Die kleinste Stadt im Landkreis hat viel vor
Am Bahnhof soll ein neues Café entstehen. Wohnraum zu schaffen gestaltet sich schwierig. Für dringend anstehende Sanierungen wäre noch viel Geld nötig.


Kevin Kopf war noch im Urlaub, als ihn die Hiobsbotschaft vom Brand der katholischen Kirche ereilt hat. „Ich war aber zu Hause, also konnte ich gleich bei der Einsatzbesprechung dabei sein.“ Der Verlust des mit viel Herzblut von Heimatvertriebenen errichteten Gotteshauses sei „tragisch für die Kirchengemeinde“. Aber auch die Kommune sei betroffen, da die Kirche als Aussegnungshalle genutzt wurde. „Wir werden ab September Gespräche führen, wie es da weitergehen kann.“
Schaut man sich im Zentrum der kleinsten Stadt im Landkreis um, fallen einige Häuser wie das ehemalige Gasthaus Krone auf, die in einem schlechten Zustand sind. „Die Krone ist im Besitz der Gemeinde, aber der Denkmalschutz ist schon jahrelang ein Thema.“ Um das Gebäude instand zu setzen und dabei die Auflagen zu beachten, wären zwei Millionen Euro notwendig. „Uns als Stadt fehlt da einfach das Geld.“
Einige Meter weiter steht ein bereits saniertes Haus zum Verkauf. Auch das Gebäude Breitenöder stehe zum Verkauf, berichtet der Bürgermeister. In der Tat sind beim Edeka Schilder „Wir räumen“ zu sehen. Die Zukunft des Einkaufsmarktes ist schon lange ein Diskussionspunkt in Widdern. Zuletzt kam der Vorschlag auf, im ehemaligen Bahnhof einen „Stadtladen“ einzurichten.
Stadtladen oder Bahnhofscafé: Diskussion in Widdern
Davon hält der Bürgermeister aber wenig. Zum einen sei man schon seit einiger Zeit mit der Marktkette Netto im Gespräch. „Das Bebauungsplanverfahren läuft jetzt an.“ Man sei dabei, mit den Grundstückseigentümern Verträge abzuschließen. Kopf hofft, dass die Stadt noch in diesem Jahr alle Grundstücke kaufen kann. Wenn alles glatt läuft, könnte der Netto im Herbst 2025 eröffnen.
Zum anderen hat die Stadt eigene Pläne, was am ehemaligen Bahnhof geschehen soll. Das Museum im Hauptgebäude soll unverändert erhalten bleiben. Im Schuppen will man öffentliche Toiletten einrichten, was für den Jagst-Radweg ein Vorteil wäre.
Wer verweilen möchte, könnte dies möglicherweise schon ab Ende nächsten Jahres im neuen Bahnhofscafé tun. „Wir haben einen Pächter in Aussicht“, berichtet Kopf. Der Umbau wird noch im Laufe diesen Jahres Thema im Gemeinderat sein. „Wir bekommen da Fördermittel aus dem Landessanierungsprogramm.“ Angedacht sei eine Außenterrasse. Sehr schön fände Kopf einen Schienenwagen als Gastronomie. Einige Gleise sind noch vorhanden, man müsste nur einen passenden Wagen finden.
Voraussichtlich werde das Café erst mal nur an den Wochenenden öffnen, wenn auf dem Radweg viel los ist. „Wir müssen schauen, wie das angenommen wird.“ Auf die andere Seite der Jagst kommt man nur über den nicht barrierefreien Jagststeg. Eigentlich sollte der Neubau schon laufen, schließlich sind die Fördermittel bewilligt. „Wir müssen aber eine Artenschutzuntersuchung und ein hydraulisches Gutachten erstellen lassen.“
Der Bürgermeister hofft auf den Neubau der Stahlbrücke im kommenden Jahr. Weil der neue Steg etwas weiter unten an der evangelischen Kirche gebaut wird, muss von dort das Kriegerdenkmal versetzt werden – vermutlich auf den Friedhof, sollte der Gemeinderat das so entscheiden.
Generationenplatz am "Hexengässle" lädt zum Verweilen ein
Das „Hexengässle“, wie der Bereich an der munter plätschernden Kessach historisch genannt wird, ist jetzt ein Generationenpark mit Murmelbahn und schönen Sitzgelegenheiten aus Holz. Der Quellstein rinnt etwas dürftig. „Weil der mit Wasser aus der Kessach gespeist wird, dürfen wir aus hygienischen Gründen nicht mehr Druck drauf geben.“ Der offene Bücherschrank wird gut angenommen.
Zurück zum neuen Rathaus über eine kleine Kessachbrücke liegt noch das historische Vorgängergebäude auf der Route des kleinen Stadtrundgangs. Mittlerweile nutzen die Vereine sehr rege das alte Rathaus. Beim Café der Bäckerei Reinert, die ihr 175-jähriges Bestehen feiern konnte, und beim Lamm sitzen einige Gäste und genießen das Ambiente.
„Uns als Stadt fehlt da einfach das Geld.“Kevin Kopf zur Sanierung