmt Betreuung: Das ist das Modell
Auch der Kreis kennt die Personalsituation, an beiden Schulen werden statt der üblichen 34 Wochenstunden lediglich 26 angeboten. Das hält so schon eine Weile an.
An der Kaywaldschule ist laut Andreas Zwingmann seit der Pfingstferien im Schuljahr 2022/2023 der Unterricht gekürzt, die Astrid-Lindgren-Schule kam im Schuljahr 2023/2024 hinzu. „Um die Eltern mit Blick auf die Unterrichtsverkürzung zu unterstützen, bietet das Landratsamt als Schulträger gemeinsam mit den beiden Schulen seither eine kostenfreie Betreuungsmöglichkeit nach Ende des Unterrichts am Nachmittag in Eigeninitiative an.“
Für die Astrid-Lindgren-Schule sei mit dem Regierungspräsidium, dem Staatlichen Schulamt sowie dem Kreis das sogenannte „4+1-Modell“ entwickelt worden: Hierbei werden die 26 Wochenstunden zunächst auf vier Tage verteilt. Am fünften Tag finde seit diesem Schuljahr ein Projekttag mit verschiedenen Angeboten mit pädagogischen Inhalten statt, so Andreas Zwingmann. Dazu gehören beispielsweise Naturnahes Lernen, Singen im Chor oder Sportangebote.
In diesem Modell wird der Klassenteiler erhöht, so dass mehr Schülerinnen und Schüler von einer Lehrkraft beaufsichtigt und insgesamt 31 Wochenstunden betreut werden können, so Andreas Zwingmann. „Die Umsetzung dieses Projekttages kann allerdings nur durch das große Engagement der Lehrkräfte sowie der Betreuungskräfte des Landratsamtes ermöglicht werden.“ Zu gegebener Zeit solle das Modell evaluiert und gegebenenfalls auf die Kaywaldschule ausgeweitet werden.
Es gibt mehrere Arten von Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Zu den jeweiligen Förderschwerpunkten gehören neben der Geistigen Entwicklung (Gent) unter anderem die Profile Lernen, Hören, körperliche und motorische Entwicklung oder Sehen. Unterricht fällt bei Gent aus, an den anderen Förderschulen habe der Unterricht nicht gekürzt werden müssen, so Markus Wenz, der das Staatliche Schulamt in Heilbronn leitet. „Wir gehen davon aus, dass dies auch zukünftig nicht erforderlich sein wird.“ Insbesondere saisonal bedingt komme es auch dort zu Situationen, „in denen Klassen zusammengelegt werden müssen oder sporadisch Unterricht ausfallen muss“.


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