Zahl der wohnungslosen Menschen in Heilbronn steigt
Die Gruppe wohnungsloser Menschen nimmt zu, auch in Heilbronn. Das meldet die Aufbaugilde. So sind die Zahlen beim Erfrierungsschutz im Freibad Neckarhalde mit mehr als 1500 Übernachtungen stark gestiegen. In der Saison 2021/2022 waren es 1000 gewesen.
Der Erfrierungsschutz in Heilbronn ist voll spendenfinanziert. In Stuttgart fließt für diese Aufgabe öffentliches Geld. Die Landeshauptstadt lässt es sich fast 220.000 Euro kosten, um in fünf Wintermonaten 35 Plätze in einem Gebäude zur Verfügung stellen. Es ergänzt die 104 ganzjährig bestehenden Notübernachtungsplätze.
Auch Obdachlosenunterkünfte stärker nachgefragt
In Heilbronn hat die Zahl der Übernachtungen in den städtischen Obdachlosenunterkünften in diesem Winter zugenommen, wie Solveig Horstmann, Leiterin des Heilbronner Ordnungsamts, darlegt. Exakte Vergleichszahlen gebe es nicht, allerdings geht sie von annähernd 13 000 Übernachtungen im Zeitraum von 1. November bis Ende März aus. Rund 12 100 Übernachtungen seien es im Vorjahr gewesen.
Während hier die Zahlen um rund sieben Prozent stiegen, betrug das Plus im Erfrierungsschutz mehr als 50 Prozent. Diesen Umstand erklärt sich das Ordnungsamt damit, dass immer mehr Menschen mit Suchtproblematiken, psychischen Beeinträchtigungen und Hunden die Obdachlosenunterkunft aufsuchen. Sie können im Salzgrund nicht unterkommen, im Erfrierungsschutz schon. Allerdings verzeichnet Hans-Martin Klenk, Leitung Wohnungsnotfallhilfe-Unterstützungszentrum Aufbaugilde, lediglich 31 Hundeübernachtungen in dieser Saison.
Mehr Menschen mit komplexen Problemen
Die Beobachtung, dass vermehrt Menschen mit komplexen Problemlagen wie etwa psychischen Auffälligkeiten, Drogen und Alkoholabhängigkeit den Erfrierungsschutz nutzen, teilt die Aufbaugilde. Gleichzeitig nahm die Anzahl klassischer Alkoholiker ab.
Im Gegensatz dazu besteht in Neckarsulm weniger Bedarf an kurzfristigen Unterbringungen, sagt Pressesprecher Andreas Bracht. Die Stadt müsse vielmehr einen weitergehenden Unterbringungsbedarf decken. Wohnungslosen Menschen werde eine Unterkunft in der Regel monatelang zugewiesen. So entstehe eine Art Mietverhältnis, das nicht nur auf eine Nacht beschränkt ist.
So ist die Situation in anderen Städten der Region
Mit diesem Angebot könnten Betroffene einen Wohnsitz nachweisen, eine Arbeit aufnehmen oder Sozialhilfe erhalten. Aktuell stellt Neckarsulm in der Obdachlosenunterkunft Im Klauenfuß 23 Zimmer zur Verfügung, die zum Teil doppelt belegt sind. Das Nutzungsentgelt einschließlich Betriebskosten beträgt pro Zimmer 290 Euro im Monat.
In Öhringen gibt es kein reines Übernachtungsheim. "Wir haben in der Stadt, soweit wir wissen, keine Obdachlosen, die rein auf der Straße leben und die bei Kälte eine Unterkunft tageweise aufsuchen müssen", sagt Sprecherin Monika Pfau. In vier städtischen Obdachlosenunterkünften lebten 50 Personen. Kälte spiele bei der Unterbringung eine eher untergeordnete Rolle. Räumungsklagen, Trennung, Haftentlassung oder Wohnungsbrände seien häufigere Gründe für die Not.
Erfrierungsschutz ist kostenloses Angebot
Die Kosten für die Unterbringung in einem gemeinschaftlich genutzten Zimmer beträgt in Öhringen 190 Euro, in der städtischen Unterkunft in Heilbronn zum Vergleich 345 Euro und somit 11,50 Euro pro Nacht.
Der Erfrierungsschutz der Aufbaugilde von November bis Ende März ist hingegen kostenlos, niederschwellig und bietet unter anderem Menschen eine Schlafstätte, die in anderen Unterkünften Hausverbot haben. Es ist die einzige Anlaufstelle dieser Art im Einzugsbereich der Stadt Heilbronn, so ein Sprecher der Aufbaugilde. Den nächtlichen Dienst in den Räumen, die im Sommer den Mitarbeitern des Freibads zur Verfügung stehen, übernehmen in den Wintermonaten ausschließlich Ehrenamtliche. Techniker, ITler, Krankenpfleger, Azubis und ein Schüler sind darunter.




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