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SLK-Mitarbeiter beklagen Überbelegung: "Geschäftsführung und Aufsichtsrat schweigen das Thema tot"

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Hohe Arbeitsbelastung, keine Pausen und Überstunden: Zwei Mitarbeiter der SLK-Kliniken in Heilbronn berichten von belastenden Zuständen auf Station. Was die Klinik zu den Vorwürfen sagt.

SLK-Mitarbeiter beklagen Überbelegung. Foto: dpa
SLK-Mitarbeiter beklagen Überbelegung. Foto: dpa  Foto: Marijan Murat

Jeden Tag sind in Deutschland Menschen auf eine medizinische Versorgung im Krankenhaus angewiesen. Anja M. (Name geändert) ist seit vielen Jahren als Pflegekraft bei der SLK angestellt. "Die Überbelastung ist im ganzen Krankenhaus spürbar", berichtet sie. Hausärzte würden ihre Patienten oftmals schnell ins Krankenhaus einweisen, weil sie keine Zeit für Besuche zu Hause oder im Pflegeheim hätten. "Auch über die Notaufnahme landen viele Patienten bei uns", erzählt sie.

Dabei seien die Kapazitäten auf Station bereits ausgeschöpft. Die Folge: Patienten müssten in sogenannte "Flurbetten" auf dem Stationsgang geparkt werden. "Dort liegen sie stundenlang, auch über Nacht." Um 18 oder mehr Patienten müsse sie sich so gleichzeitig in einer Schicht kümmern. Darunter Vollpflegefälle, die gewaschen und beim Essen unterstützt werden müssen.

Anja M. beklagt Zustände in SLK-Kliniken: "Gehandelt wird nicht."

Durch die hohe Arbeitsdichte macht M. oft Überstunden, gleichzeitig schaffe sie es oft nicht, Pause zu machen. "Abgezogen werden mir die 45 Minuten trotzdem automatisch", sagt sie. Doch dies dürfe sie von der Klinik aus nicht dokumentieren. Die einzige Möglichkeit, um die Brisanz der Umstände festzuhalten, seien sogenannte Überlastungsanzeigen. Davon habe auch die Geschäftsführung Kenntnis, "gehandelt wird aber nicht".

Die Arbeitsbelastung sei schon ein Dauerthema gewesen, als sie noch bei SLK gearbeitet habe, erklärt die ehemalige SLK-Pflegekraft Nina K. (Name geändert). "Geschäftsführung und Aufsichtsrat schweigen das Thema tot." Aus ihrer Sicht müsse die Klinik ein Kontingent an Betten sperren, um auf Notfälle zu reagieren.

Warum nimmt SLK mehr Patienten auf, wenn die Stationen voll sind?

Doch warum werden mehr Patienten aufgenommen, obwohl die Station bereits voll ist? Aus Sicht von K. hat dies wirtschaftliche Gründe. "Ein Krankenhaus muss sich rentieren. Da wird eine Operation, die viel Geld einbringt - beispielsweise das Einsetzen einer künstlichen Hüfte - nicht abgelehnt."

Auf Nachfrage erklärt der SLK-Verbund, dass besonders die kalten Monate in Bezug auf Patientenaufkommen und Krankheitswellen nur sehr eingeschränkt planbar seien. Oberste Priorität habe die Versorgung der Menschen. "Dazu gehören im Zweifel auch Maßnahmen wie Flurbetten, so dass wir in der Regel keine Notfälle abweisen müssen", teilt Pressesprecher Mathias Burkhardt mit. Die Auswirkungen der diesjährigen Infektwelle spüre die Klinik seit Dezember verstärkt. "Das zeigt sich am insgesamt hohen Patientenaufkommen und an signifikant spürbaren Personalausfällen." Mitte Dezember seien allein bezogen auf den Pflege- und Funktionsdienst im Klinikum am Gesundbrunnen tageweise bis zu 170 Mitarbeiter gleichzeitig ausgefallen.

SLK-Sprecher: "Generell sind Flurbetten keine Standardmaßnahme."

Überlastungsanzeigen bei Ärzte- und Pflegschaft seien nicht immer vermeidbar. "Ein Überlastungsmarker sind Flurbetten, die immer dann zu einem kurzfristigen Steuerungsinstrument werden können, wenn das Patientenaufkommen hoch ist." Dennoch sei im Vergleich zur vergangenen Infektsaison eine positive Entwicklung festzustellen: In diesem Januar hätten 16 Patienten die Nacht auf einem Flurbett verbracht, während es im Januar 2023 noch 28 gewesen seien.

Burkhardt betont: "Generell sind Flurbetten keine Standardmaßnahme, sondern kommen erst dann zum Einsatz, wenn alle Ressourcen wie zum Beispiel eine standortübergreifende Patientensteuerung ausgeschöpft sind. Auch die Liegezeiten werden so kurz wie möglich gehalten."

SLK-Pressesprecher: Dienstpläne ermöglichen Pausen

Die Dienstpläne seien so gestaltet, dass man sich gegenseitig ablösen könne, was wiederum Pausen ermögliche, so Burkhardt weiter. Sollte eine Pause nicht möglich gewesen sein, hätten die Mitarbeitenden über ein standardisiertes Formular die Möglichkeit, bei ihrer Führungskraft einen Antrag auf Ausgleich der Pause zu stellen. "Dazu ist eine nachvollziehbare Begründung notwendig, die je Einzelfall individuell betrachtet wird." Überstunden würden über die automatische Zeiterfassung festgehalten und könnten abgegolten oder ausbezahlt werden.

Wie viele Krankenhäuser hat auch SLK unter dem bundesweiten Fachkräftemangel zu leiden. Diese Problematik verschärfe die Situation, was Personalstärke bei gleichzeitig hohem Patientenaufkommen angehe zusätzlich. "Als Verbund versuchen wir, dem Fachkräftemangel mit verschiedenen Maßnahmen der Mitarbeiterbindung und -gewinnung entgegenzuwirken.

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