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Hanna Hettinger ist mit 24 Jahren Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Künzelsau: Was bewegt sie zum Ehrenamt?

Der Kocher in Künzelsau ist für Hanna Hettinger vertrautes Terrain: Die DLRG-Ortsgruppe übernimmt regelmäßig die Badeaufsicht im Kocherfreibad.
Der Kocher in Künzelsau ist für Hanna Hettinger vertrautes Terrain: Die DLRG-Ortsgruppe übernimmt regelmäßig die Badeaufsicht im Kocherfreibad.  Foto: Provencal, Marie

Pfadfinder, Reitsport, Stadtkapelle, Posaunenchor und Vorsitzende der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Ortsgruppe Künzelsau. Langweilig wird es Hanna Hettinger sicher nicht. Ihre helle, knallgelbe Jacke passt gut zu ihrem Gemüt: unerschöpfliche Energie gepaart mit einem unerschütterlichen Optimismus.

Vom ersten Schwimmtraining zum Ortsvorsitz der DLRG Künzelsau

Im Juni 2022 hat Hanna Hettinger den ehrenamtlichen Vorsitz der DLRG-Ortsgruppe Künzelsau übernommen. Eher aus Zufall und der Not heraus ist sie in dieses Amt geraten, denn ohne Vorsitzenden kann eine Ortsgruppe nicht bestehen. "Ich weiß, wofür ich es mache", sagt Hanna Hettinger. "Weil es den Leuten etwas bringt, es gibt der Gesellschaft ein Stück weit etwas zurück. Wenn jeder sagen würde: Irgendjemand wird es schon machen, dann macht es keiner." Zum Schwimmen ist die 24-Jährige mit 16 Jahren gekommen, davor war sie eher in der Leichtathletik und auf der Laufbahn Zuhause, um für ihre Lieblingsdistanz, die 800 Meter, zu trainieren.

An ihr erstes Schwimmtraining erinnert sie sich noch ganz genau: "Als ich das erste Mal da war, war es richtig hart, ich konnte noch nicht einmal richtig kraulen. Aber das Schlimmste war das Tauchen", sagt sie lachend. Jeden Montag trainiert die Ortsgruppe im Hallenbad in Künzelsau. Im Wasser sind Jugendliche und Erwachsene. Wer DLRG hört, denkt oft nur an die Aufsichtsposten an Badeseen oder Flüssen im Sommer, doch die DLRG ist weit mehr als das.

 


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Wie kann man sich eine typische Trainingsstunde vorstellen? Für die Jugendlichen stehen Tauchen, Gerätekunde und Rettungsschwimmtechniken im Mittelpunkt. Bei den Erwachsenen eher das reine Schwimmen. Was Hanna Hettinger aber ganz wichtig ist: "Jeder kann zu uns kommen, selbst wenn man noch nicht richtig gut schwimmen kann. Dann üben wir das, ich konnte es ja auch nicht."

Ehrenamt und Schwimmen scheinen ihr im Blut zu liegen: Schon ihr Opa war Rettungsschwimmer, ihre Mutter in Bayern bei der Wasserwacht. "Das hab ich aber erst nach meinem Eintritt erfahren. Meine kleine Schwester habe ich auch mit in die Ortsgruppe gezogen, ungefähr sechs Monate nach mir", erzählt die Vorsitzende. Die ganze Familie ist ehrenamtlich engagiert. Der Vater ist in der Jugendarbeit tätig, die Mutter als Chorleiterin eher im musischen Bereich.

Begeisterung und Enthusiasmus für ihre vielfältigen Aufgaben

Wenn man mit Hanna Hettinger über ihr ehrenamtliches Engagement spricht, dann kann man die Begeisterung förmlich greifen, so lebendig erzählt sie von ihren vielfältigen Aufgaben. Doch bei allem Enthusiasmus gibt sie zu, die Tätigkeit der Vorsitzenden am Anfang unterschätzt zu haben. Sie repräsentiert die Ortsgruppe, organisiert Vorstandssitzungen und Versammlungen, Ehrungen und koordiniert die Tätigkeiten des Vereins. "Ohne To-do-Listen könnte ich nicht überleben", gibt sie zu.

 


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Zu den Aufgaben der Ortsgruppe gehört zu allererst: Menschen schwimmen beizubringen, beispielsweise durch die klassischen Seepferdchenkurse. Darüber hinaus leisten die Mitglieder Badewachdienste im Kocherfreibad Künzelsau, im Hallenbad TollKün sowie am Schleierhofersee Forchtenberg, wenn genügend Leute zur Verfügung stehen. Und das ist nur noch selten der Fall - denn wie viele ehrenamtliche Vereine hat auch die DLRG-Ortsgruppe mit massivem Nachwuchsmangel zu kämpfen.

Herausforderungen in der Zukunft

Der demografische Wandel sei definitv die größte Herausforderung, sagt die Vorsitzende. Es kämen viel zu wenig junge Leute nach. Das stimmt sie nachdenklich. Denn: "Wenn wir aussterben, dann ist das lebensgefährlich. Wer bringt den Leuten schwimmen bei?". In ihren Augen liegt das Problem insbesondere an zwei Dingen: Zu wenig Interesse am Ehrenamt und am Schwimmen. "Viele schreckt das einfach ab, denn man muss ja Zeit investieren und bekommt nichts dafür." Aber das stimme so eigentlich nicht.

Die 24-Jährige hat eher den Eindruck, sehr viel zurückzubekommen. "Das Gefühl, gebraucht zu werden, die Gemeinschaft und der Sinn dahinter. Es ist auch einfach der Gedanke, die Welt ein bisschen zu einem besseren Ort zu machen - ich kann es jedem nur ans Herz legen."

Action ist auch im Urlaub gefragt

Man gewinnt den Eindruck, nichts kann der jungen Frau ihre Power nehmen. Braucht sie nie eine Pause? Doch, Urlaub sei auch für sie wichtig, erzählt sie. "Aktuell gehe ich am liebsten backpacken. Vor allem in Länder, die man nicht so auf dem Schirm hat. Es muss nicht heiß sein, sonnig aber schon." Ihr letzter Backpacking-Trip ist noch nicht lange her: Nach Abgabe der Bachelorarbeit ging es mit ihren Studienfreundinnen drei Wochen auf die Philippinen. Doch auch im Urlaub braucht sie Action: "Ich kann nicht nur am Strand rumliegen. Vielleicht ist auch das der Grund, weshalb ich immer so viel machen muss", überlegt sie. Ein Leben ohne ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten könnte sie sich niemals vorstellen.

Zur Person

Hanna Hettinger ist 24 alt. Sie ist in Künzelsau geboren und wohnt in Ingelfingen. Dort ist sie auch zur Grundschule gegangen, ihr Abitur hat sie am Wirtschaftsgymnasium Künzelsau absolviert. Nach der Schule zog es sie für freiwilliges soziales Jahr nach Bulgarien. Zurück in Deutschland begann sie ein duales Studium bei der Firma Bürkert in Ingelfingen. Im Oktober 2022 schloss sie ihr Studium erfolgreich ab und arbeitet seitdem für Bürkert in der Disposition als Supply Chain Managerin. Seit Juni 2022 ist sie Vorsitzende der DLRG Ortsgruppe Künzelsau. Diese zählt aktuell 104 Mitglieder, 35 Frauen und 69 Männer. 

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