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OB Harry Mergel und Landrat Norbert Heuser im Interview: "SLK-Kliniken sind in einer sehr guten Ausgangslage"

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Die medizinische Versorgung sei auf hervorragendem Niveau, betonen SLK-Aufsichtsratschef Mergel und sein Vize Heuser. Man tue alles, damit die SLK-Mitarbeiter jeden Tag gern zur Arbeit kommen.

Blick in die Onkologie-Station der SLK-Klinik in Heilbronn.
Blick in die Onkologie-Station der SLK-Klinik in Heilbronn.  Foto: Buchmann, Nils

Versorgung in Gefahr? SLK-Betriebsrat, Mitarbeiter und Patienten haben sich in den vergangenen Wochen an die Öffentlichkeit gewandt und ihre Sorge über die Situation im kommunalen Klinikverbund geäußert. Warum sie die Lage anders bewerten, erklären der SLK-Aufsichtsratsvorsitzende Harry Mergel und sein Stellvertreter, Norbert Heuser.

 

Es gab in den vergangenen Wochen viele Negativ-Schlagzeilen zu SLK. Wie bewerten Sie die Lage?

Harry Mergel: SLK arbeitet auf einem sehr hohen Niveau. Damit das so bleibt, tun wir alles, damit sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohlfühlen und jeden Tag gerne zur Arbeit kommen und sich neue dafür entscheiden, das Team zu verstärken. Wir wissen aber alle, dass es zu wenige Fachkräfte gibt. Das ist kein Heilbronner Phänomen. Und es ist kein finanzielles Problem, Geld für Personal steht zur Verfügung, auch für außertarifliche Leistungen.

Norbert Heuser: Die fehlenden Köpfe sind das große Thema, und wir sind erst am Anfang der Entwicklung. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen demnächst in Rente, nachrücken werden dann weniger Arbeitskräfte aus geburtenschwachen Jahrgängen. Das wird noch ein gewaltiger Kraftakt. Eine Chance bietet beispielsweise das Programm "Triple-Win", das eine nachhaltig ausgerichtete Gewinnung von Pflegekräften aus Drittstaaten ermöglicht. Insgesamt muss aber auch das Gesamtpaket in der Region stimmen, um Fachkräfte von außerhalb für uns zu begeistern.


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Mergel: Das Wichtigste ist die Sicherstellung der hochwertigen medizinischen Versorgung der Patienten. Deshalb stehen wir bei jedem Patienten vor der Frage, können wir das leisten oder nicht? Können wir das unseren Mitarbeitern zumuten? Diese Abwägung findet jeden Tag statt. Unsere Kliniken sind stark, wenn es um die medizinische Versorgung geht. Denken Sie beispielsweise an die zwölf Spezialzentren für Tumore oder das Hernienzentrum. Bei vielen innovativen Anwendungen gehören die SLK-Kliniken zu den ersten in Deutschland oder sogar Europa. Dass SLK so leistungsfähig ist, ist vor allem Verdienst der Menschen, die dort arbeiten.

 

Befasst sich der Aufsichtsrat genügend mit seinen Kliniken?

Mergel: Es vergeht kein Tag, an dem SLK nicht Thema bei mir wäre. Es gibt regelmäßig Gespräche und auch der Betriebsrat, der mit zwei Mitgliedern Teil des Aufsichtsrats ist, kann dort alle Themen, die ihm wichtig sind, einbringen. Die Kommunikation ist aus meiner Sicht professionell und wertschätzend.

 

Die Gesellschafter müssten sich überlegen, was ihnen ein gute Gesundheitsversorgung wert ist, hieß es kürzlich vom Betriebsrat. Was sagen Sie zu der Kritik, die da mitschwingt?

Heuser: Unser Auftrag ist es, die patienten- und bedarfsgerechte medizinische Versorgung sicherzustellen. Als Gesellschafter haben wir 250 Millionen Euro an Eigenmitteln in den Neubau unserer Krankenhäuser investiert, obwohl es Aufgabe des Landes wäre, für Investitions- und Infrastrukturkosten unserer Krankenhäuser aufzukommen. Wenn wir das nicht getan hätten, hätte SLK jetzt kein positives Ergebnis. Das bedeutet aber auch: Der Stadt und dem Landkreis fehlt das Geld an anderer Stelle.

