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Großer Andrang im Heilbronner Einzelhandel nach Corona-Lockdown

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Beim Neustart der Läden sorgt ein Modegeschäft für massenhaften Andrang in der Heilbronner Innenstadt. Unterschiedliche Regeln in Stadt- und Landkreis verursachen Unsicherheit bei Kunden und Händlern.

von Sebastian Kohler und Heike Kinkopf
Ungewohntes Bild: Nach zweieinhalb Monaten Lockdown kamen zahlreiche Passanten zum Einkauf in die Fleiner Straße nach Heilbronn.
Foto: Mario Berger
Ungewohntes Bild: Nach zweieinhalb Monaten Lockdown kamen zahlreiche Passanten zum Einkauf in die Fleiner Straße nach Heilbronn. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Lang herbeigesehnt und doch mit Sorgen verbunden öffneten am Montag in Heilbronn der Einzelhandel. Weil der Inzidenzwert in der Stadt stabil unter 50 liegt, blieb Kunden eine Terminabsprache erspart. Für Aufsehen sorgte eine rund 60 Meter lange Schlange auf dem Kiliansplatz.

Kiliansplatz voller C&A-Kunden

Seit Mitte Dezember war das Messerfachgeschäft Messer Maurer in der Fleiner Straße im Lockdown gesperrt. Dass Jürgen Maurer seinen Verkaufsraum wieder öffnen durfte, sieht er "als wichtigen Schritt in die Normalität". Doch zu Freudensprüngen animiert ihn das nicht, denn "wir waren zweieinhalb Monate ohne Umsatz. Wir sind auf kontinuierlichen Betrieb angewiesen." Und genau den sieht er mit Blick auf den Kiliansplatz bedroht.

Denn die Schlange die sich dort am Vormittag bildete, sorgte für Stirnrunzeln. 70 Prozent Rabatt verkündeten auffällige rote Schilder am Eingang der C&A-Filiale. Davor sammelten sich rund 70 Menschen, die teils dicht gedrängt auf Einlass warteten. "So eng wie es zugeht, habe ich die Befürchtung, dass der Laden bald geschlossen wird", sagte eine der Wartenden. "Die Leute wollen einfach Schnäppchen machen, es gibt ja große Rabatte." Bußgelder seien keine verhängt worden, gab eine Sprecherin des Rathauses bekannt. Keine besonderen Einsätze seien am ersten Shoppingtag für die Polizei angefallen, sagt Gerald Olma, Sprecher des Heilbronner Präsidiums. "Die Stadt war voll, daran müssen sich die Menschen wieder gewöhnen."


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Kein Verständnis für Ansturm und Regelunterschiede

Das Neckarsulmer Schuhgeschäft Blue Shoes reagierte auf die Termin-Verwirrung und bot spontane Terminabsprachen am Eingang an.
Foto: Sebastian Kohler
Das Neckarsulmer Schuhgeschäft Blue Shoes reagierte auf die Termin-Verwirrung und bot spontane Terminabsprachen am Eingang an. Foto: Sebastian Kohler  Foto: Kohler, Sebastian

Unweit vom Kiliansplatz ist das Uhrengeschäft Beilharz. Verkäuferin Christa Marbach sagt: "Wir sind glücklich, wieder Kunden empfangen zu können." Stand Freitag, so die Weisung aus der Politik, hätten Kunden nur nach Terminabsprache Zugang gehabt. Da der Inzidenzwert in Heilbronn stabil unter 50 liegt, galt die Auflage zum Neustart nicht. "Die Nachricht hat uns gestern erreicht, insofern fehlt uns etwas der Vorlauf."

Gemischte Gefühle herrschten bei der Klientel: "Es gibt sehr skeptische Kunden, aber auch einige, denen man die Sehnsucht anmerkt." Für den Ansturm auf C&A hat sie aller Erleichterung zum Trotz kein Verständnis. "Das ist zu krass. So kehren wir die schwer erarbeiteten Erfolge in Nullkommanix ins Gegenteil."

Wenig Verständnis herrscht auch in den Neckarsulmer Modegeschäften. Denn im Landkreis gilt noch die Terminpflicht - solange bis auch dort die Inzidenz von 50 fünf Tage unterschritten ist. Eine Öffnung wie in Heilbronn ist hier frühestens am Mittwoch möglich.


Terminabsprache am Eingang

Regina Schweiker, Inhaberin der Boutique Kleidsam, berichtet von verwirrten Kunden. "Die Leute sind verunsichert. Ich bekomme viele Nachfragen, welche Vorschrift denn nun gilt." Viele hätten die Wiedereröffnung noch nicht registriert. Dank Click & Meet können Kunden mit einem Termin Läden betreten. "Das muss sich schnell herumsprechen, damit wir Frequenz reinbekommen." Da beim Shopping spontanes Bummeln dazu gehöre, mache sie auch Termine am Eingang aus. "Wenn niemand im Laden ist und kein Termin ansteht, warum nicht?"

So hält es auch Rahel Wasser. Vor ihrem Schuhgeschäft Blue Shoes ist eine Empfangstheke errichtet. Hier wirbt sie für den spontan abgesprochenen Shoppingtermin. "Für ältere Kunden sind Vorab-Anmeldungen übers Internet zu kompliziert", sagt Wasser. Sie findet, es sollte den Händlern überlassen bleiben, wie Hygieneregeln umgesetzt werden. "Sonst schielen wir ewig auf Inzidenzen, ohne wirklich zu wissen, was die bedeuten."


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