SLK-Chef erwartet Reduzierung planbarer OPs wegen mehr Corona-Patienten
103 Patienten mit Covid-19-Erkrankung werden derzeit an den SLK-Einrichtungen in Heilbronn und Löwenstein behandelt - ein Höchstwert. Der Verbund werde deshalb voraussichtlich die Anzahl planbarer Operationen reduzieren müssen, sagt SLK-Chef Thomas Weber.

Aktuell werden 103 Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung an den SLK-Einrichtungen in Heilbronn und Löwenstein behandelt. Geschäftsführer Thomas Weber geht davon aus, dass in den nächsten Tagen das normale Programm reduziert werden muss, um mehr Personal für die Versorgung der Corona-Patienten zur Verfügung zu haben.
Die Zahl der Corona-Patienten hat jetzt erstmals seit dem Frühjahr einen dreistelligen Wert erreicht. Was bedeutet diese Steigerung?
Thomas Weber: Wir hatten in den vergangenen Wochen einen Treppeneffekt – also einigermaßen moderat steigende Zahlen auf Normal- und Intensivstationen. Letzte Woche hat der Wert stagniert, so dass wir die Hoffnung hatten, das Plateau sei erreicht. Das hat sich leider nicht bewahrheitet. Am Wochenende sind die Zahlen deutlich gestiegen.
Welche Konsequenzen hat das für die Versorgung?
Weber: Wir müssen ständig den Spagat schaffen: Zum einen gilt es, die Versorgung der Covid-Patienten sicherzustellen, die ja häufig unter extrem schweren Krankheitsverläufen leiden. Zum anderen geht es darum, die Regelversorgung aufrechtzuerhalten. Seit Sommer wurde diese schrittweise wieder erhöht und läuft seither auf weitgehend normalem Niveau. Ich gehe aber davon aus, dass wir in den kommenden Tagen entscheiden müssen, die Regelversorgung einzuschränken.
Was bedeutet das konkret für Patienten?
Weber: Das kann bedeuten, dass OP-Kapazitäten reduziert und damit planbare Eingriffe verschoben werden. Das kann auch bedeuten, dass wir die Sprechstunden in unseren Ambulanzen reduzieren werden. So bekommen wir Mitarbeiter frei, die dann in anderen Bereichen eingesetzt werden können.

Werden die Mitarbeiter dann auf den Corona-Stationen eingesetzt?
Weber: Nicht nur dort. Die Tatsache, dass wir jetzt breit Antigen-Schnelltests auch bei unseren Mitarbeitern durchführen, bindet ebenfalls viele Ressourcen. Und es besteht ein gewisser Bedarf an Unterstützung auf den Intensivstationen.
Manche Kliniken klagten in den vergangenen Tagen über Liquiditäts-Engpässe – weil die Versorgung von Corona-Patienten nicht so viel Geld bringt wie Operationen, zum Beispiel im Bereich Gelenkersatz. Ist das auch ein Thema bei Ihnen?
Weber: Nein, letzte Woche wurde ja ein neuer Rettungsschirm für die Krankenhäuser gespannt, insofern ist das Thema Erlöseinbrüche zumindest zum Teil geklärt. Außerdem bleibt der Fünf-Tages-Zahlungsrythmus der Krankenkassen erhalten, das hilft auch. Im Zweifel hätten wir über Kredite einen gewissen Zeitraum überbrücken können. Insofern war die Liquiditätsfrage für uns nie entscheidend. Es geht immer um die Abwägung, wie stark wir die Regelversorgung der Patienten noch aufrechterhalten können. Wir nähern uns derzeit wieder den Corona-Höchstwerten vom Frühjahr.
Damals hatten Sie die Regelversorgung über Wochen deutlich zurückgefahren.
Weber: Ja, im Moment ist das noch nicht der Fall. Aber wir entscheiden von Tag zu Tag. Ganz aktuell haben wir eine neue Corona-Station aufgemacht, denn die Patientenzahl ist deutlich gestiegen. Aktuell haben wir am Gesundbrunnen und in Löwenstein 103 Patienten, 17 davon auf den Intensivstationen.
Die Tatsache, dass Sie die Lungenklinik Löwenstein innerhalb ihres Versorgungskonzepts zum Covid-Haus erklärt haben, bringt ihnen jetzt finanzielle Probleme. Worum geht es dabei?
Weber: Mit dem Rettungsschirm vom Frühjahr haben die Krankenhäuser eine Pauschale von 560 Euro pro Tag für jedes freigehaltene Krankenhausbett bekommen. Mit dem zweiten Rettungsschirm, der jetzt beschlossen wurde, soll das Geld zielgerichteter verteilt werden. Das ist soweit auch in Ordnung.
Aber?
Weber: Krankenhäuser müssen bestimmte Bedingungen erfüllen, um sich zu qualifizieren. Eine davon ist: Die Klinik muss an der sogenannten erweiterten Notfallversorgung teilnehmen. Und das tut Löwenstein als Fachklinik nicht. Aber wir haben die Lungenklinik ja gerade ausgewählt, weil dort Patienten mit Lungenerkrankungen – und das ist Covid-19 in hohem Maße – gut behandelt werden können. Dass wir gerade für diese Klinik keine Ausgleichszahlungen bekommen sollen, ist paradox.
Wie gehen Sie damit um?
Weber: Wir werden uns mit anderen betroffenen Kliniken austauschen und versuchen, uns politisch Gehör zu verschaffen. Es ist widersinnig, genau die Kliniken auszunehmen, die für die Versorgung prädestiniert sind.