Mergel: Gemeinsam mit 18 Oberbürgermeistern, deren Städte auch Träger kommunaler Krankenhäuser der Maximalversorgung sind, habe ich kürzlich in einem Brief an die Gesundheitsminister von Bund und Land eine bessere finanzielle Ausstattung gefordert. Ich hätte mir gewünscht, dass uns der SLK-Betriebsrat den Rücken stärkt und nicht zeitgleich mehr Zuschüsse von uns als Gesellschaftern fordert.


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Wie angeschlagen ist das Verhältnis zwischen Ihnen und dem Betriebsrat?

Mergel: Meine Tür steht für Betriebsrat und Gewerkschaft immer offen. Seit meinem ersten Arbeitstag bin ich selbst Gewerkschaftsmitglied und kann mit den SLK-Mitarbeitern mitfühlen. Deshalb hoffe ich in der aktuellen Tarifrunde auf einen guten Abschluss. Und ich kann versichern: Wir als Aufsichtsrat versuchen alles, was möglich ist, dass die Mitarbeiter bei SLK gute Arbeitsbedingungen haben und tun alles, um Personal zu halten und zu gewinnen.

 Foto: Berger, Mario

Heuser: Der Betriebsrat ist als fester Bestandteil des Aufsichtsrats mit uns in gutem Austausch. Mir ist es wichtig, dass wir nie in eine Situation kommen, in der wir als kommunale Träger, durch finanzielle Überforderung, über Alternativen für unsere Kliniken nachdenken müssen. Das Geld ist das eine, viel wichtiger sind die engagierten Menschen bei SLK, die jeden Tag mit großem Einsatz für die Patienten da sind.

 

Wie gut ist SLK im Hinblick auf die anstehende Krankenhausreform aufgestellt?

Heuser: Da ist noch sehr viel in Bewegung. Ich bin mir jedoch in einer Sache sicher, nämlich dass wir mit den frühzeitig geschaffenen Strukturen der modernen Kliniken am Gesundbrunnen, am Plattenwald, mit der Fachklinik Löwenstein und den MVZs Brackenheim und Möckmühl in einer sehr guten Ausgangslage sind, um die Reform nach heutigem Stand gut umsetzen zu können.

Mergel: Für eine optimale Versorgung komplexer Krankheitsbilder braucht es große, spezialisierte Zentren. Das hat auch die Pandemie ganz deutlich gezeigt. Ohne weitere Strukturveränderungen wird es nicht gehen.

 

Wie bewerten Sie im Rückblick den Entschluss, die Krankenhäuser in Brackenheim und Möckmühl zu schließen?

Heuser: Als ehemaliger Bürgermeister blicke ich aus zwei Perspektiven darauf. Der Verstand sagt mir, dass solche kleinen Krankenhäuser leider nicht zukunftsfähig sind, wenn das Personal fehlt. Emotional war es eine schwere, aber die richtige Entscheidung, die Standorte zu schließen und dort Medizinische Versorgungszentren zu etablieren.

Mergel: Ich bin froh, dass wir frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und richtige Entscheidungen getroffen haben. Damit sind wir heute Vorbild für viele andere.

 

Was tun Sie, damit der Verbund auch in der öffentlichen Wahrnehmung wieder besser dasteht?

Mergel: Unsere Aufgabe als Gesellschafter ist es, die hochwertige medizinische Versorgung unter vertretbaren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sicherzustellen. Und ich möchte noch einmal betonen: Es gibt viele Gründe, ein hohes Maß an Vertrauen in die medizinische Versorgung bei SLK zu haben. Aber bei mehr als 270 000 Behandlungen im Jahr kann auch mal etwas schieflaufen. Trotzdem können wir alle froh sein, dass wir solch eine hervorragende medizinische Versorgung haben in unserer Region.


Zu den Personen

Harry Mergel (SPD) ist Oberbürgermeister von Heilbronn und Vorsitzender des Aufsichtsrats der SLK-Kliniken. Norbert Heuser (parteilos) ist Landrat des Landkreises Heilbronn und sein Stellvertreter.

 
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