"Keine geöffnete Gaststätte mehr" – Letzte Pizzeria in Roigheim geschlossen
Die Gaststättenversorgung fällt in den Gemeinden der Region höchst unterschiedlich aus: Manche Kommunen haben keine einzige geöffnete Gaststätte mehr. In anderen reiht sich ein Lokal an das andere.

Immer kürzere Öffnungszeiten, immer weniger Betriebe: Die Gastronomiebranche steht aktuell vor vielen Herausforderungen, das wird auch in der Region deutlich. Eine Sonderauswertung des Statistischen Landesamtes für den Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) zeigt, dass die Zahl der Gastrobetriebe in den Kommunen im Südwesten deutlich zurückgeht.
Situation in Roigheim ist noch schlechter als 2021
In der Region liegt die Gemeinde Roigheim mit einer einzigen Gaststätte auf einem der hintersten Plätze. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2021, doch eine Nachfrage bei Bürgermeister Michael Grimm zeigt, dass die Situation sich weiter verschlechtert hat. "Wir haben aktuell überhaupt keine geöffnete Gaststätte", erklärt er.
Zuletzt gab es noch eine Pizzeria, die musste aber aus Baurechtsgründen schließen. Nun hat die Gemeinde eine ehemalige Gaststätte gekauft. Ob hier ein neues Lokal entsteht, ist noch unklar. "Es gibt noch keinen offiziellen Beschluss des Gemeinderates", teilt der Bürgermeister mit. Gibt es keine Gaststätte, gibt es auch keinen Treffpunkt für die Roigheimer. Wie konnte es so weit kommen?
Gründe für die Unterversorgung
Das hat laut Michael Grimm vor allem einen Grund: "Viele hören aufgrund des Alters auf. Und dann gibt es keinen Nachwuchs." Der Besitzer des ehemaligen Restaurants Hägele habe beispielsweise seine Räumlichkeiten verkauft, jetzt ist es eine Eventlocation.
"Mit einem laufenden Gastgewerbe ist das allerdings nicht vergleichbar", sagt Grimm. Doch die Eröffnung neuer Gaststätten sei auf jeden Fall gewünscht, betont der Bürgermeister. Man arbeite daran. Anders als Roigheim ist die Gemeinde Beilstein außerordentlich gut aufgestellt.
Spitzenreiter Beilstein und Waldenburg
Mit 25 Gaststätten zählt sie zu den Spitzenreitern der Auswertung. Großes Interesse erfahre die anspruchsvollere Küche oben auf der Burg, so Bürgermeisterin Barbara Schönfeld. Dieses Interesse sei zwar auch der guten Küche geschuldet, aber auch der besonderen Location auf der Burg.
Doch trotz der guten Zahlen macht sich die schwierige Lage der Gastronomie auch in Beilstein bemerkbar. "Häufigere Wechsel sind zu beobachten bei Betrieben, die nicht an der Hauptstraße liegen. Diese haben es schwerer, sich zu etablieren", erklärt die Bürgermeisterin.
Ebenfalls "mit Gaststätten gesegnet" sieht Bürgermeister Bernd Herzog sein Bergstädtchen Waldenburg: Neun Gastronomen verzeichnet Dehoga auf dem Balkon Hohenlohes - die meisten davon in der engen Altstadt. Klar ist die Attraktivität des Luftkurorts das größte Pfund: "Wir müssen gar nicht so viel tun, um als Ausflugsziel wahrgenommen zu werden", weiß Herzog. Es sei natürlich eine andere Lage als in anderen Orten, die nicht so touristisch geprägt seien.
Gründe für die Vielfalt in Waldenburg
Das erklärt aber noch nicht, warum sich so viele Gastronomen auf einem Fleck versammeln und dass es "allen gutgeht", wie der Bürgermeister betont. Felix Joiko vom "Bergfried" erklärt: Von Konkurrenz könne keine Rede sein: Bürgerlich, gehoben, italienisch, ungarisch, griechisch: "Jeder hat ein anderes Angebot."
Man ergänze sich, auch dadurch, dass jeder an einem anderen Tag Ruhetag macht. Dadurch, dass das Panorama-Hotel täglich geöffnet habe, "ist da immer ein Lokal, das geöffnet ist". Und wenn man ausgebucht ist, schicke man die Gäste zum Nachbarlokal, das in Waldenburg oft in Sichtweite liege: "Wir haben einen guten Austausch mit allen Gastronomen."
Der Jagsttalweg ist Tourismusmagnet: Trotzdem fehlt es an Gastronomie
Ganz anders sieht es in Mulfingen aus: Hier verzeichnet Dehoga gerade noch zwei aktive Gastronomen. Der Jagsttalweg ist in Hohenlohe eigentlich ein großer Touristenmagnet. Chefkoch Steffen Mezger von der Jagstmühle im Ortsteil Heimhausen spricht Klartext: "Man kann nicht Werbung machen für eine Fahrradregion und dann die Leute verhungern und verdursten lassen."
Er zieht den Vergleich: Wer geht denn in ein Skigebiet, wo es keine Skihütten gibt? Hier seien Tourismusverband und Kommunen gefragt, das Problem anzugehen. "Es wäre schon schön, wenn irgendwo am Radweg ein Biergarten wäre. Die Region braucht das." Aber das kann Mezger in seiner Jagstmühle nicht auch noch leisten.

