Jury prämiert die schönsten Stände im Heilbronner Weindorf: Das sind die Sieger
Schon seit 1974 kürt der Gestaltungswettbewerb der Heilbronner Stimme die schönsten Weindorf-Stände. Wen die Jury diesmal ausgezeichnet hat – und wer das Treppchen verpasste.
Seit Donnerstag wird das 52. Heilbronner Weindorf gefeiert. Nach der feierlichen Eröffnung und einem eher durchwachsenen Wochenende wird noch bis Samstag, 14. September, rund ums Rathaus gefeiert.
Manchem Einheimischen fällt es kaum mehr auf, aber viele auswärtige Besucher sind vom stilvollen Ambiente des Heilbronner Weindorfes begeistert. Blumenschmuck und Häusles-Architektur sind zu einem Markenzeichen des Festes geworden. Dies betonte jetzt die Jury des Gestaltungswettbewerbs, den die Heilbronner Stimme bereits 1974 initiiert hat. Der einst so genannte Blumenschmuck-Wettbewerb hat die Dachlandschaft immer schöner werden lassen. Dieses Jahr wird alles besonders gut gegossen.
Die vier prämierten Weindorf-Stände rund ums Heilbronner Rathaus
Auf Platz eins hob die Jury den von der Gärtnerei Reinwald mit einem Wäldchen, inklusive Cortenstahl-Reh, Hirsch, Zuckerhutfichten und Heidekraut, gekrönten Heilbronner Wengerterstand. Zweiter wurde Mathias Haags – ebenfalls von Reinwald veredelte – mediterrane Cocktailbar Rollender Robert: ein schönes Trostpflaster nach dem schmerzlichen Olivenbaum-Klau.
Rang drei belegt der geschmackvolle Holzkubus der Lauffener Weingärtner, auf den die Gärtnerei Supp laut Jury eine "harmonische Gesamtkomposition gezaubert" hat, etwa mit Gräsern, Efeu, Silberdraht, Zierpaprika.
Der Käthchen-Ehrenpreis für den schönsten Imbissstand ging an den Dinette-Express, der das Thema Backhaus in Form und Inhalt stimmig umsetzt.
Diese Weindorf-Stände haben das Podest in Heilbronn nur knapp verpasst
Knapp am Treppchen vorbei schrammen die Weinschwestern und Familie Golter mit ihrem neuen sympathischen "Winelovers"-Holzhäuschen, aber auch der markante Grantschener Kubus und der in vieler Hinsicht nachhaltige Öko-Stand.
In die Bewertung flossen nicht nur Pflanzen und Deko ein, sondern auch Kreativität, Wein-Bezug und Gesamterscheinung. Für Jury-Sprecher Hartmut Weimann war "das Thema Nachhaltigkeit wichtig, auch im Blick auf die Green-Capital-Bewerbung der Stadt Heilbronn".
Häuschen auf Heilbronner Weindorf kosten bis zu 100.000 Euro
Die meisten der 38 Stände begnügen sich nicht mit Schnittblumen oder Gestecken. Oft spannen fantasievolle Installationen den Bogen zu den Themen Wein, Herbst, Gastronomie und Tourismus. Für die Dekoration geben ambitionierte Betriebe um die 2000 Euro aus, manche sparen eher.
Der gestalterische Ehrgeiz kommt oft in der Architektur zum Ausdruck. Manche Bauherren haben bis zu 100.000 Euro in ihre noble Hütte gesteckt, andere sehen nach Weihnachtsmarkt aus, gerade im Gastro-Bereich, wo Newcomer mit originellen Mobilen ins Dorf stießen.
Gesamtbild des Heilbronner Weindorfs ist über die Jahre immer schöner geworden
Auch zwischen den Ständen ist das Dorf immer schöner geworden: herausgeputzte Weinpressen und standesgemäße Barriques wirken einladend. Schade, dass die - auch bei Regen - nützlichen Sonnenschirme an manchen Ecken den Blick auf Dächer und Fassaden verstellen. Großzügig wirken die Segel am Marktplatz. Die neue Bühne ist durch ihre Rundung und durch nette Paletten-Begrünung einladender geworden. Auch Lauben, Stellwände und Vertäfelungen aus Holz passen gut dazu und schirmen abseitige Ecken einigermaßen ab.
Dass neben den Dorftoren Pressen und teils getarnte Poller die Zufahrt blockieren, ist der Sicherheit geschuldet.
Gestaltung am Weindorf Heilbronn: Es gibt auch Kritikpunkte
Vermisst werden bei Regen die einstigen Pergolen, sie sind Sparzwängen zum Opfer gefallen. Dafür gibt der "Weingarten" mit Pagodenzelten der Lohtorstraße Struktur, wobei Richtung Neckar am schönen Dorf-Westtor gestalterisch manches abfällt. Bei der Aufwertung des Umfeldes hat die Stadt Nachholbedarf. Zum Bedauern der Wengerter lässt der Umbau von Lohtorstraße, Rathausgasse und Rathausinnenhof, inklusive denkmalgeschütztem Kunstmosaik, seit Jahren auf sich warten. Immerhin: Die umstrittene grüne Sommerzone wurde gut ins Fest integriert.
Ein Schandfleck ist laut Jury das marode Reim-Gebäude, das nicht nur dem Weindorf, sondern der Weinstadt nicht gut zu Gesicht steht.
Die Jury des Gestaltungswettbewerbs
Die Sieger des Gestaltungswettbewerbs der Heilbronner Stimme bekommen jeweils eine Plakette ans Häuschen genagelt. Die Jury setzt sich so zusammen: Hartmut Weimann vom Verein für Heilbronn, Steffen Schoch (Geschäftsführer Heilbronn Marketing GmbH), Enni Wielsch (Käthchen von Heilbronn), Architekt Karl-Adolf Herzog und Gabriele Ostermann von Roth (Akademie für Kommunikation und Design) und Stimme-Redakteur Kilian Krauth.