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Testpflicht bei Kindern: Klarheit über die wichtigsten Fragen besorgter Eltern

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Seit 19. April gilt die Corona-Testpflicht an Schulen. Auf der Facebook-Seite von stimme.de diskutierten vergangene Woche Eltern heftig darüber. Die drängendsten Fragen unserer Leser richten wir an einen Kinderarzt und an einen Schulleiter.

Ab heute gilt die Testpflicht an  Schulen. Foto: Archiv/dpa
Ab heute gilt die Testpflicht an Schulen. Foto: Archiv/dpa  Foto: Holger John/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Vergangene Woche berichteten wir auf stimme.de über die Corona-Testpflicht an Schulen. Ab heute ist sie verpflichtend für alle Kinder in der Notbetreuung und später, wenn die Schulen wieder öffnen, auch Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht. Auf der Stimme-Facebook-Seite wurde darüber heftig diskutiert, nicht immer sachlich. Es ist die Rede von „schmerzhaftem, verstörendem Schwachsinn“ und „psychischer Schaden an Kindern“. Eine Leserin fragt: „Wie kann man das seinem Kind antun?“ 


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Emotionen kochen hoch

Klar ist: Wenn es um Kinder geht, sind die Reaktionen der Leser häufig emotional. Hinzu kommt, dass viele müde oder frustriert sind über die xte Corona-Verordnung. Vermutlich ist es die Kombination aus beidem, die die Debatte um die Testpflicht an Schulen derart hochkochen lassen. Die Reaktionen zeigen auch, dass zur Testpflicht bei Kindern viel Unsicherheit besteht. Eltern sind besorgt. Sind diese Test vielleicht doch auf irgendeine Art gesundheitsschädlich? Wie läuft das tatsächlich in den Schulen ab? Um hier Klarheit zu verschaffen, haben wir die drängendsten Fragen unserer Leser an Experten gerichtet.    

Fragen zu Antigen-Selbsttests an Kinderarzt Dr. Johannes Pfeil aus Schwaigern

Ist der Antigen-Selbsttest für Kinder in irgendeiner Art gefährlich?

Dr. Johannes Pfeil: Nein. Er enthält auch keine gefährlichen Substanzen, die die Gesundheit eines Kindes gefährden könnten.

Ist das regelmäßige Testen zu Hause, in der Schule oder im Kindergarten gesundheitsschädlich?

Dr. Pfeil: Nein. Eventuell könnte es unangenehm sein. Das Wattestäbchen wird höchstens zwei Zentimeter tief in den Nasenvorhof eingeführt, um an der Naseninnenseite einen Abstrich zu nehmen. Davon könnte eine kurzfristige Schleimhautreizung auftreten, keinesfalls aber eine dauerhafte Schädigung.

Spricht aus medizinischer Sicht in Ihren Augen irgendetwas dagegen, dass Kinder einen solchen Test an sich durchführen? 

Dr. Pfeil: Ich sehe keine Gesundheitsbedenken. Der Test ist problemlos durchzuführen.


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Wie werden die Antigen-Selbsttests an den Schulen durchgeführt? Fragen an Harald Schröder, Rektor an der Elly-Heuss-Knapp-Gemeinschaftsschule in Heilbronn

Wie viele Schüler Ihrer Schule testen sich mit einem Antigen-Selbsttest?

Harald Schröder: Vor den Osterferien waren es circa 50 Prozent. Zum jetzigen Zeitpunkt der Testpflicht haben wir noch keinen endgültigen Befund, da sowieso Fernunterricht stattfindet. Für die Notbetreuung haben alle Eltern den Schnelltests zugestimmt.

Welche Erfahrungen haben Ihre Schüler damit gemacht? Gab es Schwierigkeiten?

Schröder: Unsere Schüler sehen es wie ein Experiment in Biologie oder Chemie. Mein Eindruck ist: Sie machen es gerne und sind froh zu wissen, wenn sie kein Corona haben. Ich weiß von keinem einzigen Fall, bei dem der Test schmerzhaft war oder Nasenbluten verursacht hat.

