Wie geht es weiter mit der Gasversorgung?
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und die Bundesnetzagentur sehen die Versorgung in Deutschland nicht gefährdet. Der Chef der Heilbronner Versorgungs GmbH blickt mit Sorge auf das nächste Jahr.

Die russische Regierung hat den Gashandel mit Deutschland eingeschränkt. Am Donnerstag bestätigte Kremlsprecher Dmitri Peskow, dass die früheren ausländischen Töchter des staatlichen Energiekonzerns Gazprom komplett vom Gashandel mit Russland ausgeschlossen seien. "Die Unternehmen können an dem Prozess nicht mehr teilnehmen", sagte er laut der Nachrichtenagentur Interfax. Auch das Anlegen von Vorräten mit russischem Gas in den Speichern Europas sei demnach verboten.
Habeck: Haben uns vorbereitet
Die Bundesrepublik ist nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck darauf eingestellt. "Wir haben uns auf die Situation vorbereitet", sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag. Die Auswirkungen seien "überschaubar".
Täglich würden jetzt zehn Millionen Kubikmeter Gas aus Russland nicht mehr geliefert. "Das ist eine Menge, die kompensierbar ist, und die Unternehmen sind dabei, das Gas über andere Quellen zu beschaffen." Der Großhandelspreis sei um 14 Prozent gestiegen. "Das ist nicht schön, aber es entspricht den normalen Schwankungen seit Kriegsbeginn."
Russland hat wohl ein klares Ziel
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, betonte, es seien nur Handels- und Speichertöchter von Gazprom Germania betroffen, nicht aber Netzbetreiber. Russland könne also weiter Gas liefern, nur an andere Händler. Es handle sich um ein "sehr planvolles, präzises Dekret, um weiter mit Deutschland Geschäfte tätigen zu können, aber nicht mehr zu den alten Vertragskonditionen".
Auch Wirtschaftsminister Habeck vermutet, dass dies das Ziel war. "Wenn dem so wäre, hätten wir gar kein Mengenproblem, sondern es würde dann eben entsprechend teurer werden für Gazprom Germania, die zugesagten Verträge gegenüber anderen Lieferanten zu erfüllen."
Auf das Jahr hochgerechnet entsprächen die zehn Millionen Kubikmeter "hypothetisch" etwa drei Prozent der russischen Gaslieferungen. "Die Menge ist nichts, was mir zusätzlich graue Haare bereitet, sondern die Situation im Gasmarkt selbst muss beobachtet werden." Die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas bleibe weiter in Kraft.
Bis zum Winter müssen die Speicher voll sein
Die Sorge, dass die Situation sich verschlimmere, sei nicht unbegründet. Die deutschen Gasspeicher seien aber zu fast 40 Prozent gefüllt, sagte Habeck. "Wir kommen da also ganz gut voran." Der Minister warnte: "Die Speicher müssen zum Winter voll sein. Sonst sind wir in einer sehr erpressbaren Situation."
Wenn die Speicher sich nicht wie nötig füllten, gebe es politischen Handlungsbedarf. Habeck verwies auf das Energiesicherungsgesetz, das im Notfall eine Treuhandverwaltung oder sogar Enteignung von Energieunternehmen vorsieht.
Derzeit ist der Gasverbrauch gering
"Wir bekommen aktuell mehr Gas, als wir brauchen", sagt Frank Schupp, Geschäftsführer der Heilbronner Versorgungs GmbH (HNVG). Der Füllstand der deutschen Gasspeicher liege mit 39 Prozent auf einem "ganz ordentlichen Niveau".
Außerdem sei der Gasverbrauch bei den derzeit sommerlichen Temperaturen gering. Gelassen ist Schupp deshalb allerdings nicht. Solange noch russisches Gas fließt, müsse man die Speicher füllen. "Einen Speicher dürfen Sie aber nicht als Quelle oder Vorkommen sehen. Wenn er leer ist, ist er leer." Selbst wenn Deutschland in diesem Winter durch Flüssiggas-Terminals ohne neue Gaslieferungen aus Russland auskomme, drohe ein Engpass im darauffolgenden Jahr. "Insofern ist jede Kilowattstunde Gas, die nicht verbraucht wird, gut", sagt Schupp.