Netto-Filiale in Widdern vor Bau: Umsiedeln der Eidechsen kostet 60.000 Euro
Beim geplanten Bau der Netto-Filiale in Widdern haben die Geländestruktur und der Artenschutz viel Zeit gekostet. Vor allem das Umsiedeln von 16 Eidechsen ist ein kostspieliges Projekt.

Im Sommer 2024 sahen die Pläne noch etwas anders aus: Vor gut einem Jahr sprach Widderns Bürgermeister Kevin Kopf gegenüber unserer Zeitung davon, dass die Nahversorgung in der kleinsten Stadt im Landkreis Heilbronn bereits jetzt ein neues Level erreicht haben könnte. Er stellte damals die Eröffnung der Netto-Filiale für den Herbst 2025 in Aussicht.
Am ausgewählten Standort in der Heilbronner Straße/L1047, direkt am Eingang der Kleinstadt von Südosten her, sind allerdings bis jetzt noch keine Bauarbeiten erfolgt. Das insgesamt 5.760 Quadratmeter große Gelände besteht nach wie vor aus Wiesen mit Gräsern, Sträuchern und Gebüsch sowie kleinen Schrebergärten. Laut dem stellvertretenden Bürgermeister Günter Vogel, der seit knapp sechs Monaten den erkrankten Kevin Kopf vertritt, haben vor allem zwei Faktoren zur Verzögerung des Projekts geführt.
Netto-Filiale in Widdern: Baugelände bestand aus vielen Einzelgrundstücken
Das Baugelände setzt sich aus vielen Kleingrundstücken mit unterschiedlichen Eigentümern zusammen. Widderns stellvertretender Bürgermeister Günter Vogel: „Hierbei waren in den vergangenen Monaten viele Notartermine nötig. Die Stadtverwaltung hat die Grundstücke gekauft oder mit den Besitzern Flächen getauscht. Und diese Tausch-Areale mussten wir auch erst einmal ausfindig machen.“ Seitens der Verwaltung geht dann das Baugelände für das Projekt komplett an den Investor.
Weiterhin hat das Thema Artenschutz einigen Aufwand benötigt. Günter Vogel berichtet: „Im hinteren Bereich des künftigen Netto-Geländes leben 16 Eidechsen. Für die Tiere ist mittlerweile eine Ausgleichsfläche in der Größe von 1,4 Hektar festgelegt, die nach der Erschließung eine klar definierte Menge an Bäumen und Steinen aufweisen wird. Die Gräser sind bereits eingesät.“
Artenschutz in Widdern: Umsiedeln der Eidechsen kostet 60.000 Euro
Dieses Areal befindet sich einige hundert Meter weiter östlich in Jagstnähe, hinter dem Sportgelände und der Wilhelm-Frey-Kulturhalle. Vogel: „Das ist die nächstgelegene Fläche, die alle Auflagen erfüllt hat.“ Andere anvisierte Areale lagen zu nah am Wald oder wiesen ein zu großes Hochwasser-Risiko auf.
Geplant ist, die 16 Eidechsen im kommenden Mai einzufangen und sie auf die bis dahin komplett erschlossene Ausgleichsfläche umzusiedeln. Für diese Artenschutz-Maßnahme fallen für die Stadt Widdern Kosten in Höhe von 60.000 Euro an. Im Anschluss, zur Jahresmitte 2026, könnte es dann mit dem Bau der Netto-Filiale losgehen.
Netto-Filiale in Widdern: Eröffnung könnte im Frühjahr 2027 erfolgen
Zu den nächsten Abläufen des Netto-Bauprojekts in Widdern berichtet der stellvertretende Bürgermeister: „In diesem November wollen wir das Baugesuch beim Landratsamt einreichen. Nach der Prüfung und Genehmigung geht es an die Ausschreibungen.“ Sofern es dann Mitte des Jahres 2026 mit den Bauarbeiten losgeht, ist etwa ein halbes Jahr später mit der Fertigstellung der Filiale zu rechnen. Vogel: „Wenn alles planmäßig läuft, halte ich, Stand jetzt, eine Eröffnung im Frühjahr 2027 für realistisch.“
Sobald die Bürger im neuen Netto einkaufen können, bedeute dies eine erhebliche Verbesserung von Widderns Infrastruktur, wie Günter Vogel berichtet: „Das Gelände liegt verkehrsgünstig am Stadtrand, die Wohnmobil-Stellplätze und die Wilhelm-Frey-Kulturhalle sind nicht weit entfernt. Auf einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern bietet Netto ein breites Sortiment, sodass man für den Wocheneinkauf nicht mehr zwangsläufig den Weg beispielsweise nach Möckmühl auf sich nehmen muss.“
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Kommentare
Vinzenz Kummer am 28.10.2025 09:56 Uhr
Schildbürgertreich !
Weil es mir nicht klar genug herausgestellt ist .... diese Umsiedlung wurde der Gemeinde auferlegt und stößt bei 99% der Gemeinde auf kein Verständnis. Klar geht's da sicher auch um die Fläche als solches und nicht" nur"um 16 Eidechsen, die sicherlich nicht sitzen geblieben wären wenn der Bagger kommt sondern 100 Meter weiter ihren neuen Unterschlupf in glicher Qualität gefunden hätten. Unverständlich für mich - quer über die Strasse entsteht ein neues Neubaugebiet ( STEINENÄCKER) dass schon vom Namen darauf schliessn lässt dass sich auf den warmen Steinen im Sommer dort auch Eidechsen sonnen.Hat es da Niemandn interessiert? 5 Kilometer weiter in Unterkessach entsteht ein Solarpark mit ca. 50 Ha. Ein massiver Eingriff in die Natur .Gib es da keine Lebewesen, die schützenswert sind? Ein Seniorgemeinderat hat hier immer als Erster die Hand hoch gerissen während er hier bei der vergleichsweise kleinen Fläche als der grosse Naturschützer auftritt- da stimmt doch was im "mind set"nicht. Naja braucht die 60000Euro ja nicht selbst bezahlen. Natur sollte geschützt werden aber hier kann man nur den Kopf schütteln zumal die Ausgleichsfläche ab mittags 12 Uhr nicht mehr beschienen wird und im Schatten liegt . Da werden sich die Eidchsen nicht lange aufhalten.
So ziehen die Gesetze den Kommunen das Geld aus der Tasche, das woanderst dann fehlt!