Auch im Raum Heilbronn sind Orte bei der Gastronomie unterversorgt
Immer mehr Orte in Baden-Württemberg haben sehr wenige oder gar keine Gastrobetriebe. Im Raum Heilbronn sieht es kaum besser aus, es zeigen sich aber große Unterschiede zwischen den Kommunen.
Die jetzt vom Statistischen Landesamt veröffentlichten Zahlen bilden den Stand 2021 ab und sind laut Dehoga die aktuellsten, die verfügbar sind. Der Verband geht davon aus, dass sich die Lage seither eher noch zugespitzt hat, weil viele Betriebe während der Corona-Zeit aufgeben mussten.
2021 waren demnach unter den 1101 baden-württembergischen Kommunen 48 ganz ohne Gastrobetrieb, dazu zählen Restaurants, Gaststätten, Cafés, Imbissstuben, Eissalons und ähnliche Betriebe. 188 betrachtet der Dehoga als unterversorgt, weil es rechnerisch weniger als einen Gastrobetrieb je 1000 Einwohner gibt. Das war 2021 landesweit in 17,1 Prozent der Städte und Gemeinden der Fall, vier Jahre vorher lag diese Quote nur bei knapp zehn Prozent.
Region Heilbronn/Hohenlohe steht bei Gastro-Versorgung etwas besser da
In der Region Heilbronn und in Hohenlohe ist die Quote der laut Dehoga "Unterversorgten" mit 14,2 Prozent etwas besser als im ganzen Land. Kommunen ganz ohne Gastrobetrieb gab es laut Statistik nicht. Die Spannbreite der Versorgungsquote reicht von unter 0,5 in Massenbachhausen oder Lehrensteinsfeld bis zu Gemeinden mit einem üppigen Angebot wie Beilstein, wo rechnerisch auf 1000 Einwohner vier Gastrobetriebe kommen. Auch Heilbronn, Bad Wimpfen, Ilsfeld oder Waldenburg schneiden überdurchschnittlich gut ab. Auch Erlenbach stand einer früheren Untersuchung zur Folge gut da.
Martin Kübler ist von der Entwicklung nicht überrascht. "Das Gaststättensterben schreitet seit Jahrzehnten voran", sagt der Dehoga-Vorsitzende für den Stadt- und Landkreis Heilbronn. Kübler beklagt "einen unwahrscheinlichen Kulturverlust für die Region und ein Armutszeugnis für die Gesellschaft".
Dehoga in der Region zum Gasthaus-Sterben: Erhöhung der Mehrwertsteuer wäre "Todesstoß"
Den "nächsten Todesstoß" erwartet Kübler, sollte die Mehrwertsteuer auf Speisen in Gaststätten wieder angehoben werden. In der Corona-Pandemie war der Satz von 19 auf 7 Prozent reduziert worden. Ursprünglich war die Regelung bis Ende 2022 befristet, wurde angesichts der Energiekrise aber bis Ende 2023 verlängert. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte in der vergangenen Woche auf den Haushaltsentwurf seiner Regierung verwiesen und gesagt, dass es bis Jahresende eine Entscheidung des Bundestags geben solle.
"Dass inzwischen jede fünfte Gemeinde im Land gastronomisch unterversorgt ist, muss ein Weckruf für das Tourismusland Baden-Württemberg sein", sagt der Dehoga-Landesgeschäftsführer Politik Dennis Bachmann. "Wird der reduzierte Mehrwertsteuersatz auf Speisen über den Jahreswechsel hinaus nicht entfristet, dann ist eine massive Beschleunigung des Gasthaussterbens im ländlichen Raum zu erwarten."
Gasthaus-Sterben betrifft kleine Gemeinden stärker als Städte
Landesweit betrifft das Gasthaus-Sterben insbesondere kleine Gemeinden: Von den 48 Gemeinden ohne Profibetrieb hatten alle weniger als 3000 Einwohner, der Großteil sogar weniger als 1000. Am höchsten war die Restaurantdichte hingegen in touristischen Orten wie der Gemeinde Feldberg im Schwarzwald oder Hagnau am Bodensee.
Die beste Großstadt war Ulm mit etwa dreieinhalb Betrieben auf 1000 Einwohner. Stuttgart und Heilbronn kommen auf ungefähr drei. Landesweit gab es 2021 rund 27.500 Betriebe und damit etwa 2,5 Restaurants je 1000 Einwohner. Für das Jahr 2022 lagen noch keine Daten vor.

