Umfrage unter Studierenden: Zögerliches Ausgehverhalten auch nach Ende der Corona-Einschränkungen
Eine Projektgruppe der Hochschule Heilbronn hat Studierende zu ihrem Ausgehverhalten vor und während der Corona-Pandemie befragt. Die Ergebnisse sind besonders für Restaurant-, Café- und Barbesitzer mit einer jungen Kundschaft eher besorgniserregend.

Restaurants und Bars sind nach wie vor zu, auf der Neckarmeile tummeln sich keine jungen Studierenden, um abgeschlossene Prüfungen zu feiern oder herauszufinden, wo es den besten Burger gibt. Erstsemester-Kneipentouren fielen im Wintersemester ebenfalls flach, manche Studierende beschlossen, im digitalen Semester die Miete zu sparen und kurzzeitig bei den Eltern zu wohnen. Kurzum: Das studentische Leben in Heilbronn konnte im Wintersemester 2020/21 kaum stattfinden. Ein herber Verlust für die Restaurant- und Kneipenbesitzer, die im Herbst noch unter strengen Hygienemaßnahmen öffnen durften?
Umfrage soll zeigen, wie wichtig Studierende für die Gastronomie sind
Diese Frage hat sich eine Gruppe Studierender der Hochschule Heilbronn gestellt und im Rahmen des Projekts "Hospitality (Gastfreundschaft) und Tourismus" unter Professor Markus Zeller eine Studie durchgeführt. Das Ziel: Über eine Umfrage unter den Studierenden aller Heilbronner Hochschulen wollten sie herausfinden, wie wichtig die Studentenszene für die örtlichen Restaurants, Cafés und Bars ist und wie sich die Nachfrage durch Corona verändert hat.
Die fünf Projektleiter, Juliette Ziggert, Geena Michel, Nico Hagmaier, Thorben Hinrichs und Jennifer Le, schickten am 27. Oktober einen Fragebogen per E-Mail an 9766 Studierende. Bis zum 9. November hatten die Umfrageteilnehmer Zeit, ihre Antworten zurückzuschicken. "Wir hatten mit vielleicht 100 Antworten gerechnet. Am Ende wurden es dann aber 724 vollständig ausgefüllte Fragebögen, das war richtig toll für uns", sagt Nico Hagmaier. Die Umfrage bildet so 7,4 Prozent der studentischen Bevölkerung der Heilbronner Hochschulen ab.
"41 Prozent und damit die meisten der Befragten haben angegeben, vor der Corona-Krise im Monat zwischen 21 und 50 Euro in Heilbronner Restaurants, Cafés und Bars ausgegeben zu haben", sagt Hagmaier. In der Corona-Herbstphase hingegen hätten das nur 22 Prozent angegeben. Bei 35 Prozent der Studierenden habe die Antwort hier zwischen einem und 20 Euro monatlich gelegen. Nach Einschätzung der Projektgruppe ein Indiz dafür, dass die Befragten gastronomische Angebote wegen der Corona-Gefahr eher gemieden haben. Andererseits vermutet die Gruppe auch auf Basis ihrer Umfrage, dass viele Studierende wegen der vorwiegend digitalen Vorlesungen im Herbst gar nicht in der Stadt gelebt haben.
Ein weiteres Ergebnis: Mehr als die Hälfte, insgesamt 53 Prozent der Befragten, würden auch bei Lockerungen der Corona-Maßnahmen nicht vermehrt wieder in die Restaurants, Cafés und Kneipen ziehen. "Viele haben Angst davor, sich zu infizieren, weil sich andere nicht an die Hygiene-Vorschriften halten", erklärt Geena Michel.
Junge Menschen machen bei Heilbronner Gastronomen bis zu 30 Prozent des Umsatzes aus
Die Umfrage ist für die Gruppe ein Zeichen, dass Studierende nur zögerlich wieder mehr Geld in der Gastronomie ausgeben werden. In ihren Interviews mit Heilbronner Gastronomen kommt zudem heraus, dass junge Leute, also mitunter Studierende, bis zu 30 Prozent des Umsatzes der Betriebe ausmachen. Die Gruppe empfiehlt den Gastronomen daher, nach dem Lockdown Sitzmöglichkeiten im Freien oder Zeitfenster für Gäste zu schaffen, um das Sicherheitsgefühl zu steigern. Außerdem glaubt sie, dass die Gäste bereit wären, dafür auch einen Hygienezuschlag zu zahlen. Für die Gruppe ist das Projekt nun abgeschlossen, aber die Begeisterung bleibt: "Es war sehr interessant, Marktforschung aktiv zu betreiben, Gastronomen zu interviewen und das dann mit der Sicht der Gäste zu vergleichen", sagt Nico Hagmaier.


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