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Förderung beim Sehen: Hermann-Herzog-Schule  ist einmalig in der Region

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Frühe Unterstützung gibt es für Babys in vielen Fällen, außer in einem Fall: „Es gibt nichts zum Sehen, außer uns“. Das sagen die Verantwortlichen der Hermann-Herzog-Schule in Heilbronn. So unterstützen sie die Familien.

Leiten die Hermann-Herzog-Schule in Heilbronn: Rektorin Kerstin Freudenthaler (rechts) und Konrektorin Rani Millich.
Leiten die Hermann-Herzog-Schule in Heilbronn: Rektorin Kerstin Freudenthaler (rechts) und Konrektorin Rani Millich.  Foto: Gajer, Simon

Die Hermann-Herzog-Schule ist für viele Eltern und ihre Kinder eine wichtige Anlaufstelle in der Region. Das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) hilft Kindern, die beim Sehen oder der visuellen Wahrnehmung gefördert werden müssen – wenn sie beispielsweise schlecht sehen oder Probleme damit haben, Texte zeilenweise zu lesen.

Von diesen Zentren gibt es gerade einmal acht im Land. Die Schule in Heilbronn betreut unter anderem Kinder aus der Stadt und dem Landkreis Heilbronn, dem Hohenlohekreis sowie dem Landkreis Schwäbisch Hall, angrenzende Nachbarkreise kommen noch dazu. Wobei die Unterstützung schon früher anfängt als mit der Einschulung. 

Die Schule hilft, das erleben die Pädagogen immer wieder. Positiv sei die Rückmeldung von Eltern, wenn sie in Heilbronn besondere Hilfe fürs Kind erhalten. „Sie sind sehr dankbar“, sagt Konrektorin Rani Millich.

Die Hermann-Herzog-Schule aus Heilbronn hilft schon Kindern im Babyalter

Beim SBBZ gibt es schon Hilfe ab dem Babyalter, nicht erst mit der Einschulung. Bei Kleinkindern kommen die SBBZ-Experten zu den Eltern nach Hause, beraten zur richtigen Farbgestaltung oder dem passenden Spielzeug, wenn Kinder Probleme beim Sehen haben. Zudem versucht das SBBZ, die Eltern mit anderen Familien zu vernetzen. „Wir haben ein niederschwelliges Angebot“, sagt Rani Millich. 

Förderung für Kinder in anderen Bereichen gibt es viele, wenn es um die Augen geht, wird es aber für Familien schwierig. „Es gibt nichts zum Sehen, außer uns“, sagt Rektorin Kerstin Freudenthaler. Trotz dieses Alleinstellungsmerkmals hat die Hermann-Herzog-Schule ein Problem. Bald feiert sie ihr 50-jähriges Bestehen, aber längst nicht allen Kinder-, Augenärzten oder Kitas in der Region ist die Schule als zentrale Fachstelle ein Begriff. „Wir versuchen, stärker ins Bewusstsein zu gelangen“, sagt die Konrektorin Rani Millich. 

Oft werden Eltern erst über Umwege auf die Schule aufmerksam

Der eher geringe Bekanntheitsgrad wirkt sich darauf aus, wann Kinder und ihre Eltern erstmals mit der Expertise aus Heilbronn in Berührung kommen. Viele Familien werden erst durch Erzieher und Erzieherinnen darauf aufmerksam gemacht. „Der Weg zu uns führt oft über Umwege“, sagt Kerstin Freudenthaler.

Manchmal dauert es noch länger, bis Kinder kommen – zwischen letztem Kindergartenjahr und dritter Klasse tut sich vieles. Mit ein Grund dafür: Den Kindern gehen spätestens die sogenannten Kompensationsstrategien aus, sie kommen nicht mehr mit – und dann fällt es auf. „Sehen ist anstrengend“, begründet es Kerstin Freudenthaler.

In der Grundschule läuft vieles parallel. Der Lehrer verlangt Aufmerksamkeit, gibt Arbeitsaufträge, die Mädchen und Jungen müssen mitschreiben. Das alles wird dann manchmal zu viel: Oft heiße es dann, dass Kinder unaufmerksam seien, weiß die Rektorin – während die Kinder aber oft erschöpft sind.

Der Druck ist raus: An der Hermann-Herzog-Schule haben Kinder wieder Erfolgserlebnisse

Wechseln sie an die Hermann-Herzog-Schule und bekommen sie ihr eigenes Material. Es fällt der Druck ab, und sie haben wieder Erfolgserlebnisse, sagt Konrektorin Rani Millich.

An der Hermann-Herzog-Schule machen Kinder ihren Hauptschulabschluss, manche wechseln zurück an Regelschulen. Die Experten der Schule helfen Kindern aber nicht nur im Gebäude unweit des Heilbronner Hauptbahnhofs. Wenn Kinder mit Förderbedarf im Sehen eine Regelschule besuchen können, fahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch dorthin, um den Kindern vor Ort zu helfen.

So sieht es beim Personal aus

Das bindet Kapazitäten. Die Personalsituation am SBBZ sei eigentlich gut, sagen die Verantwortlichen der Hermann-Herzog-Schule. Nur: An anderen SBBZ, vor allem an solchen mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung, fehlt das Personal in großer Zahl. Von anderen Schulen müssen Lehrer dort aushelfen – auch die Hermann-Herzog-Schule muss Kollegen abstellen, die dann für die Unterstützung im eigenen Schwerpunkt fehlen.

Förderung an Schulen reicht nicht. Ein Wunsch von Rektorin Kerstin Freudenthaler lautet deshalb: dass Menschen mit Beeinträchtigungen in der Gesellschaft besser berücksichtigt werden. Dazu gehört auch, dass Eltern nicht mehr mit so viel Bürokratie zu tun haben. Es gebe beispielsweise Krankenkassen, die Kindern ein zweites, großes Lesegerät erst auf Nachdruck bezahlen würden. Begründung: Ein solches Gerät in der Schule reicht. Doch die Hausaufgaben? „Es ist doch essenziell“, sagt die Rektorin, „dass Kinder an Bildung teilhaben können.“


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