Wahrzeichen in der Region bleiben dunkel
Die vorgegebene Einsparverordnung wird in vielen Kommunen bereits umgesetzt. Firmen in der Region verzichten auf Leuchtreklame. Doch lohnt sich das Abschalten?

Die seit dem 1. September geltende Energieeinsparverordnung der Bundesregierung ist in der Region angekommen. Zahlreiche Kommunen haben angekündigt, dass Gebäude nicht mehr angestrahlt werden. In Heilbronn gilt das auch für die Kilianskirche, deren Turm seit Mittwoch (07.09.) nicht mehr beleuchtet wird, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilt. Im Dunkeln bleiben viele Wahrzeichen wie die Stadtsilhouetten in Waldenburg und Bad Wimpfen mit dem Blauen Turm sowie die Stadtpfarrkirche Neckarsulm.
Beleuchtung des öffentlichen Raumes könne sich positiv auf das Sicherheitsgefühl der Menschen auswirken, teilt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn mit und beruft sich auf eine mit dem Ministerium abgestimmte Sprachregelung. "Licht hat einen präventiven Charakter." Ob die Polizei ihre Streifentätigkeit anpasst oder ob sie eine Zunahme von Straftaten besonders um die Kilianskirche in Heilbronn befürchtet, beantwortet sie nicht.
"Nicht pauschal abschalten"
Dass es dort, wo es dunkel ist, auch zu mehr Straftaten kommt, kann Hartmut Grasmück (67) nicht bestätigen. Menschen halten sich dort nicht mehr auf. "Aber man will ja Menschen in der Stadt haben." Der ehemalige Präsident des Polizeipräsidiums Heilbronn und jetziger Landesvorsitzende des Weißen Rings wünscht sich, dass nicht pauschal abgeschaltet und in der Frage klug vorgegangen wird. "Dunkle Städte führen dazu, dass Leute nicht mehr kommen."
Inwieweit die veränderte Beleuchtung in der Innenstadt Menschen von einem Heilbronn-Besuch abhält, könne nicht abgeschätzt werden, erklärt eine Stadt-Sprecherin. "Die Verwaltung beobachtet das und passt die Streifentätigkeit des Kommunalen Ordnungsdienstes gegebenenfalls an."
Licht bleibt aus
Pünktlich um 22 Uhr erlischt nun die üblicherweise weithin sichtbare Beleuchtung des mächtigen Würth-Schriftzugs am Logistikzentrum in Künzelsau-Gaisbach. Dieses Licht bleibt aus bis 16 Uhr am folgenden Tag. Einen Schritt weiter geht Audi in Neckarsulm. Die großen Ringe am Karosseriegebäude Richtung Bad Friedrichshall bleiben dauerhaft dunkel, ebenso das Logo in den Böllinger Höfen. "Das Unternehmen hat beschlossen, ein Zeichen zu setzen", erklärt eine Sprecherin.
Mancherorts verhindert die Technik eine schnelle Umsetzung der Verordnung. So müssen beispielsweise in vielen Würth-Niederlassungen Programmierungen angepasst werden. "Wir prüfen auch zusätzliche Einspar-Möglichkeiten", sagt eine Sprecherin. Sowohl bei Audi als auch bei Würth untersuchen Teams, wo eine weitere Reduzierung der Beleuchtung in Gebäuden und im Außenbereich möglich ist. Doch es gälten Verkehrssicherungspflichten sowie die Vorgaben der Arbeitsstättenrichtlinien, erläutert Audi. Sparpotenzial wurde bereits in der Vergangenheit gehoben, indem auf sparsame LED-Technik umgestellt wurde, heißt es bei Würth.
Größenordnung
Welches Einsparpotenzial mit der staatlich verordneten "Licht aus"-Aktion verbunden ist, lässt sich kaum abschätzen. Für die Industrie hat die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen ausgewertet, dass die Beleuchtung einen Anteil von 1,2 bis 1,4 Prozent am gesamten Stromverbrauch hat. Dieser geringe Anteil kann durch das Ausschalten von beleuchteter Reklame kaum nennenswert reduziert werden.

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