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So reagieren Gastronomie und Sozialverbände aus der Region auf die Milliardenhilfen

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In Gastronomie und Sozialverbänden herrscht verhaltene Freude über die beschlossenen Staatshilfen. Thomas Aurich übt Kritik an Oberbürgermeister Harry Mergel. Die Stimmen für ein Lockdown-Ende werden lauter.

Die Gastronomie freut sich über die angekündigten Hilfen. Sie nützen aber nur, wenn die Gaststätten wieder öffnen dürfen.
Foto: Archiv/Veigel
Die Gastronomie freut sich über die angekündigten Hilfen. Sie nützen aber nur, wenn die Gaststätten wieder öffnen dürfen. Foto: Archiv/Veigel  Foto: Veigel

"Zwei Seelen wohnen in meiner Brust." Thomas Aurich zitiert Goethes Faust, wenn er die Hilfen kommentiert, die der Koalitionsausschuss für die Gastronomie beschlossen hat. "Wir sind dankbar. Schade ist nur, dass die Hilfe nur auf Speisen beschränkt ist", sagt der Vorsitzende des Heilbronner Hotel- und Gaststättenverbands. "Für die Lokale und die Diskotheken, die nur Getränke ausschenken, ist das eine Katastrophe, die haben schon im Frühjahr am stärksten gelitten", so Aurich weiter.

Am Mittwochabend hatte der Koalitionsausschuss von CDU/CSU und SPD unter anderem beschlossen, der vom Lockdown hart gebeutelten Gastronomie zu helfen. So soll der verringerte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent auf Speisen bis Ende 2022 verlängert werden.

Palmer-Ideen für Heilbronn

Kritik übt Thomas Aurich in diesem Zusammenhang auch an Harry Mergel. Mit Blick auf die anhaltend hohen Inzidenz-Zahlen in Heilbronn fordert er den Oberbürgermeister auf, die Ideen seines Tübinger Kollegen Boris Palmer umzusetzen. Der führte beispielsweise spezielle Einkaufszeiten ein, um ältere Menschen zu schützen. Außerdem gab es für sie kostenlose Taxifahrten und Masken.


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"Die Regelung ist auf jeden Fall zu unseren Gunsten. Da bleibt auch etwas übrig, wenn wir wieder Gäste empfangen dürfen", betont Vassilios Aetos. Das habe sich schon im Frühjahr bemerkbar gemacht, so der Chef der Heilbronner Waldgaststätte Jägerhaus. Er rechnet damit, nach Ostern wieder zu öffnen. "So lange halten wir durch, weil wir unseren Job lieben", unterstreicht Aetos.

Hoffnung auf Wiedereröffnung

Michael Aritsch hofft, "dass noch vor Ostern wieder geöffnet werden kann". Die Verlängerung der Mehrwertsteuersenkung nennt er "erfreulich". "Noch erfreulicher wäre es, wenn das auch für Getränke gelten würde", unterstreicht der Geschäftsführer des Mercure Hotels in Heilbronn. Immerhin kann er Geschäftsreisende beherbergen, was fünf bis 15 Prozent der normalen Zimmerbelegung ausmacht. "Depressionen bringen nichts, ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben", blickt der Hotelchef nach vorne.

"Wir wollen eigentlich aufmachen und nicht von Hilfen leben", sagt der Ingelfinger Hotelier Michael Nicklass. Vor allem aber wolle er auch die Mitarbeiter endlich wieder beschäftigen. "Die haben den Kurzarbeits-Koller." Die jetzt verlängerte Mehrwertsteuersenkung hält Nicklass mit Blick auf die To-go-Angebote in der Gastronomie dennoch für gut, zahlten doch auch Bäckereien, die ein vergleichbares Angebot haben, ebenfalls nur sieben Prozent. Für viele Betriebe sei der Lockdown nach wie vor "fatal", so Nicklass, "es wird für viele extrem eng."

Hilfen bekommen nach den Beschlüssen des Koalitionsausschusses auch Familien. Der Staat will 2021 noch einmal einen Zuschlag von einmalig 150 Euro auf das Kindergeld bezahlen. "Das sind positive Signale, aber einmalige Zuschüsse lösen nicht die Grundprobleme", betont Stefan Schneider. Der Regionalleiter der Caritas Heilbronn-Hohenlohe denkt an "Wohnungen, Arbeitsplätze und Bildung für sozial Schwache". Ein großes Problem sehe er darin, dass im Lockdown zahlreiche 450-Euro-Jobs weggefallen sind und größere Familien zunehmend unter dem Lockdown litten. "Der Staat funktioniert, doch die Politik muss jetzt Wege finden, um das Leben wieder zu öffnen, sonst sind die gesellschaftlichen Schäden größer als alles andere", lautet Schneiders Fazit.


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Grundprobleme bleiben ungelöst

"Die Familien zu unterstützen, ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung", ist Martina Grön, Leiterin des Heilbronner Kinderschutzbundes überzeugt. "Es muss alles getan werden, dass Kinder wieder ein kindgerechtes Leben führen können", ergänzt ihre Kollegin Veronika Siller.

"Damit kann man Kindern eine Freude machen, eine echte Entlastung im Lockdown ist das nicht", bewertet Karl Friedrich Bretz den Kinderbonus. Der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands Heilbronn fordert "einen Kindergipfel zum Ende des Lockdowns". Bretz hat festgestellt, dass die Menschen "seelisch erschöpft" sind, weil sie alleine mit Unsicherheit und Ängsten kämpfen müssten. "Das nagt an der Psyche und die Kinder, die vieles gar nicht verstehen, leiden noch mehr. Wir werden viel Hirnschmalz brauchen, um das alles zu reparieren", ist Bretz überzeugt.

 


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