Verkehrswende schaffen: In Ludwigsburg läuft es auf eine neue Stadtbahn hinaus
In der Region Heilbronn sollen Bahnstrecken reaktiviert und gebaut werden: Auch der Raum Ludwigsburg setzt auf weitere Gleise. Das ist der Stand bei Lucie, wie der Ludwigsburger City-Express liebevoll genannt wird.

Das Klima schützen und die Mobilitätswende hinbekommen: Die Region Heilbronn setzt dabei unter anderem auf Investitionen in Stadtbahnen. Im Raum steht, die stillgelegte Strecke durchs Zabergäu zu reaktivieren und die Krebsbachtalbahn im Kraichgau mit der überregionalen Strecke bei Bad Rappenau-Babstadt zu verbinden. Auch die Schozach-Bottwartalbahn soll wieder fahren, wo Gleise längst Geschichte sind. Umstritten und fraglich ist die Reaktivierung der Kochertalbahn zwischen Künzelsau und Waldenburg, dafür wird die S4 von Öhringen kommend weiter in Richtung Schwäbisch Hall verlängert werden.
Die Region Heilbronn ist bei ihren Bemühungen nicht allein, den Bahnverkehr mit weiteren Gleisen zu stärken. Die Stadt Ludwigsburg sowie Nachbarkommunen setzen auf Lucie. Der Ludwigsburger City-Express soll, optimistisch gerechnet, Ende 2028 auf einem ersten Teilstück zwischen Markgröningen, Möglingen und Ludwigsburg fahren. Davon geht Frank von Meißner aus, Geschäftsführer des Zweckverbands Stadtbahn im Landkreis Ludwigsburg. Andere kommunale Vertreter sehen das skeptisch, Bürger aus der Stadt Ludwigsburg drohen bereits mit Klagen gegen das Vorhaben. Dieses Teilstück soll nur ein erster Schritt sein. Anbindungen auch von Ludwigsburger Stadtteilen sind vorgesehen und in den Folgejahren denkbar.
Ludwigsburg und Nachbarkommunen wollen Lucie vorantreiben: So sieht es bei den Kosten aus
Lucie, zuletzt auf 250 Millionen Euro beziffert, ist längst nicht in trockenen Tüchern. Die Kosten werden in den kommenden Monaten noch einmal genau errechnet, und erst dann zeigt sich, ob sich der Aufwand tatsächlich lohnt. Geschäftsführer Frank von Meißner ist optimistisch, wie er bei einem Trassenspaziergang durch Möglingen aufzeigte.
In der Stadt liegen noch Gleise, die einstige Strecke für Güterzüge ist sogar noch offiziell eine Bahnanlage - auch wenn dort seit Jahren kein Zug mehr rollt und die Natur die Oberhand gewonnen hat. Die Trasse wurde nie offiziell entwidmet, also stillgelegt. Allerdings haben sich Anwohner an das Grün gewöhnt, das die Gleise überwuchert. Bäume, Büsche - alles wächst zwischen den Gleisen und über sie hinweg. Und das sind auch kritische Anmerkungen auf der Tour.
Müssen Bäume fallen? Wie viele? Erste maßstabsgetreue Pläne sollen Mitte 2024 vorliegen, derzeit tourt der Zweckverband durch die Orte, um Anregungen von Bürgern aufzunehmen. Daher kann Frank von Meißner keine finalen Details zum Grün nennen. Nur so viel sagt er: "Einen Teil der Bäume wird es treffen."
Lucie ist teilweise umstritten: Anwohner erkundigen sich nach Klagemöglichkeiten

Es ist eine sachliche Diskussion, deutlich ruhiger als bei einer Tour durch Ludwigsburg, wo sich Anwohner nach Klagewegen erkundigt haben, um Lucie zu stoppen. Doch es gibt auch in Möglingen hämisches Gelächter und Kopfschütteln. Der Grüngürtel falle weg, sagt eine Möglingerin. Auch wegen der Stromleitungen sorgt sie sich. Ein 60-Jähriger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, wohnt ebenfalls an den Gleisen, ist aber Befürworter der Bahn. "Es ist gut, den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken", sagt er. Viel schneller wäre man mit Lucie in Ludwigsburg. Elf Minuten sind denkbar, deutlich weniger als die 23 Minuten mit dem Bus, den häufig Staus ausbremsen.
Den Raum Ludwigsburg vom Verkehr zu entlasten, das ist für Möglingens Bürgermeisterin Rebecca Schwaderer ein positiver Aspekt von Lucie. Das untermauert Geschäftsführer Frank von Meißner: Pro Jahr würden mit Lucie 21 Millionen Pkw-Kilometer eingespart. Stadtbahnen würden mehr Personen zum Umstieg bringen als Busse, zeigt seiner Ansicht nach die Erfahrung. Auch Unternehmen hoffen darauf, dass Lucie kommt. Davon berichtet Frank von Meißner: Firmen seien aus deren Sicht für neue Mitarbeiter attraktiver, könnten diese per Zug zur Arbeit nach Möglingen kommen.