Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen Merken

Schlechte Noten für das Heilbronner Eisstadion

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Ein Online-Ranking zeigt eine lange Mängelliste in der Heilbronner Halle am Europaplatz. Verein und Profiabteilung hoffen auf eine neue Multifunktionshalle.

Die im November 2002 eingeweihte Eishalle am Europaplatz ist mit Publikumslauf, Schulsport, Schnuppereislauf für Kinder und der regelmäßigen Eis-Disco weit mehr als eine reine Sportstätte.
Die im November 2002 eingeweihte Eishalle am Europaplatz ist mit Publikumslauf, Schulsport, Schnuppereislauf für Kinder und der regelmäßigen Eis-Disco weit mehr als eine reine Sportstätte.  Foto: Veigel, Andreas

Im Heilbronner Eisstadion herrscht am Mittwochmorgen reger Betrieb. Jugendliche verlassen gerade das Eis, andere sitzen bereits auf den Stufen der Stehplatztribüne und stärken sich. Am Rande der Bande fährt die Eismaschine auf, um neues Eis zu bereiten.

"Wir kommen von der Wilhelm-Sandberger-Schule aus Frankenhardt-Honhardt", klärt Lehrerin Kathrin Müller auf. Der Ort liegt im Osten des Landkreises Schwäbisch Hall, fast an der bayerischen Grenze. "Wir machen hier immer unseren Wintersporttag", ergänzt ihre Kollegin Franziska Härpfer. Rund zwei Stunden Anfahrt haben die fünf Lehrer und 90 Schüler in Kauf genommen, um ihre Runden auf dem Eis zu drehen. "Es war wieder toll", freut sich Gudrun Otterbach, ehe es wieder nach Hause geht.

Halle nur bedingt geeignet

Die im November 2002 eingeweihte Eishalle am Europaplatz ist mit Publikumslauf, Schulsport, Schnuppereislauf für Kinder und der regelmäßigen Eis-Disco weit mehr als eine reine Sportstätte. Dabei ist die Halle für die gewachsenen Anforderungen nur noch bedingt geeignet und längst in die Jahre gekommen.

"Wir haben eine Umkleidekabine für 50 Leute und drei WCs in der Damentoilette. Das ist ein Unding, wenn 700 Leute am Samstagnachmittag zum Publikumslauf kommen", macht Michael Rumrich beim Gang durch die Räumlichkeiten klar. Der Geschäftsführer des Heilbronner Eishockey-Clubs (HEC) muss permanent improvisieren, um einigermaßen über die Runden zu kommen. "Beim Publikumslauf stellen wir Bierbänke auf und nutzen einen Teil der Stehplatztribüne, damit die Besucher einigermaßen bequem ihre Schlittschuhe anziehen können", erläutert Rumrich. Entsprechend sieht die Anlage nach dem Laufvergnügen auch aus.

Schlechte Bewertungen bei Testberichte.de

Kein Wunder, dass die Eishalle beim aktuellen Eislaufbahnen-Ranking des Verbraucherportals Testberichte.de schlecht abschneidet. Von 155 bewerteten Eisbahnen landet Heilbronn mit 4,0 von 5 Sternen auf Rang 134. Als Hauptkritikpunkte werden "zu viele Leute beim Publikumslauf", "verstopfte Toiletten", "schlechtes Eis" und "fehlende Parkplätze" genannt. Grundlage der Auswertung sind Google-Rezensionen zu Eislaufbahnen in Deutschland mit mindestens 100 Bewertungen, heißt es auf der Testberichte.de-Seite.

Umziehen auf der Stehplatztribüne ist Alltag in der Eishalle. Auch die Damentoilette ist eine von vielen Baustellen.
Umziehen auf der Stehplatztribüne ist Alltag in der Eishalle. Auch die Damentoilette ist eine von vielen Baustellen.  Foto: Veigel, Andreas

"Der Testbericht ist alles andere als repräsentativ", wehrt sich Erik Mai. Der Geschäftsführer der Stadtwerke (SWHN) als Betreiber und Eigentümer des Eisstadions verweist darauf, dass beim Ranking eine Eisbahn in Marktoberdorf vorne liege, die ohne Dach und Eishockeybetrieb an einem Vereinsheim angesiedelt ist. "Da vergleicht man Äpfel mit Birnen", betont Mai. Der Einwand ist objektiv richtig, ändert aber nichts an den Schwachstellen im Heilbronner Eisstadion.

