Zwei Meter fehlen noch zum Normalpegel des Breitenauer Sees
Das Hochwasserrückhaltebecken auf Obersulmer und Löwensteiner Gemarkung ist inzwischen wieder zu mehr als 60 Prozent gefüllt. Das reicht aber noch nicht: Der Breitenauer See bleibt weiterhin gesperrt.

Das Ehepaar aus Großbottwar hat es sich an diesem warmen Morgen auf der Liegewiese oberhalb des Badestrands bequem gemacht und genießt die Sonne. "Das ist unser Naherholungsgebiet", sagt der Rentner. "Wir sind schon froh, dass der Blick auf das Wasser wieder möglich ist." Der Breitenauer See hat sich zwar bereits wieder ordentlich gefüllt, aber die rot-weißen Bänder und Verbotsschilder am Ufer machen deutlich: Baden und Wassersport sind noch nicht erlaubt. Ein kleines Fünkchen Hoffnung auf ein paar verspätete Badetage am beliebten Ausflugsziel könnte es geben.
Es geht schneller als gedacht
"Wir sind dem Zeitplan voraus", berichtet Sabrina Theel, Betriebsbeauftragte des Wasserverbands Sulm. Nach dem Ablassen des Hochwasserrückhaltebeckens für die vertiefte Sicherheitsüberprüfung füllt sich seit Oktober 2021 die 38 Hektar große Fläche. Sie fasst derzeit rund 1,42 Millionen Kubikmeter Wasser, das sind 61 Prozent des normalen Dauerstaus von 2,4 Millionen Kubikmeter. Das schreibt Theel den ausgiebigen Niederschlägen im Dezember und Januar sowie in der ersten Aprilwoche zu. "Es sieht so aus, dass es schneller geht", meint der Vorsitzende des Wasserverbands, Weinsbergs Bürgermeister Stefan Thoma.
Eigentlich sei man davon ausgegangen, dass der See erst 2023 wieder voll sei, sagt Theel. Aber bei "ein paar guten Niederschlägen", könnte dieses Ziel früher erreicht werden. Die Starkregensaison im Juni und Juli stehe noch bevor.
Verbot wird von manchem ignoriert
Jeden Montag lässt der Wasserverband die zerrissenen Absperrbänder entlang des Ufers erneuern. Dennoch sind hin und wieder Wassersportler auf und Schwimmer im See zu sehen. Sie ignorieren das Verbot und wundern sich, warum der See nicht freigegeben wird.
Verordnung des Landkreises regelt die Freigabe
Das ist Sache des Naherholungszweckverbands Breitenauer See. Dessen Vorsitzender, Obersulms Bürgermeister Björn Steinbach, klärt auf: Erst bei einer Wasserhöhe von 221,50 Meter über Normalnull dürfe der See freigegeben werden. Das regle die Verordnung des Landkreises Heilbronn über den Gemeingebrauch am Hochwasserrückhaltebecken "Breitenau". Es geht dabei um die Sicherheit. Der Kiesstreifen im Anschluss an den Badestrand liegt noch nicht unter Wasser und bildet eine Kante, nach der es sehr schnell tief werde. "Das ist gefährlich für die Leute", sagt Thoma.
Es fehlt noch ein Stück
Momentan sind erst 219,6 Meter erreicht, informiert Theel, was einer Wassertiefe von 14,40 Metern entspricht. "Da fehlt schon noch was", macht Thoma auf die fehlenden zwei Meter aufmerksam.
"Bei sehr gutem Sommerwetter und weiter steigendem Wasserpegel könnte die Versuchung, baden zu wollen, natürlich zunehmend größer werden", ist sich Steinbach bewusst. "Wir werden entsprechende Vorkehrungen treffen und hoffen natürlich auch auf die Vernunft der Bevölkerung." Sicherheits- und Gemeindevollzugsdienst sowie die Polizei kontrollieren das Verbots. Verstöße können empfindlich teuer werden, bei vorsätzlichen drohen 5112,92 Euro Geldbuße, bei Fahrlässigkeit bis zu 2556,46 Euro. So sieht es die Verordnung des Landkreises Heilbronn vor.
"So ist es halt. Man muss noch warten", sagt ein Student aus Weinsberg, der an diesem Morgen ebenfalls zum Entspannen ins Naherholungsgebiet auf Obersulmer und Löwensteiner Gemarkung gekommen ist. "Es ist auch schön, nur aufs Wasser zu gucken."
Revision verlief bilderbuchmäßig
Für Thoma ist das Projekt Revision des Hochwasserrückhaltebeckens abgeschlossen: "Wiedervorlage in 20 Jahren", sagt er. "Es hat alles bilderbuchmäßig funktioniert. Es war sehr gut vorbereitet." Die gute Öffentlichkeitsarbeit habe nicht nur für Verständnis in der Bevölkerung gesorgt, sondern auch deren Interesse geweckt. "Alles ist funktionstüchtig", weist Theel auf die Abnahme der neuen Technik - Feinrechen und den Entnahmeturm für sauerstoffreiches Wasser - hin.
Nach einer "total interessanten Zeit", die viel Arbeit bedeutete, ist der Betriebsleiterin wichtig, dass die Sicherheitsüberprüfung dem Rückhaltebecken einen guten Zustand bescheinigte. Sie freut sich auch, dass die Kosten, die vom Land bezuschusst werden, unter dem Auftragsvolumen von 400.000 Euro liegen.
Wasserproben und Fische
Das Hochwasserrückhaltebecken befindet sich wieder im Regelbetrieb. Im Dezember 2020 wurde der Stöpsel gezogen, nach 138 Tagen war der See geleert. Danach folgte die vertiefte Sicherheitsüberprüfung mit Ufersanierungen, technischer Wartung und dem Einbau neuer Technik. Seit Oktober 2021 sind die Schieber wieder geschlossen. Während der Breitenauer See sich wieder füllt, werden regelmäßig Sauerstoffmessungen vorgenommen. "Die Werte sind momentan gut", sagt Sabrina Theel, Betriebsbeauftragte des Wasserverbands Sulm.
Da der Wasserpegel noch nicht das Ablassrohr von der Vorsperre in den See erreicht hat, verharren die Fische weiter im Übergangsdomizil. Vor dem Herbst würden sie ohnehin nicht herunter gelassen, sagt Markus Friedle, Vorsitzender des Fischereivereins. Dieser hat neue Fische ins Gewässer gesetzt, Karpfen, die den Grund aufwühlen und Friedfische, die den dann zurückgekehrten Raubfischen als Nahrung dienen.
Froh ist der Wasserverband, dass keiner der Roten Amerikanischen Sumpfkrebse, die die gefährliche Krebspest verbreiten, beim Ablassen des Sees über die extra gebaute Rampe in die Sulm gelangte. Allerdings wurde auch kein Exemplar am zweieinhalb Kilometer langen Amphibienzaun entdeckt. Diese 60 000 Euro teure Vorsichtsmaßnahme hatte das Regierungspräsidium Stuttgart verlangt.
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