Stimme+
Heilbronn
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Aufbaugilde verzeichnet deutlich mehr Übernachtungen im Heilbronner Erfrierungsschutz

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Zahl der Übernachtungen im Erfrierungsschutz in der Heilbronner Neckarhalde ist im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen. Viele junge Menschen und Senioren befinden sich in einer prekären Lage.

Ein Klappbett, ein Stuhl: Bis zu 16 Wohnungslose haben seit November jede Nacht Unterschlupf im Erfrierungsschutz in der Neckarhalde gefunden. Teilweise war die Nachfrage so groß, dass Gäste abgewiesen werden mussten.
Ein Klappbett, ein Stuhl: Bis zu 16 Wohnungslose haben seit November jede Nacht Unterschlupf im Erfrierungsschutz in der Neckarhalde gefunden. Teilweise war die Nachfrage so groß, dass Gäste abgewiesen werden mussten.  Foto: Seidel, Ralf

Der Erfrierungsschutz in der Neckarhalde hatte in diesem Winter so viel Zulauf wie selten, die Zahl der Übernachtungen ist mit mehr als 1500 im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte gestiegen.

In manchen Nächten reichte die Kapazität nicht aus

In manchen Nächten war die Nachfrage so groß, dass die Kapazität nicht ausreichte und Gäste weggeschickt werden mussten. Die Einrichtung mit 16 Schlafplätzen dient als Auffangbecken für Menschen ohne Dach über dem Kopf, die nicht im Obdachlosenheim schlafen wollen. Zudem bieten die Räumlichkeiten, die sonst Mitarbeiter des Freibads nutzen, in den Wintermonaten auch als Zuflucht für die, die woanders rausgeflogen sind und etwa im Salzgrund Hausverbot haben.


Mehr zum Thema

Insgesamt 16 Menschen gewährt der Erfrierungsschutz Obdach in den eiskalten Nächten. Hans-Martin Klenk von der Aufbaugilde prüft, ob alles ok ist.
Foto: Mario Berger
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Obdachlos trotz Beschäftigung: Morgens vom Erfrierungsschutz in Heilbronn zur Arbeit


Waren es 2022 von Anfang November bis Ende März 1000 Übernachtungen, sind es in dieser Saison mehr als 1500. Das berichtet Hans-Martin Klenk, Leitung Wohnungsnotfallhilfe und Unterstützungszentrum der Aufbaugilde.

Die Klientel hat sich gewandelt

Gleichzeitig hat sich die Klientel gewandelt. "In diesem Jahr waren weniger Osteuropäer bei uns sondern schwerpunktmäßig deutsche Mitbürger." Und, eine Entwicklung, die die Verantwortlichen schon seit längerem beobachten: "In den vergangenen zehn, 15 Jahren nimmt sowohl der Anteil junger Menschen zu, die mit dem Erreichen der Volljährigkeit aus der Jugendhilfe herausmüssen, direkt durchs Raster fallen und in der Wohnungslosenhilfe landen, als auch der Anteil der Älteren, über 65-Jährigen", sagt Hannes Finkbeiner von der Aufbaugilde.

Team der Ehrenamtlichen schafft eine gute Atmosphäre

Dass die Zahl der Übernachtungen so stark gestiegen ist, erklärt sich Hans-Martin Klenk damit, dass der Erfrierungsschutz mehr Menschen erreicht habe, die sonst auf der Straße geblieben wären. Das liege auch am Team der Ehrenamtlichen, die eine gute Atmosphäre schafften. "Manche bringen den fachlichen Hintergrund mit und haben einen klaren aber total menschlichen Umgang mit den Gästen."

Den nächtlichen Dienst stemmen insgesamt 20 Ehrenamtliche zwischen 19 und 65 Jahren, die immer als Zweier-Team arbeiten. Auch an Weihnachten, auch an Silvester. Sie müssen mit Besuchern mit psychischen Problemen zurechtkommen, die etwa unter Schizophrenie leiden oder nachts schreien.


Mehr zum Thema

Manuela M. freut sich über ihr Rharbarberschorle und die Gummibärchen, die Helmut Ehmann austeilt. Mit Hund Buddy sucht sie dringend eine Bleibe.
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Erfrierungsschutz-Helfer bringen Kaffee und Schlafsäcke zu den Armen in Heilbronn


Finkbeiner stellt klar: "Ohne die Ehrenamtlichen und die Spender würde das Projekt nicht existieren. Vor den Ehrenamtlichen ziehe ich den Hut. Eine härtere Arbeit gibt es nicht." Auch Sozialbürgermeisterin Agnes Christner würdigt deren Einsatz. "Es beeindruckt mich sehr, und ich bin sehr dankbar, wie viele Menschen sich dort bürgerschaftlich engagieren," hatte sie Anfang des Jahres auf Anfrage der Heilbronner Stimme gesagt.

Aufbaugilde hofft auf positive Rückmeldung der Stadt

Bis Ende März läuft das Angebot noch. Dann renoviert die Aufbaugilde die Zimmer, streicht sie, und die Räumlichkeiten dienen wieder den Mitarbeitern des Freibads.
Bis Ende März läuft das Angebot noch. Dann renoviert die Aufbaugilde die Zimmer, streicht sie, und die Räumlichkeiten dienen wieder den Mitarbeitern des Freibads.  Foto: Seidel, Ralf

Auch wenn die Stadt das Angebot als "wichtigen Baustein in der Heilbronner Obdachlosenhilfe" wertet, berichten die Aufbaugilde-Verantwortlichen, dass es regelmäßig eine Zitterpartie ist, ob der Erfrierungsschutz zustande kommt. "Es wäre optimal, wenn wir die Räume wieder bekommen. Sie sind sehr gut, genau wie die Lage", sagt Bärbel Schulze, Leiterin der Wohnungsnotfall- und Suchtkrankenhilfe bei der Aufbaugilde. Zwar wackle die Zusage immer, aber, so Finkbeiner: "Die Stadt behandelt das Projekt, das sich längst als Regelangebot etabliert hat, wohlwollend. Wir hoffen auf positive Rückmeldung bis Juni."

Auf Nachfrage teilt die Stadt Heilbronn mit, dass es im Vergleich zum vergangenen Winter im städtischen Obdachlosenheim einen gemäßigten Anstieg der eingewiesenen Personen gab.

In den drei städtischen Gebäuden der Salzgrundstraße können bis zu 140 Menschen unterkommen

Die Zusammenarbeit mit städtischen Einrichtungen und Ämtern, freien Trägern und sozialen Diensten sowie intensives Eingehen der Mitarbeiter auf einzelne Wohnungslose habe bewirkt, dass die Zahlen stabil blieben, so Solveig Horstmann, Leiterin des Ordnungsamts. Im Winter 2021/22 waren es im Schnitt 80 Personen pro Monat, im Winter 2022/23 im Schnitt 90 Personen pro Monat. In den drei Gebäuden in der Salzgrundstraße in Heilbronn und in acht weiteren Wohnungen können bis zu 140 Personen untergebracht werden. In Notfällen könnte zudem auch noch aufgestockt werden.

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben