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Vom Abiturienten zum Klimakleber

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Ein 22-Jähriger aus Karlsruhe von der "Letzten Generation" blockiert in Heilbronn wiederholt Straßen. Sein Werdegang vom Schüler zum Vollzeit-Klimaaktivist.

Daniel Eckert bei einer Straßenblockade in Heilbronn.
Daniel Eckert bei einer Straßenblockade in Heilbronn.  Foto: Heike Kinkopf

Daniel Eckert ist Vollzeit-Klimaaktivist. Der 22-Jährige aus Karlsruhe klebt sich drei Mal in Heilbronn auf der Straße fest. Vom Heilbronner Amtsgericht ist er zwei Mal zu Gefängnisstrafen wegen Nötigung verurteilt worden. Dazu kommen nach Eckerts eigenen Angaben bundesweit Dutzende weitere Gerichtsverfahren. Die Urteile in Heilbronn sind noch nicht rechtskräftig, Eckert hat Widerspruch eingelegt. Deshalb ist er auf freiem Fuß.

Ansprechpartner für Medien

Eckert ist eines der Aushängeschilder der "Letzten Generation". Er steht Medien bei Klebeaktionen als Ansprechpartner zur Verfügung. Er wird in Pressemitteilungen der Gruppierung zitiert. Mit der Heilbronner Stimme spricht er wenige Tage, bevor er zur groß angelegten Protestwoche in Berlin aufbricht.


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Vom Klima-Camp zum Waldbesetzer

Eckerts Weg vom Schüler zum Klima-Demonstrant scheint kurz. 2021 sei er zufällig an einem Klima-Camp auf dem Karlsruher Schlossplatz vorbeigekommen und mit seinem Rad stehengeblieben. "Aus einer Box kam Musik, es wurde getanzt." Eckert sagt, er wollte da dabei sein. Rasch habe er sich in Diskussionen mit Passanten eingeschaltet. "Ich habe gemerkt, dass es mir liegt, mit den Leuten zu reden." Ihm habe die Gemeinschaft des Camps gefallen und es habe nicht lange gedauert, da habe er Aufgaben dort übernommen. Warum? Er habe dort seine Fähigkeiten einbringen können, erklärt er. "Und ich habe gemerkt, die brauchen Menschen, die Zeit und Energie haben."

Bei solchen Klimacamps wie jenem vor zwei Jahren auf dem Karlsruher Schlossplatz handelt es sich um lokale Bündnisse verschiedener Ortsgruppen und Privatpersonen, die nach eigenen Angaben unzufrieden mit der Klimapolitik sind. Nur wenige Wochen nach seinem Einstieg dort habe er sich im Spätsommer 2021 an einer Besetzung des Fechenheimer Walds in Hessen beteiligt, sagt Eckert. "Da habe ich richtig krass gemerkt, ich will komplett mein Leben so leben."


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Als Kind draußen in der Natur unterwegs

Eckert wächst eigenen Angaben zufolge mit drei Geschwistern in Karlsruhe auf. Das Abitur habe er mit einem Schnitt von 1,6 bestanden. Mathe, Physik und Geographie seien seine Leistungskurse gewesen, ganz genau wisse er das nicht mehr. In einer sechsköpfigen Familie gebe es immer mal Differenzen, meint Eckert. Er habe gelernt, dass man trotz unterschiedlicher Ansichten einen guten Umgang miteinander haben könne. Letztlich sei er behütet groß geworden. Als Kind habe er viel draußen gespielt und sich im Grünen aufgehalten. Mit dem Mountainbike die Gegend entdeckt.

Zu Hause hat er eine Art Basislager

Vor seinem Wandel zum Klimakleber sei er eher ein Einzelgänger gewesen, sagt er. Er spielte Basketball und Volleyball. Für den Vereinssport habe er inzwischen keine Zeit mehr. Seine Eltern unterstützten ihn, sagt er. Ohne Diskussionen laufe es in seiner Familie nicht ab. Insbesondere als er das erste Mal in Polizeigewahrsam gekommen sei, habe es Gesprächsbedarf gegeben. Zu Hause bei den Eltern, das sei so etwas wie sein Basislager. „Daheim bereite ich mich auf Gerichtsverfahren vor und stehe für Interviews zur Verfügung.“ Die Frage nach einem eigenen Einkommen lässt er unbeantwortet.


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Keine Kontakte außerhalb der Gruppe

Die Kritik, dass Klimakleber weite Teile der Bevölkerung gegen sich aufbringen und dem Klimaschutz damit einen Bärendienst erweisen, scheint an ihm abzuprallen. Er verstehe nicht, warum sich Eltern aufregten, weil sie ihr Kind nicht rechtzeitig vom Kindergarten abholen könnten, gleichzeitig scheine es ihnen egal zu sein, welche zukünftigen Probleme sie ihren Kindern aufbürdeten.

Freundschaften und soziale Kontakte außerhalb der "Letzten Generation" - Fehlanzeige. Gemeinschaft erfahre er mit jenen, die fürs gleiche Ziel kämpften.

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