Zahl tatverdächtiger Kinder in der Region steigt
606 strafunmündige Kinder hat die Polizei in der Region im Jahr 2022 als Tatverdächtige ausgemacht. Polizeipräsident Frank Spitzmüller mahnt: Erziehung müsse in erster Linie in Familien erfolgen.

Nach Jahren des Rückgangs nehmen Straftaten im Zuständigkeitsbereich des Heilbronner Polizeipräsidiums wieder zu. Dies geht aus der Kriminalstatistik für das Jahr 2022 hervor. Die Entwicklung in der Region ist ein Spiegelbild zu den bundesweiten Zahlen.
"Trotz des Anstiegs der Fallzahlen leben die Bürgerinnen und Bürger im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn in einer der sichersten Regionen des Landes", sagt Polizeichef Frank Spitzmüller. Die Zahl aller Straftaten stieg im vergangenen Jahr um 10,2 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Sie erreichte nicht die Werte der Jahre 2018 und 2019.
Ein Fall wie in Freudenberg gibt es hier nicht
Ein Augenmerk liegt auf Taten von Kindern unter 14 Jahren. Der Tod einer Zwölfjährigen aus Freudenberg in Nordrhein-Westfalen, erstochen von zwei strafunmündigen Mädchen, erschütterte viele. Das Heilbronner Präsidium registriert, dass mehr Kinder und Jugendliche als zuvor kriminell werden. Erneut nahm die Zahl der tatverdächtigen Kinder zu. 606 sind es 2022, ein Plus von 14,8 Prozent.
"Bei der Tat in Freudenberg handelt es sich um eine besonders exzessive und herausragende. Solche Fälle gab es in unserem Zuständigkeitsbereich nicht", betont Spitzmüller.
Die Anstiege bei den tatverdächtigen Kindern und Jugendlichen beobachte das Polizeipräsidium jedoch genau. Oft sei diese Altersgruppe in den "falschen Ecken" des Internets beziehungsweise in sozialen Medien unterwegs. Das Referat Prävention sei deshalb verstärkt in den Bereichen Mediensicherheit und Gewaltprävention aktiv.
Auch bundesweit nehmen Fälle von Kindern zu
Spitzmüller verortet Erziehungsaufgaben jedoch in erster Linie in der Familie. "Dort muss klar definiert werden, was geht oder nicht geht. Dann ist schon viel vorgebeugt." Auch bundesweit wird mit dem Anstieg um 35,5 Prozent auf 93 095 tatverdächtige Kinder das Niveau des Vorjahres deutlich überschritten. Die Zahl liegt außerdem um 16,3 Prozent höher als 2019.
Bei den durch Kinder und Jugendlichen begangenen Delikten handelt es sich im Bereich des Heilbronner Präsidiums überwiegend um Diebstähle, insbesondere in Läden. Dazu kommen Aggressionsdelikte. Hoch ist außerdem der Anteil von Minderjährigen bei der "Verbreitung pornografischer Schriften". Das hängt damit zusammen, dass sie solche Bilder in Gruppenchats bei Whatsapp, Instagram oder auf anderen Kanälen teilen. Dass dies strafbar ist, wissen sie oft nicht.
177 Taten mit einem Messer
Erstmals weist die Kriminalstatistik Taten aus, bei denen der Angriff mit einem Messer angedroht oder ausgeführt wurde. Das Präsidium Heilbronn zählt 177 solcher Angriffe. "Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr", sagt Polizeisprecher Carsten Diemer. Eine Person wurde tödlich, 14 Menschen wurden schwer und 56 leicht verletzt. 135 Opfer gingen unbeschadet aus den Taten hervor. Noch sei die Zahl nicht aussagekräftig, weil der Auswertungszeitraum seit 2020 zu kurz sei, erklärt Diemer. Dazu kämen die Corona-Einschränkungen in den Vorjahren.