Lieferprobleme bei Schnelltests für Heilbronner Schulen
Zwei Schnelltests pro Kind und Mitarbeiter pro Woche in der Schule - das hatte die Landesregierung vergangene Woche als Voraussetzung für künftigen Präsenzunterricht definiert. Doch vor Ort sieht es anders aus.

Am Dienstag hatte Gesundheitsminister Manne Lucha gesagt, die Lieferungen an die Schulen seien planmäßig erfolgt. Doch vor Ort sieht es anders aus - zumindest noch. Offenbar wurde nur die Hälfte der angekündigten Schnelltest-Menge geliefert, wie ein Schulleiter aus Heilbronn berichtet.
Das Sozialministerium begründet das mit Lieferschwierigkeiten von Seiten der Anbieter. Das Starterpaket für Schulen und Kitas werde in drei Tranchen zugestellt. Erst Anfang kommender Woche würde das Kontingent vollständig ausgeliefert sein, teilt Claudia Krüger, Sprecherin des Sozialministeriums, am Mittwochnachmittag mit.
Schnelltests können Familien zu Hause benutzen
Der Heilbronner Schulleiter, der namentlich ungenannt bleiben möchte, kann den Ablauf dennoch nicht nachvollziehen. Das Ganze sei "ein Witz", weil man unter diesen Voraussetzungen eigentlich keinen Präsenzunterricht anbieten könne und dürfe - selbst, wenn es nun keine Notbremsen-Regelung gäbe, sagt der Schulleiter. "Es ist unglaublich." Einigen seiner Kollegen gehe es genauso, ist er sicher.
Bei ihm an der Schule wolle man es so handhaben, dass die Kinder die Schnelltests zu Hause benutzen können. "Die Tests der Firma Roche werden aber in 25er-Packungen geliefert. Mit jeweils einer Gebrauchsanleitung. Jetzt müssen wir also jede Menge Anleitungen kopieren", beklagt der Schulleiter. Zusätzlich müsse man die mitgelieferten Stäbchen austauschen: Einige seien nur für den Rachen geeignet und nicht für die Nase.
Schulamt: Weitere Lieferungen folgen
Bei der Heilbronner Stadtverwaltung kann man die Beschwerde nicht ganz nachvollziehen. Die Dringlichkeit sei im Hinblick darauf, dass bei den Inzidenzwerten aller Voraussicht nach nächste Woche kein Präsenz- beziehungsweise Wechselunterricht stattfinden könne, nicht gegeben, sagt Claudia Küpper, Sprecherin der Verwaltung. Auch Karin Schüttler, Leiterin des Heilbronner Schulamts, versteht in diesem Fall die Aufregung nicht. Sie bestätigt, dass das Land in einer ersten Lieferung weniger Schnelltests zur Verfügung gestellt hat als angekündigt. Es würden aber weitere Lieferungen folgen. Und da momentan auch bei Präsenzunterricht viele Kinder daheim blieben, weil ihre Eltern dies so wollten, sehe sie ohnehin keine entsprechende Problematik. Wer tatsächlich einen unerwarteten Mehrbedarf an Schnelltests habe, "kann sich jederzeit bei uns melden und bekommt weitere Tests", versichert Schüttler.
Gesamtelternbeirat übt Kritik an Ministerien
Er sei der Stadt Heilbronn sehr dankbar, dass sie schon früh selbstständig und trotz ungeklärter Kostenfrage Testkits gekauft habe, sagt Christoph Eberlein, Vorsitzender des Heilbronner Gesamtelternbeirats. "Dazu verpflichtet war sie nicht." Er halte es dennoch für einen Skandal, dass es nun diese Testpflicht gebe - aber entgegen der Versprechungen der Landesregierung noch nicht die angekündigte Menge an dafür nötigen Tests. "Da ist ein handwerklicher Fehler passiert in den Ministerien", kritisiert Eberlein. "Das wirkt auf mich unprofessionell."
Sabine Keidel, Leiterin der Ludwig-Frohnhäuser-Schule in Bad Wimpfen, bezeichnet die Ausstattung mit Schnelltests an ihrer Schule als "relativ gut". Hinzu komme, dass einige Eltern ihre Kinder daheim ließen, weil sie sich den Tests verweigerten. Sie fürchteten eine Stigmatisierung der Kinder bei positivem Ergebnis. Was sie als Schulleiterin bedrücke, sei die Frage, was sie ihrem Kollegium mitteilen soll. "Es ist nichts klar, wir können nichts planen", sagt Keidel. "Das ist der eigentliche Skandal." Wenn schon das Kultusministerium keine Angaben mache, hoffe sie auf Ministerpräsident Winfried Kretschmann "mit seiner Richtlinien-Kompetenz" - und auf eine Entscheidung, die nicht in letzter Sekunde fällt.
In Kitas nur Test-Empfehlung
Ab Montag soll in Stadt- und Landkreisen an den Schulen eine indirekte Testpflicht eingeführt werden, die von der jeweiligen Inzidenz abhängt. Ein negatives Testergebnis soll Voraussetzung für die Teilnahme am Unterricht sein. Empfohlen wird, zweimal pro Woche zu testen. Das hängt aber vom Präsenzrhythmus ab. Einbezogen sind alle Schüler - von der Grundschule bis hin zu allen beruflichen Bildungsgängen. Auch das Personal soll getestet werden. In Kitas wird es eine Testpflicht wie in Schulen vorerst nicht geben. Laut Empfehlung sollen die Kinder aber auch dort zweimal pro Woche getestet werden, auf freiwilliger Basis.