Obdachlosenhilfe: Keine Kür
Der Erfrierungsschutz als niederschwelliges Angebot für obdachlose Menschen ist in Heilbronn über Spenden finanziert. Eigentlich wäre das Aufgabe der Stadt, meint unsere Autorin.
Es gehört nicht so viel dazu, im System zu scheitern. Eine Trennung, die den Boden unter den Füßen wegzieht, fehlende Rückendeckung in der Familie, die falschen Freunde, die Wohnungskündigung wegen Eigenbedarfs, Krankheiten. Niemand ist gegen sämtliche Untiefen des Lebens gefeit. Gut, dass Deutschland ein Sozialstaat ist, dessen Aufgabe es ist, Menschen in prekären Lebenslagen aufzufangen. Die Entwicklung der vergangenen Jahre geht aber in eine besorgniserregende Richtung.
Die Zahl der Wohnungslosen nimmt zu, und die Klientel ändert sich. Zunehmend sind es Menschen in einer sensiblen Lebensphase, die kein Dach über dem Kopf haben. Solche, die älter und schwächer sind oder die, gerade einmal volljährig, noch viel zu jung sind, um im Obdachlosenheim zurecht zu kommen. Das ist alarmierend.
Das nachgefragte Angebot des Erfrierungsschutzes stemmen Ehrenamtliche und Spender. Die Spendenbereitschaft der Bürger zeigt zwar deren Wohltätigkeitssinn. Doch so ein Projekt wäre gut bei der Stadt aufgehoben, denn es geht dabei ums Überleben, um den Schutz vor dem Erfrierungstod. Wenn sich Kommunen mit Hallen- und Freibbädern für die Freizeitgestaltung die Kür leisten, sollte ein solches Angebot zur Pflicht gehören.


 Stimme.de
Stimme.de