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Netto-Filiale und neuer Jagststeg in Widdern: Gründe für Bauverzögerung verwundern
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In der 2.000-Einwohner-Stadt Widdern sollen ein neuer Jagstübergang und eine Discounter-Filiale entstehen. Noch immer rollen die Bagger nicht. Die Gründe ärgern auch Bürgermeister Kevin Kopf.
Der bisherige Jagststeg zwischen der Hauptstraße und der Wilhelm-Frey-Kulturhalle in Widdern wird abgerissen. Der Weg zum Neubau führt über praxisferne Auflagen und lange Wartezeiten.
Foto: Hagmann, Daniel
Es soll vorangehen. Daran sind die Vertreter der Stadt- und Kommunalverwaltungen, der Wirtschaft sowie letztendlich auch die Bürger interessiert. Doch immer wieder stocken Projekte, gefasste Pläne finden nur langsam in die Praxis. Dass das nicht immer am Unwillen politischer Vertreter vor Ort oder schlecht organisierter Handwerksbetriebe liegt, zeigen zwei aktuelle Bauprojekte in Widdern.
Der Jagststeg, der die Hauptstraße bei der Volksbank für Fußgänger mit den Sportplätzen und der Wilhelm-Frey-Kulturhalle verbindet, ist marode und nicht mehr zu retten. „Aufgrund der Risse und mangels Barrierefreiheit kommt nur noch ein Neubau infrage“, sagt Bürgermeister Kevin Kopf. Dieser neue Rad- und Fußgängerüberweg soll 50 Meter weiter in Richtung des Kriegerdenkmals rücken. Letzteres erhält einen neuen Standort auf dem Widderner Friedhof.
Artenschutzauflagen hemmen Bauprojekte in Widdern
„Bis zur Baugenehmigung ist es langwierig. Das Ganze ist mit einem regelrechten Bürokratie-Wahnsinn verbunden“, ärgert sich Kopf. Monatelang finden Artenschutz-Untersuchungen und hydraulische Gutachten statt. Kämmerer Mirko Weinbeer erklärt: „Der Neubau des Stegs führt lokal zu einem Wasseranstieg um zwei Zentimeter. Bis man ein Ingenieurbüro gefunden hat und dieses die entsprechenden Bewertungen vorlegt, vergehen Monate. Und dann steht ja auch noch die Genehmigung seitens des Landratsamts an. Das ist ein riesiger Rattenschwanz, der da dranhängt.“
Beim geplanten Bau der Filiale des Discounters Netto am Südrand der Stadt, an der Heilbronner Straße/L1047 sorgen Artenschutz-Auflagen für eine neunmonatige Verzögerung. Weinbeer: „Auf dem geplanten Baugelände hat man eine Raupe des Nachtkerzenschwärmers entdeckt. Daher sind nun Ausgleichsflächen mit Nahrungsquellen für den Schmetterling notwendig.“
Widdern: Eidechsen-Umsiedelung kostet rund 60.000 Euro
Im Umkreis von 200 Metern zur alten Stelle seien diese allerdings nicht einzurichten. Wegen Überschwemmungsgefahr. Daher soll sich der zukünftige Lebensraum des Schmetterlings auf einer 500 Meter entfernten Fläche befinden. „Dafür sind aber wiederum neue Sondergenehmigungen notwendig“, erklärt Weinbeer.
Darüber hinaus leben auf dem zukünftigen Netto-Areal Eidechsen. Bürgermeister Kopf: „Das Einfangen sowie das Umsiedeln der Eidechsen in einen nahen neuen Lebensraum und die damit verbundenen Maßnahmen haben uns nicht nur Zeit, sondern auch an die 60.000 Euro gekostet. Als Kommune werden wir durch solche Maßnahmen ständig ausgebremst.“
Widdern: Keine Kritik am Artenschutz generell, sondern an der Praxis
Weinbeer und Kopf betonen beide, dass sie Artenschutz zweifellos für richtig und wichtig halten. „Aber die Auflagen müssen unbedingt pragmatischer und lebensnäher werden. So gehen sie am Ziel vorbei“, sagt Kopf. Am Beispiel der Eidechsen illustriert er: „Natürlich brauchen diese auch nach dem Netto-Bau einen Lebensraum. Aber die Tiere sind flink. Sobald ein Bagger kommt, huschen sie doch davon.“
Der Zeitverlust ärgert den Bürgermeister in mehrfacher Hinsicht: Nicht nur, weil beim stetigen Aufschieben der Bauprojekte auch mit einer Kostensteigerungen zu rechnen ist, sondern auch, weil die Attraktivität der Stadt darunter leidet. In der Edeka-Filiale Breitenöder in der Unterkessacher Straße können die Menschen zwar noch einkaufen, mittelfristig wird das Geschäft aber schließen.
Widdern: Stadtverwaltung kann Auflagen selbst nicht immer nachvollziehen
Kopf betont: „Der Netto-Bau ist ja kein freiwilliges Spaßprojekt, sondern entscheidend für die Nahversorgung in unserer Stadt mit ihren knapp 2.000 Einwohnern. Da stehen wir in der Pflicht.“ Kritische Bürger fragen sich, warum die Planungen nicht vorangehen. Kopf: „Wir können die Dinge selbst nicht nachvollziehen, müssen das Ganze aber nach außen vertreten.“
In beiden Bauprojekten sieht Mirko Weinbeer aber Licht am Ende des Tunnels: Was den Jagststeg angeht, erwartet die Widderner Verwaltung nun die finalen Ergebnisse des beauftragten Ingenieurbüros. Ein Baustart der Flussquerung ist noch Ende dieses Jahres denkbar. Drei bis sechs Monate später soll der Steg fertig sein.
Auf dem zukünftigen Widderner Netto-Areal sind noch einige wenige Eigentumsverhältnisse zu klären, da das Gesamtgelände unter zahlreichen unterschiedlichen Besitzern aufgeteilt ist. Kämmerer Mirko Weinbeer: „Ein Baubeginn der Filiale mit ihren 800 Quadratmetern Verkaufsfläche ist im kommenden Frühjahr realistisch.“
Förderung
Der neue Jagststeg in Widdern soll an den überregionalen Kocher-Jagst-Radweg angebunden werden. Um die anvisierten Fördermittel des Landes Baden-Württemberg von 1,9 Millionen Euro zu erhalten, fällt die neue Stahlkonstruktion mit insgesamt 2,50 Meter breiter aus als die vorherige Fußgängerbrücke aus dem Jahr 1958. Jeweils eine Rampe soll das Herauf- und Herunterkommen auf den Steg erleichtern und die Barrierefreiheit gewährleisten.
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