Überraschend gestorben: Württemberger Weinbaupräsident Hermann Hohl ist tot
Hermann Hohl wurde nur 68 Jahre alt. Der Württemberger Weinbaupräsident, Obersulmer Gemeinderat und Heilbronner Kreisrat wollte nach einer Operation eigentlich wieder in die Arbeit einsteigen.

Wann immer man Hermann Hohl fragte, wie es ihm denn geht, sagte er freundlich, in aller Ruhe und mit einem sanften Lächeln "gut, ich fühle mich wohl". Und manchmal auch: Mit weniger Gewicht arbeite es sich leichter, im Wengert, in der Politik, überall.
Der Präsident des Weinbauverbandes Württemberg, Vize-Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, Obersulmer CDU-Fraktionschef und Heilbronner Kreisrat machte nie großes Aufhebens um seine Person. Ihm ging es um die Sache. Und bei allem was er sagte, wirkte er meist besonnen, klar, strukturiert, zugewandt - und zunehmend nachdenklich.
Noch vor wenigen Tagen war Württemberger Weinbaupräsident Hermann Hohl guter Dinge
Noch zu Jahresbeginn war sein Kalender voller Termine: Minister Hauk in Stuttgart, Etateinbringung im Gemeinderat, Weinbautagung in Weinsberg und und und. Vieles konnte er nicht wahrnehmen, wegen einer Bruchoperation. Trotz Komplikationen schien er auf dem Weg der Besserung, wollte wieder "voll eingreifen", wie er vor wenigen Tagen sagte.
Doch am Samstagabend ist Hermann Hohl im Krankenhaus gestorben, völlig überraschend, im Alter von nur 68 Jahren.
Weinbaupräsident Hermann Hohl vollzog wichtige politische Weichenstellungen
Der Weinbaupräsident starb in einer Zeit, da die Branche weltweit in der Krise steckt, nicht nur in seiner Heimat. Anfang der 1990er Jahre war das noch anders. "Wie ein Wanderprediger", so sagte er einmal über sich selbst, schwor der junge Präsident einst 16.000, heute 8000, Mitglieder zwischen Tauber und Bodensee auf sich ständig wandelnde politische, wirtschaftliche, gesellschaftlichen und klimatischen Rahmenbedingungen ein, nicht ohne Gegenwind.
Trotz allem hielt er stets die Balance: durch Geduld, Integrationskraft, gute Konzepte, ein dichtes Netzwerk, viele Freunde, durch Weitsicht.
Hermann Hohl beschwor Blick über den Tellerrand
Noch als der Trollinger wie geschnitten Brot lief, läutete Hohl eine wahre Vermarktungsoffensive ein, beschwor den Blick über den Tellerrand: mit Messen von Heilbronn über Stuttgart bis Berlin. Den zunächst zarten, immer stärkeren Tourismus-Aktivitäten gab er über alle bürokratischen Hürden hinweg ein ausbaufähiges Rückgrat, die Württemberger Weinstraße. Über die "Südschiene" mit Baden und Franken, aber auch durch gute Beziehungen ins Agrarministerium sind ihm auf dem weiten Feld der EU-Politik wichtige Weichenstellung gelungen, über die Fördergelder zur Bewältigung des Strukturwandels ins Land flossen.
Stichwort Fusionen. Früh hat er deren Synergien beschwört. Freilich, auch ihm ist nicht alles geglückt, ausgerechnet mit seinen Weingärtnern Willsbach nicht, wo Hohl vorzeitig den Vorsitz abgab. Auch seine Export-Aufrufe hatten wenig Erfolg. Der Kampf für Steillagen scheint verloren, bei vielen Kollegen steht der Betrieb auf der Kippe. Doch kann man das alles dem Verband oder seinem Präsidenten anlasten?
Mit Jungwinzern frischen Wind in die Branche gebracht
Gleichzeitig brachte der einstige Landjugend-Kreisvorsitzende mit USA-Erfahrung durch Jungwinzer frischen Wind in die Region: über die Gruppe Wein.im.Puls und den Jungwinzer-Preis bis zu neuen Food- und Wein-Studiengängen in Heilbronn und Weinsberg.
Für den Familienbetrieb, den Willsbacher Birkenhof, blieb da meist wenig Zeit. Ehefrau Heidrun und Sohn Markus, ebenfalls Winzermeister, hielten ihm in den Weinbergen den Rücken frei. Aber auch seine 90-jährige Mutter Hannelore packte mit an und wenn es passte Tochter Sabrina, die im Büro der CDU-Bundestagsfraktion arbeitet. In der Familie und bei Freunden - weit über Obersulm und die Region hinaus - ist die Trauer groß.
Die Beisetzung findet statt am Samstag, 16. März 2024 um 13.30 Uhr auf dem Friedhof in 74182 Obersulm-Willsbach.