SLK-Kliniken: Warten auf den Impfstoff und Sorge vor Personalnot
Die SLK-Kliniken erhalten wohl zunächst nur Dosen für 243 Mitarbeiter. Unterdessen warnt der Chefarzt vor einem Kollaps bei der Patientenversorgung.
Die insgesamt hohen Todeszahlen der vergangenen Tage und Wochen seien die erwartbare Konsequenz der hohen Neuinfektionsrate, sagte Uwe Janssens, Chef der Intensivmediziner-Vereinigung Divi. „Wir werden auch in den kommenden Wochen auf den hohen Zahlen weitersegeln.“ Nach Divi-Angaben vom Mittwoch sind derzeit 5648 Patienten auf den Intensivstationen deutscher Kliniken in Behandlung. Etwas mehr als die Hälfte, 3063 Patienten, werden invasiv beatmet.
Die SLK-Kliniken meldeten am Mittwoch 118 Patienten, 25 davon auf der Intensivstation. SLK-Chefarzt Marcus Hennersdorf fürchtet einen weiteren Anstieg. Er hoffe, dass es bei der Patientenversorgung „nicht zum Kollaps kommt“, sagte er. Die Situation sei angespannt, das gelte auch für andere Kliniken im Südwesten. Hennersdorf appellierte kurz vor der Silvesternacht an die Bevölkerung, sich an die Kontaktbeschränkungen zu halten. Eigenverantwortung, auch zum Schutz anderer, sei das Gebot der Stunde. „Leichtsinn ist doch schon lange unser Hauptproblem.“
Das Statistische Bundesamt verzeichnete für November nach vorläufigen Daten einen Anstieg der Todesfälle in Deutschland. Demnach starben elf Prozent oder 8186 mehr Menschen als im November-Schnitt der Vorjahre. Die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit Corona lag demnach bei 7335. Besonders hoch war die Sterblichkeit in Sachsen. In dem Bundesland, das stark von Corona betroffen ist, starben im Vergleich zum November der Vorjahre 39 Prozent mehr Menschen.
Bis Mittwochvormittag registrierte das RKI 78.109 Corona-Impfungen. Im Vergleich zum Vortag stieg die Zahl der Geimpften damit um 37 273. Kritik gab es an der Lieferung des Vakzins. So warf Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci der Bundesregierung vor, bei der Verteilung schlecht organisiert zu sein. Zudem sei die Menge zu gering.
Auch die SLK-Kliniken warten auf die ersten Dosen. Laut einem Papier der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft ist jedoch für Krankenhäuser der Versorgungsstufe 3 – dazu zählt der Gesundbrunnen – zunächst lediglich mit Impfdosen für 243 Mitarbeiter zu rechnen. Wann der Plattenwald und Löwenstein Lieferungen erhalten, ist laut SLK noch unklar. An den Einrichtungen arbeiten insgesamt etwa 4200 Mitarbeiter.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bat um Verständnis für Anlaufschwierigkeiten. Damit schnell genügend Impfstoff zur Verfügung steht, sei es entscheidend, dass weitere Vakzine von der Europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen werden. Das könnte für den Moderna-Impfstoff am 6. Januar erfolgen. Insgesamt erwartet Deutschland von den Herstellern Biontech/Pfizer und Moderna über 130 Millionen Dosen. „Die allein würden reichen im nächsten Jahr, um jedem, der geimpft werden will, ein Impfangebot zu machen.“


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