Keine eigenen Lehrschwimmbecken: Schulen im Raum Heilbronn suchen Bäder für Schwimmunterricht
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt vor einem kontinuierlichen Bädersterben. Die Aufrechterhaltung des Schwimmunterrichts sei in vielen Kommunen angesichts fehlender Schwimmbäder nicht mehr leistbar. Und auch bei Schwimmkursen sieht es im Raum Heilbronn problematisch aus.

Axel Kunzmann vom Bezirk Heilbronn stellt fest: "Wasserzeiten sind auch bei uns in der Region ein rares Gut." Man habe im Heilbronner Raum aber eine noch vergleichbare gute Situation.
Das Interesse an Schwimmkursen ist riesig. "Wir haben zum Teil lange Wartelisten, die wir nach und nach abarbeiten." Mehr als die angebotenen 66 Kurse jährlich seien aber mit dem Pool an Ehrenamtlichen der DLRG-Ortsgruppen kaum möglich. Immerhin 1320 Kinder lernen so den richtigen Umgang im und mit dem Wasser. "Wichtig ist, dass die Eltern hinterher sind, dass die Kinder schwimmen lernen", betont Kunzmann. In einigen Kommunen wie Gundelsheim, Neckarsulm oder Möckmühl sind die Schwimmmöglichkeiten sehr gut, dementsprechend haben die Schulen die Möglichkeit zum Schwimmunterricht, und es werden auch von der DLRG oder anderen Vereinen viele Kurse angeboten.
Freibäder gehören zu den teuersten öffentlichen Infrastrukturen
Hallen- und Freibäder stehen "für ein gesellschaftliches Miteinander ohne soziale Ab- und Ausgrenzungen und Spaß und Vergnügen für wenig Geld", so Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds. In der 2021 veröffentlichten Studie "Bäder in Kommunen" stellt Landsberg allerdings auch fest: "Bäder rechnen sich nicht, sie kosten. Freibäder gehören zu den teuersten öffentlichen Infrastrukturen."
Den Sanierungsstau gibt der kommunale Verband bundesweit mit fünf Milliarden Euro an. Abgesehen vom Modernisierungsbedarf bestehe auch in Sachen Barrierefreiheit und der inklusiven Sportmöglichkeiten hoher Investitionsbedarf. Statt teurer Spaßbäder gehe es bei der Pflichtaufgabe des Schulsports vor allem um zweckmäßige Bauten wie Lehrschwimmbecken. Die deutsche Bäderallianz fordert, dass auch in ländlichen Regionen für Schulen innerhalb von 15 Minuten ein Bad erreichbar sein müsse.
Wie der Schwimmunterricht in Frankenbach abläuft
In der Grundschule Frankenbach steht ein Lehrschwimmbecken zur Verfügung. Nicole Bergander erklärt den Ablauf: "Bei uns haben alle Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse eine Stunde in der Woche Schwimmen." Zunächst gehe es um die Gewöhnung ans Wasser, dann werden Schwimmstile, Tauchen und Springen geübt. Mit dem Lehrschwimmbecken in der Grundschule habe man natürlich eine sehr komfortable Situation. Aber nicht nur die örtliche Schule nutzt das Becken, auch aus der Neckartalschule Böckingen kommen Klassen zum Schwimmen, und Kurse finden statt.
In Oedheim kann man sogar über die VHS-Unterland rund 20 Schwimmkurse für Kinder im kürzlich für rund 3,2 Millionen Euro sanierten Hallenbad buchen. Spielerisch und unter kompetenter Anleitung lernen die Kinder den Umgang mit dem nassen Element mit dem Ziel, sich relativ sicher im Wasser fortzubewegen. Insgesamt können durch dieses Angebot 150 Kinder schwimmen lernen. "Die Resonanz auf die Ausschreibungen der Kurse ist gut, so dass wir während des Semesters Wartelisten führen", teilt Roswitha Keicher, Direktorin der VHS Unterland, mit.
Oedheim: Schulen aus der Umgebung sorgen für hohe Auslastung
Die Oedheimer Schulen und Vereine nutzen das Bad seit der Wiederöffnung Anfang des Jahres rege. Auch Schulen aus Stein, Offenau, Neuenstadt, Hagenbach und Höchstberg sind im Bad. "Weitere Schulen fragen uns an, aber unsere Zeitfenster sind voll", sagt Bürgermeister Matthias Schmitt.
Das Schul-, Kultur- und Sportamt in Heilbronn bietet in Kooperation mit der Schwimmabteilung der TSG Heilbronn regelmäßig Anfänger-Schwimmkurse in den Pfingst- und Sommerferien an. Die Teilnahme ist kostenlos. Für 2023 sind bereits alle Plätze vergeben. Eine Warteliste wird teils über mehrere Jahre geführt. Immerhin: Rund 130 Kinder können in den Pfingst- oder Sommerferien schwimmen lernen oder ihre Schwimmfähigkeiten ausbauen.
Staatliches Schulamt Heilbronn hat keine Übersicht, wo regelmäßig Schwimmunterricht stattfindet
Ob in einer Grundschule Schwimmunterricht stattfindet, kann am Zertifikat "sport- und bewegungserzieherischer Schwerpunkt" erkannt werden. Bewegung, Spiel und Sport sind zentrale Bestandteile des Schulprogramms und prägen damit das gesamte Schulleben in besonderer Art und Weise. Das Staatliche Schulamt Heilbronn hat aber keine aktuelle Übersicht, wo Schwimmen regelmäßig unterrichtet wird und wo nicht. "Die Schulen sind gehalten, nach Möglichkeit Schwimmunterricht anzubieten. Bedauerlicherweise können nicht alle Grundschulen durchgehend Schwimmunterricht anbieten", so Amtsleiter Markus Wenz.
Gründe hierfür können sein, dass es kein passendes Schwimmbad in erreichbarer Nähe beziehungsweise zu lange Anfahrtszeiten gebe oder dass es keine oder zu wenig qualifizierten Lehrkräfte gibt.
Förderprogramme
Das Pilotprogramm "SchwimmFidel - ab ins Wasser!" baut Kooperationen von Kindertageseinrichtungen mit Schwimmvereinen und DLRG-Ortsgruppen auf. So soll Vorschulkindern eine kostenlose Teilnahme an Schwimmkursen ermöglicht werden.
Die Stiftung "Sport in der Schule" des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport fördert außerunterrichtliche Schwimmangebote im Primarbereich mit 250.000 Euro für bis zu 500 AGs. Nach der Corona-Pandemie gebe es Defizite im Schwimmen bei den Schülerinnen und Schülern.