Gastro-Misere ist ein Armutszeugnis
Das Gaststätten-Sterben geht weiter. Die Politik macht den Wirten das Leben unnötig schwer. Aber die Misere der Branche ist ein gesellschaftliches Problem, meint unser Autor.
Die Veröffentlichung der neuesten Zahlen zum Gastro-Sterben im Südwesten kommt nicht zufällig zum jetzigen Zeitpunkt. Der Gaststättenverband Dehoga unterstreicht damit seine Position in der aktuellen Debatte.
Hört her, ist die Botschaft an die Politik: Wenn die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder von 7 auf 19 Prozent steigt, werden noch mehr Restaurants dicht machen.
Ohne Frage ist die Lage jetzt schon dramatisch, die Gründe dafür sind vielfältig. Die politischen Rahmenbedingungen sind wirr, die Regelungen sprunghaft. Planungssicherheit sieht anders aus. Es fehlt an Personal. Hier sehen viele Wirte die geplante Anhebung des Bürgergelds um zwölf Prozent kritisch.
Wenn der Abstand zwischen Hilfe-Empfängern und unteren Lohngruppen schrumpft, werden sich immer weniger den Gastro-Job antun, so ihre Befürchtung. Es fehlt häufig aber auch an Kunden. Sie wollen oder können nicht 25 Euro und mehr für einen Rostbraten bezahlen.
Den Wirten bleibt nichts anderes übrig, als Kosten weiterzugeben. Klar ist: Die Gastronomie ist nicht einfach ein Wirtschaftszweig. Schließt der letzte Dorfgasthof, geht mehr verloren als ein Betrieb. Es fehlt ein Ort der Kommunikation, des Miteinanders, des Gemeinschaftsgefühls. Die Misere der Gastronomie ist ein gesellschaftliches Armutszeugnis.