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Zahl der Schnellteststationen sinkt auf breiter Front

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Nachdem die Testpflicht vielerorts aufgehoben ist, ebbt der Ansturm auf die Testzentren auch in der Region ab. Ärzte, Apotheken und Hilfsorganisationen können Schnelltests weiterhin ohne Beschränkungen anbieten. Das gilt für private Teststationen bald nicht mehr.

Im Juni war der Andrang auf die Corona-Testzentren in Heilbronn noch groß. Nach den gesunkenen Inzidenzzahlen kommen deutlich weniger Kunden.
Foto: Archiv/Veigel
Im Juni war der Andrang auf die Corona-Testzentren in Heilbronn noch groß. Nach den gesunkenen Inzidenzzahlen kommen deutlich weniger Kunden. Foto: Archiv/Veigel  Foto: Veigel

Nicht ist so beständig wie der Wandel, und der entwickelt in Corona-Zeiten eine besondere Dynamik. Davon können die zahlreichen Testzentren ein Lied singen, die mit der dritten Pandemie-Welle entstanden sind.

Anfang Juni verzeichnete die Kassenärztliche Vereinigung in Baden-Württemberg mehr als 6000 dieser Zentren. In der Stadt Heilbronn waren es 53, im Landkreis 97, und im Hohenlohekreis wurden 38 offizielle Anbieter gemeldet.


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Goldgräberstimmung machte sich breit

Damit war das Ende der Fahnenstange jedoch noch nicht erreicht. Im Juni stieg die Zahl der Schnellteststationen weiter steil an. Goldgräberstimmung machte sich breit, nachdem sich schnell herumsprach, wie lukrativ diese Zentren betrieben werden können.

Auch schwarze Schafe tauchten auf, die mit der vielfach geforderten Testpflicht, das große Geschäft witterten (wir berichteten). Zwölf Euro konnten pro Test mit den Kassenärztlichen Vereinigungen abgerechnet werden, Ärzte durften 15 Euro kassieren, hinzu kamen noch die Kosten für das Testmaterial.

 


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Doch so schnell wie Teststationen aus dem Boden schossen, verschwinden sie auch wieder, nachdem eine Testpflicht im Einzelhandel und in der Gastronomie nicht mehr besteht. Einige Testzentren haben sich bei den Gesundheitsämtern abgemeldet, Zahlen gibt es nicht, weil es keine Pflicht gibt die Schließung offiziell mitzuteilen.

"Wir hatten zu den Hochzeiten im Juni 500 Tests täglich, heute sind es keine hundert", zieht Dieter Harfensteller Bilanz. Der 72-Jährige, der Apotheken in Heilbronn, Erlenbach und Weinsberg betreibt, denkt derzeit darüber nach, ob er die Öffnungszeiten anpasst. Harfensteller testet in Heilbronn von 9 bis 13 und von 15 bis 18 Uhr, in Erlenbach nur auf Anfrage, in Weinsberg hat ein benachbarter Arzt das Testen übernommen. In der Inzidenzstufe 2, in der sich die Stadt Heilbronn aktuell befindet, wird nur noch für private Veranstaltungen in geschlossenen Räumen ein Negativ-Test, ein Impfnachweis oder eine Bestätigung, dass man Genesen ist, verlangt. Das gilt teilweise auch für öffentliche Veranstaltungen und körpernahe Dienstleistungen, wenn nicht dauerhaft Maske getragen werden kann.

 


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Neue Bedingungen für Testzentren

Trotz der deutlich zurückgehenden Zahlen und der auf acht Euro gesunkenen Vergütung will Harfensteller das Angebot im Juli aufrechterhalten. "Den August ziehe ich vielleicht auch noch durch", kündigt der Apotheker an. Ärzte, Apotheken und Hilfsorganisationen können Schnelltests weiterhin ohne Beschränkungen anbieten. Das gilt für private Teststationen ab 21. Juli nicht mehr. Die Gesundheitsämter haben alle Betreiber darüber informiert, dass sie künftig einen Auftrag brauchen. "Wer über den 20. Juli hinaus ein Testzentrum betreiben will, muss einen Antrag stellen", klärt Suse Bucher-Pinell, Pressesprecherin der Stadt Heilbronn, auf.

Das gilt auch für die Station an der Superbude bei der Neckarmeile, wo sich der Andrang am Sonntagnachmittag ebenfalls in Grenzen hielt. "Seit dem 28. Juni sind die Zahlen um rund 60 Prozent zurückgegangen", sagt Philipp Strähle.

 


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Gesundheitsämter fordern Kooperationspartner

Der Gastronom, der die Sky-Bar im Kaisersturm Heilbronn betreibt, hat neben den Teststationen am Turm und an der Neckarmeile eine dritte Station beim XXL-Lutz-Möbelhaus in Neckargartach eingerichtet. "Wir wollen auch nach dem 20. Juli weitermachen, wenn die Allgemeinverfügung ausläuft und wir gebraucht werden", macht Strähle klar. Die geforderten neuen Bedingungen erfülle er.

Die Gesundheitsämter haben aus den Fehlern im April gelernt und verlangen nun einen Arzt oder Apotheker als Kooperationspartner, sowie geschultes Fachpersonal an den Stationen. "Das beschäftigen wir schon heute", betont Strähle. Ob er auch im August noch weitermachen wird "kann ich noch nicht sagen". Auch Harfensteller lässt offen, wie es im August weitergeht. "Ich fürchte, dass es im September wieder eine Notwendigkeit für Tests gibt", sagt der 72-Jährige und ergänzt: "Ich hoffe und wünsche es aber nicht."

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