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Letzter Platz im Ranking: Gruselwerte für regionale Bahnlinien

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Rote Laterne für die Region: Nirgends in Baden-Württemberg ist die Qualität des Schienenverkehrs so schlecht wie im Raum Heilbronn. Das zeigt das jüngste Qualitätsranking des Landes. Die Gründe sind vielfältig.

Zug in Roigheim: Weiter ist offen, wer künftiger zweiter Anbieter neben Go-Ahead ist.
Zug in Roigheim: Weiter ist offen, wer künftiger zweiter Anbieter neben Go-Ahead ist.  Foto: Archiv/Hettich

Platz 32 von 32: Das Urteil im Qualitätsranking  des Landesverkehrsministerium für das erste Halbjahr fällt für die SWEG vernichtend aus. Das landeseigene Unternehmen holt den letzten Platz für seine Angebote im sogenannten Netz Neckartal. Dazu gehören die Metropolexpress-Verbindungen von Tübingen über Stuttgart und Heilbronn nach Osterburken, aber auch die sogenannte Residenzbahn zwischen der Landeshauptstadt und Karlsruhe. 

Nicht viel besser sieht es für Go-Ahead mit Platz 30 aus, erfasst ist hier auch der Regionalexpress zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg. In beiden Fällen liegen etwa die Werte der Pünktlichkeit um die 75 Prozent. Als pünktlich gilt ein Zug schon, wenn er weniger als vier Minuten Verspätung hat. Das heißt: Auf der Frankenbahn im Raum Heilbronn ist einer von vier Zügen mindestens vier Minuten zu spät. 

Bahnlinien in der Region Heilbronn: Einer von vier Zügen ist kräftig verspätet 

Erfasst wurden als weitere Kriterien Zuverlässigkeit, Kapazität, Sauberkeit und die per Umfrage ermittelte Zufriedenheit der Kunden. Die Gruselwerte für die Bahnlinien in der Region dürften für Pendler wenig überraschend sein. Sie decken sich mit dem, was das Land kürzlich auf eine parlamentarische Anfrage des CDU-Abgeordneten Tobias Vogt geantwortet hat. 

"In  etlichen Punkten", heißt es darin, würden in den Netzen, zu denen auch die Neckartal-Linien gehören, "die Qualitätsvorgaben des Landes nicht erfüllt".  Das Verkehrsministerium gesteht den Anbietern aber zu, dass sie an manchen Rahmenbedingungen nichts ändern könnten. Baustellen, zuletzt auch im Zusammenhang mit dem Ausbau des Digitalen Knotens Stuttgart sind häufige Ursachen für Störungen, ebenso die altbekannten Mängel an der Infrastruktur der als marode bekannten Frankenbahn. Probleme mit Oberleitungen, Weichen oder Stellwerken sorgen hier regelmäßig für Frust bei Pendlern. 


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Probleme auf Frankenbahn: Land sieht großen Teil der Schuld beim Bund 

Verantwortlich für die Infrastruktur ist die DB Netz AG, also der Eigentümer Bund. Die Mängel sind bekannt, ein Studie hat jüngst Maßnahmen und ihre Abfolge aufgelistet. Der sogenannte Frankenbahngipfel mit Vertretern von Bund, Land und Kommunen im Mai in Möckmühl endete eher ernüchternd. Es gibt weitere Gründe für die Misere, allen voran fehlendes Personal. 

Die SWEG verweist in ihrer Stellungnahme zur Ranking-Pleite auf umfangreiche Maßnahmen zur Personalgewinnung, hebt aber auch auf die Infrastruktur ab: "Um die Zielwerte unseres Verkehrsvertrages erreichen zu können, ist  jedoch ein Auf- und Ausbau der Bahninfrastruktur im Netz sowie eine effiziente Bauplanung unabdingbar." Die "marode Infrastruktur im gesamten Stuttgarter Netz" ist auch für Go-Ahead einer der Hauptgründe für mangelnde Qualität. 

Kein Nachfolger für SWEG in Sicht 

Go-Ahead betont auch, durch wiederholte Streiks bei anderen Unternehmen seien die eigenen Züge über Monate am Limit. "Volle Züge bringen verlängerte Ein- und Ausstiegszeiten mit sich, die im Fahrplan nicht vorgesehen sind." Mit Streiks der Lokführergewerkschaft GDL hatte auch die landeseigene SWEG begründet, warum sie das Interesse an der Frankenbahn verloren hat.

Das Unternehmen war auf der Frankenbahn für die insolvente Abellio im Rahmen einer sogenannten Notvergabe bis Ende 2023 eingestiegen, bewarb sich aber überraschend nicht für den Anschlussvertrag. Das Land sucht einen Nachfolger, findet aber offenbar keinen. Die Notvergabe an die SWEG wurde zunächst für sechs Monate verlängert. Für den Steuerzahler ist das teuer, weil der Betreiber bei diesem Modell alle anfallenden Kosten ersetzt bekommt. 

Stadtbahn Nord schneidet gut ab, Probleme bei S4

Die Stadtbahn Karlsruhe, zu der auch die S4 zwischen Karlsruhe, Eppingen, Heilbronn und Öhringen gehört, landet beim Ranking auf dem 17. von 32 Plätzen. Die Stadtbahn Nord von Heilbronn nach Sinsheim und Mosbach schafft hingegen Rang 6 mit ordentlichen Pünktlichkeitswerten. Den Unterschied erklärt Betreiber Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) mit den eingleisigen Nadelöhren, etwa zwischen Leingarten und Schwaigern.

"Es braucht nun den konsequenten zweigleisigen Ausbau der Kraichgaubahn, um den dichten Verkehr auch pünktlich abwickeln zu können", betont die AVG.  Der Ausbau bei Leingarten ist beschlossene Sache und soll Mitte 2024 beginnen. 

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