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Nach Tod vom Präsidenten: Wie geht es beim Weinbauverband Württemberg weiter?

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Am 10. März 2024 ist Präsident Hermann Hohl plötzlich gestorben. Nun will sich der Weinbauverband Württemberg bis Frühjahr 2025 neu aufstellen. Auch die Kooperation mit einem anderen Verband wird geprüft.

Erfrorene Reben zwischen Heilbronn und Weinsberg: Die welken Triebe haben Symbolcharakter für die Situation des Weinbaus insgesamt.
Erfrorene Reben zwischen Heilbronn und Weinsberg: Die welken Triebe haben Symbolcharakter für die Situation des Weinbaus insgesamt.  Foto: Berger, Mario

Hermann Hohl fehlt," meint nicht nur Weinsbergs Bürgermeisterin Birgit Hannemann. "Eine Mitgliederversammlung ohne ihn? Das fühlt sich unwirklich an", sagt Agrarminister Peter Hauk. Hermann Morast lädt zur Gedenkminute.

Dann kündigt der Geschäftsführer des Weinbauverbandes Württemberg (WVW) an, den am 10. März verstorbenen Präsidenten Hohl zum 200-jährigen Verbandsbestehen 2025 posthum zum Ehrenpräsidenten zu ernennen.

Wer folgt auf verstorbenen Präsidenten? Weinbauverband hat keinen Plan B, aber drei Szenarien

Zu der im Raum stehenden Nachfolgefrage sagt Morast: "Wir haben keinen Plan B in der Schublade", aber drei Szenarien, die das Ziel hätten, den WVW bis Frühling 2025 personell und strukturell neu aufzustellen. Szenario 1: Zeitnah einen Kandidaten suchen und wählen. Szenario 2: Die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden aus dem Agrarsektor in Baden-Württemberg prüfen und danach einen Kandidaten suchen. Szenario 3: Zuvor die Verbandsstruktur reformieren.


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Da war Hermann Hohl − neben ihm seine Frau Heidrun − stolz, als er 2020 für 40 Jahre Gemeinderatstätigkeit mit Ehrennadel, Urkunde und Stele des Gemeindetags geehrt wurde. Neun Amtsperioden war er Bürgervertreter.
Foto: Archiv/Friedrich
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Gleichzeitig betont der Geschäftsführer: "Wir haben keinen Handlungsdruck", finanziell und personell sei man gut aufgestellt, auch mit WVW-Vize Peter Albrecht. Im Juni werde er als Vize-Präsident des Deutschen Weinbauverbands (DWV) kandidieren, "damit die Interessen Württembergs dort entsprechend vertreten werden".

Nachhaltigkeit ist für Weinbauverband Württemberg Gebot der Stunde

Etliche Herausforderungen, vor denen die Branche steht, tippen eingangs in Grußworten Weinkönigin Larissa Salcher sowie Weinbauschuldirektor und Gastgeber Dieter Blankenhorn an. In die Tiefe gehen im Laufe der dreistündigen Versammlung neben Minister Hauk, Christian Schwörer als Generalsekretär des DWV sowie Uwe Michelfelder von der Weinbauschule Weinsberg. Mögliche Auswege kommen auch in einer Diskussionsrunde zur Sprache, in der es vor allem um ökologische, ökonomische und - nicht zu vergessen - soziale Nachhaltigkeit geht.

Geschäftsführer Werner Bender von der Mehrweg-Genossenschaft hebt hier beispielhaft die neue 0,75-Liter-Pfandflasche hervor. Aber auch mit anderen Umwelt-Aspekten könne man punkten, auch im Export und Tourismus. "Kontraproduktiv und ärgerlich", so Albrecht, seien dabei verwahrloste Rebanlagen. Hier seien neben den Besitzern die Kommunen in der Pflicht.

Interessante Zahlen zur Entwicklung

Brachen sind indirekt Spiegel der aktuellen Lage: Weltweit wird mehr Wein produziert (2022: 258 Millionen Hektoliter) als getrunken (232 hl). So sank der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch etwa in Deutschland zuletzt 2022 und 2023 um je eine Flasche auf 19,2 Liter. Von dem Rückgang betroffen ist vor allem heimischer Wein, während Billig-Importe profitierten.

Weil das meiste über den Lebensmittelhandel verkauft wird, leiden die dort stark vertretenen Genossenschaften besonders, 2023 lagen die Einbußen bei 15 Prozent. Als Ursachen für den rückläufigen Konsum nennen die Referenten den demographischen Wandel, Sparzwänge, eine restriktive Alkoholpolitik und nicht zuletzt den Trend zu neuen (Mix-)Getränken.

Mit Qualität und neuen Ideen aus der Krise

Gleichzeitig, dies rechnet Michelfelder vor, seien die Betriebskosten seit 2020/21 um 30 Prozent gestiegen, für Energie, Dünger, Pflanzenschutz, Betriebsmittel und Löhne. Damit stagnierten die Unternehmensgewinne speziell in Württemberg seit Jahren. 2001/02 sei man im Bundesvergleich noch Spitzenreiter gewesen, heute Schlusslicht. Bei der Hälfte der Betriebe "reicht es derzeit noch gerade so, 25 Prozent kommen schon lange auf keinen grünen Zweig mehr", so Michelfelder.

Bei 25 Prozent der Winzer aber laufe es gut. Letztlich warnt der Experte, "nur auf die Kosten zu gucken", Qualität, neue Ideen, Kunden und Ansatzwege könnten eher aus der Krise führen. "Letztlich müssen wir auch die Chancen sehen."

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