"Wir stoßen täglich an unsere Grenzen", macht Michael Rumrich klar. Bei neun Mannschaften im HEC, Kindergärten, Schulen, Hobby-Teams, den Eiskunstläufern und den Profis sei die Eisfläche permanent überbelegt. Das Problem: Als städtische Halle müsse man allen Wünschen einigermaßen gerecht werden.

 


Mehr zum Thema

Harry Mergel.
Stimme+
Interview
Lesezeichen setzen

Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel bekennt sich zu Windrädern im Stadtgebiet


HEC fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen

"Der HEC ist im Rahmen eines Dienstleistungsvertrags mit Aufgaben der Reinigung, Unterhaltung und Belegungsplanung beauftragt", stellt Stadtwerke Geschäftsführer Erik Mai klar. "Mittelfristig sind in Abstimmung mit dem HEC Optimierungen im Bestand angedacht, auch alle notwendigen Instandhaltungen", sagt Mai. "Großen Erweiterungen und großen Sanierungen" erteilt Mai eine Absage.

Der HEC fühlt sich inzwischen von der Stadt im Stich gelassen. "Wir bräuchten eine zweite Eisfläche", fordert Rumrich. Dabei würden selbst kleinere Verbesserungen an der städtischen Bürokratie scheitern. "Wir wollten vor der Halle einen Container als Kraftraum für den Nachwuchs aufstellen. Sie glauben nicht, was da für bürokratische Einwände kamen", ärgert sich der ehemalige Nationalspieler aus dem oberbayerischen Miesbach.

 


Mehr zum Thema

So sieht der Entwurf für die neue Eishalle des EC Bad Nauheim mit einem Fassungsvermögen von 4500 Zuschauern aus. Einen ähnlichen Neubau würden sich die Falken-Gesellschafter in Heilbronn wünschen. 
Visualisierung: BLFP PLANUNGS GMBH © pv
Stimme+
Eishockey
Lesezeichen setzen

Neue Eishockey-Arena: Bad Nauheim beschließt, Heilbronn sitzt aus


Fehlende Sitzplätze und Bewirtungsmöglichkeiten

"Die räumlichen Möglichkeiten haben wir alle ausgereizt", sagt auch Marco Merz und zeigt auf die Tribüne. "Wir haben zu wenig Sitzplätze und zu viele Stehplätze", nennt Merz ein Hauptprobleme. "Sitzplätze lassen sich heute viel besser vermarkten", macht der Falken-Geschäftsführer klar. Ein wichtiger Faktor für ein Profiteam. Selbst bei der Bewirtung der Fans treten die Mängel offen zu Tage. Da wir kaum Lagerflächen haben, können wir nur ein eingeschränktes Angebot bieten", klagt Merz. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Bleibt die Hoffnung auf eine neue Multifunktionshalle am Frankenstadion, die auch Oberbürgermeister Harry Mergel immer wieder ins Spiel bringt.

Doch die Zeit drängt. Vor allem für die Falken. Im Stadion sind inzwischen die Profis aufs Eis gekommen und haben ihr Aufwärmprogramm gestartet. Trainer Martin Jiranek stimmt das Team auf die nächsten schweren Spiele ein. Die Falken kämpfen in der zweiten Eishockey-Liga ums Überleben. Das gilt inzwischen auch für den Verein und die Gesellschafter der Profimannschaft: Beide stehen vor einer ungewissen Zukunft.

 


Mehr zum Thema

Frédérik Cabana hat die Falken besser gemacht: Der Center bleibt auch in der nächsten Saison ein Falke.
Foto: Andreas Veigel
Stimme+
Eishockey
Lesezeichen setzen

Cabana weckt Aufbruchstimmung bei den Heilbronner Falken


 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben