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Nach Putins Angriff: Stimmung reicht von Wut über Medienkritik bis Betroffenheit

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Viele Russen und Spätaussiedler aus der Region haben eine klare Meinung zum Krieg in der Ukraine. Die Sorgen um Angehörige wachsen.

Auch vor dem Mix-Markt in Böckingen wurde der Krieg in der Ukraine kontrovers diskutiert.
Auch vor dem Mix-Markt in Böckingen wurde der Krieg in der Ukraine kontrovers diskutiert.  Foto: Veigel, Andreas

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird von westlichen Staaten einhellig scharf verurteilt. Fragt man unter hier lebenden Russen und Spätaussiedlern, hört man auch viel Verständnis für den von Putin angeordneten Einmarsch.

Allein in der Stadt Heilbronn lebten Anfang 2022 rund 300 Ukrainer und 547 Russen. Die Zahl der Spätaussiedler liegt deutliche höher. Sie wird nicht extra ausgewiesen, da sie in aller Regel einen deutschen Pass haben.


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In ganz Deutschland lebten Ende 2020 immerhin 2,5 Millionen Aussiedler und Spätaussiedler. Die meisten kamen schon vor oder kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ins Land.

Kritik an deutschen Medien

Eine von ihnen ist Ludmilla Kussmaul, die 1998 mit ihrem Mann nach Deutschland gekommen ist. Sie hat gerade im Mix Markt in Heilbronn-Böckingen eingekauft, einem Supermarkt, der russische und osteuropäische Waren anbietet. Auch dort ist die Lage in der Ukraine Gesprächsthema Nummer eins. "Ukrainer sind Russen und Russen sind Russen, das was da passiert, ist doch nicht normal", schildert sie ihre Sicht. Dennoch liegt für die Weinsbergerin, die in Heilbronn arbeitet, die Schuld für die Eskalation eindeutig bei der Ukraine und bei Europa.

"Putin hat doch recht, er hilft den Leuten in Donezk und Lugansk", so Kussmauls Ansicht. Richtig wütend ist die Spätaussiedlerin auf Olaf Scholz. Der deutsche Bundeskanzler hatte Russlands Verhalten auf das Schärfste verurteilt, als einen eklatanten Bruch des Völkerrechts bezeichnet und Putin aufgefordert, seine Truppen vom Territorium der Ukraine vollständig zurückzuziehen. "Warum sagt Scholz solche Sachen", ärgert sich die Frau, die in Orenburg am Ural auf die Welt gekommen ist.

Ganz anders sieht Eduard Heizenreider die Situation. "Meine Meinung ist längst gefallen. Putin ist ein Irrer", legt sich der Spätaussiedler fest, der 1996 aus Sibirien nach Deutschland kam.

Elena K., die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, verteidigt dagegen den russischen Präsidenten. "Die Ukraine hat Russland provoziert, und Putin hat die Ukraine zehn Mal gewarnt", sagt die Spätaussiedlerin, die in einer Landkreisgemeinde wohnt. Sie glaubt, dass die Ukraine "durch die Provokationen den Beitritt zur EU erzwingen will". Groß ist ihre Skepsis, wie bei vielen Bürgern die in Russland geboren sind, gegenüber dem deutschen Fernsehen. Ich sehe deutsches und russisches Fernsehen aber in Deutschland wird nicht ehrlich berichtet." 

Hoffen auf den Frieden

Auch Katharina Mikov, die in Russland geboren wurde und zuletzt bei der OB-Wahl in Heilbronn antrat, verfolgt deutsche und russische Medien. "Ich hoffe in erster Linie, dass es bald wieder Frieden gibt", lautet ihr Wunsch. Lange hatte sie in der Krise an einen Kompromiss geglaubt. "Beide Seiten haben halt verschiedene Interessen, aber Russland ist eigentlich auch nicht das Land, das einfach so einen Krieg anfängt." 

"In Deutschland wird einfach nicht darüber berichtet, dass die Ukrainer Russland provoziert haben", findet dagegen Jelena W. Die Russin ist in der Ukraine geboren, lebt aber seit 23 Jahren in Deutschland. "Viele Russen sind empört über die deutschen Nachrichten. Hier wird die Wahrheit umgedreht", sagt sie.

Zwei Herzen in der Brust

"Das geht mir sehr nahe", beschreibt Irina Dorsch ihre aktuelle Gefühlslage. Sie ist als Russlanddeutsche in Westsibirien zur Welt gekommen, hat dort die Schule besucht, studiert. Mit 21 Jahren ist sie 1995 nach Deutschland gekommen. Nahe Verwandte, erklärt die Leiterin der Öhringer Stadtbücherei, habe sie nicht mehr in Russland. "Aber es schlagen schon zwei Herzen in meiner Brust", fühlt sie sich mit den Menschen dort noch immer verbunden. Sie verurteilt den Angriff Putins scharf. "Krieg ist ein No-go", erklärt sie.

Bedrückte Stimmung herrscht im Euro-Laden auf der Büttelbronner Höhe in Öhringen. Die Menschen diskutieren über die Geschehnisse, berichtet Oxana Maier. (42). Sie ist in Sibirien zur Welt gekommen, lebt seit zehn Jahren hier und verkauft in dem Euro-Laden russische Spezialitäten - und Schokolade aus der Ukraine. Ihre Kollegin ist gestern früher gegangen. Sie ist in großer Sorge um die Eltern, die in der Ukraine leben. "Sie versucht, mit ihnen zu telefonieren", sagt Oxana Maier.


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