Warum bekommen die Kinder die Selbsttests nicht mit nach Hause, wo die Eltern ihn durchführen können?

Schröder: Manche Schulen machen das so. Wir haben uns entschieden, in der Schule zu testen. So können wir sicher sein, dass die Tests auch richtig durchgeführt werden. Unsere Kollegen wurden dafür extra durch das Deutsche Rote Kreuz geschult.

Was ist, wenn ein Kind positiv getestet wird? Muss dann automatisch die ganze Klasse und die Lehrkraft in Quarantäne?

Schröder: Diese Entscheidung liegt immer allein beim Gesundheitsamt, wir als Schule haben darauf keinen Einfluss. Entscheidend ist natürlich: Wurde regelmäßig im Klassenraum gelüftet und haben alle eine Maske getragen.

Wie würden Sie als Rektor angesichts der Masken- und Testpflicht an Schulen die Stimmung unter den Eltern beschreiben?

Schröder: Ich bekomme jede Woche mehrfach von Eltern durch Dritte vorgefertigte Briefe, in denen mir mit einer Anklage vor Gericht gedroht wird, da ich die Maskenpflicht und die Testpflicht umsetze. Bei anderen Schulleitern ist es das gleiche. Diese Briefe leite ich ans Schulamt weiter, von dort aus gehen sie zur Prüfung ans Regierungspräsidium. Es entsetzt mich, wie verbissen und fanatisch manche Eltern auf die Masken- und Testpflicht reagieren. Ich als Beamter mache das, was das Kultusministerium mir vorgibt. Dazu bin ich verpflichtet. Warum werde ich in dieser Form angegriffen? Irgendwann wird die Pandemie vorbei sein und wir wollen weiterhin vertrauensvoll miteinander umgehen. Soll in Beratungsgesprächen zwischen Eltern und Lehrern dann plötzlich alles wieder vergessen sein? Eltern sollte bewusst sein, dass sie durch ihr Schimpfen über Lehrer zuhause ihre Kinder an der Schule in einen großen Loyalitätskonflikt manövrieren.   

 

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Kommentare

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Sören Hunke am 19.04.2021 12:26 Uhr

Danke für die gute Aufklärung! Auch wir haben das als Eltern an unserer Schule erlebt, dass die Testpflicht sehr kontrovers unter Eltern besprochen wird. Es kursieren viele Gerüchte und ich finde es wichtig, dass hier die Ängste genommen werden. Wir halten die Testpflicht an Schulen für absolut notwendig und längst überfällig! Was wir aber nicht verstehen und skandalös finden: dass es diese Testpflicht (also die verbindliche Durchführung von mindestens 2 Tests pro Woche) nicht auch in allen Betrieben gibt. Dies wird in der Öffentlichen Meinung oft so dargestellt, ist de facto aber nicht wahr. Hier gibt es lediglich die Verpflichtung, solche tests anzubieten. Wir sehen unzählige Handwerksbetriebe, wo nicht getetstet wird und weiterhin dicht an dicht ohne Maske gearbeitet wird. In den Kleinbussen fahren meist mehrere Mitarbeiter ohne Maske zum Arbeitsort. Dieses Missverhältnis macht uns als Eltern wütend!!! Unsere Kinder gehen seit Monaten nicht mehr verlässlich zur Schule. Auch der vielzitierte Wechselunterricht bedeutet gerade einmal 2 Stunden Unterricht/Betreuung am Tag. Und das auch nur bei einer Inzidenz unter 200. DER DRUCK AUF DIE BETRIEBE MUSS ENDLICH ERHÖHT WERDEN! Solange die munter weitermachen wie bisher, leiden vor allem wir als Familien unter der Situation und die Pandemie kann so nicht bekämpft werden!

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