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Nach Giftunfall in Schozach: Kanäle werden gespült

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Die Arbeiten zur Beseitigung der Schäden gehen weiter. Auf dem Gelände der Spedition Kühne und Nagel in Ilsfeld waren am Dienstag giftige Chemikalien ausgelaufen. Aufgrund von Fehlern im Rohrsystem gelangten sie in die Schozach.

Von Alexander Klug und Adrian Hoffmann

 

Die Firma Lebküchner untersucht und spült derzeit abschnittsweise die Kanäle zwischen Unglücksort und Kläranlage - am Samstagmittag sind zwei große Fahrzeuge auf der Robert-Kohlhammer-Straße im Einsatz: Aus einem pumpen die Mitarbeiter Wasser in den Kanal, mit dem anderen wird dieses Wasser wieder abgesaugt. „Ziel ist, dass am Ende wieder Wasser über den regulären Weg, die Kanalisation abfließen kann“, wie ein Mitarbeiter von Lebküchner vor Ort sagt. Schachtdeckel für Schachtdeckel heben die Mitarbeiter an - insgesamt ist die Firma mit sieben Angestellten am Samstag vor Ort.

Zur Überwachung der Arbeiten sind außerdem zwei Mitarbeiter des Heilbronner Landratsamtes nach Ilsfeld gekommen. Die drängendsten Maßnahmen auf dem Gelände der Spedition seien abgeschlossen, sagt Frank Hütter von der unteren Wasserbehörde. Dort waren am Dienstag bei einem Vorfall verschiedene giftige Chemikalien ausgelaufen. Fehler im Rohrsystem des Unternehmens führten dazu, dass sie in die Schozach gelangten.

Dass es eine gewisse Zeit gedauert hat, bis diese zu den verheerenden Tiersterben führte, sei plausibel, führt Frank Hütter aus. „Es war Regen notwendig, der kam erst später hinzu.“ Ab Montag werde untersucht, welche baulichen Konsequenzen bei der Spedition gezogen werden müssen.

Anwohner beobachtete bereits vor zwei Wochen Schaum im Fluss

Jörg Müller aus Ilsfeld ist bereits vor zwei Wochen Schaum auf der Schozach aufgefallen. „Morgens um 6 Uhr ist zwischen Ilsfeld und Talheim meine tägliche Laufstrecke“, sagt der 36-jährige Triathlet, der direkt an der Schozach wohnt. Müller bezweifelt deshalb die Angaben, dass die Chemikalie erst am Dienstag ins Wasser gelangt sein könnte. Den Schaum habe er an vielen verschiedenen Stellen wahrgenommen, oftmals an Ästen, die ins Wasser ragten.

„Das Ganze ist eine Riesensauerei“, sagt Müller. Gottseidank habe er seinen Hund nicht von der Leine gelassen und am Fluss trinken lassen. Er sei sich aber nicht sicher, ob dies im Zusammenhang mit der Verunreinigung der Schozach stehe. Es seien auf jeden Fall viel weniger Enten zu beobachten als zuvor.

Unfall mit 1000 Litern eines Stoffes der Wassergefährdungsklasse II 

Am Donnerstag war es im Flussabschnitt zwischen Ilsfeld und Heilbronn zu einem massiven Fischsterben gekommen, auch Wasservögel sind verendet. 

Bereits am Freitagmittag hatten sich die Hinweise auf das im Ilsfelder Gewerbegebiet Bustadt ansässige Unternehmen Kühne und Nagel verdichtet. Ein Konzernsprecher bestätigte auf Stimme-Anfrage, dass es auf dem Firmengelände einen Vorfall gegeben habe. 

Das Landratsamt teilte am Freitagnachmittag mit, dass es bei der Spedition bereits am Dienstag einen Unfall mit 1000 Litern eines Stoffes der Wassergefährdungsklasse II gegeben habe – das Umweltbundesamt fasst darin Stoffe zusammen, die es als „deutlich wassergefährdend“ einstuft.

Recherchen der Heilbronner Stimme zufolgehandelt es sich bei der Chemikalie, die in einem Fass auf dem Gelände bei der Spedition festgestellt wurde und weshalb die Feuerwehr noch am Freitagabend im Ilsfelder Gewerbegebiet Bustadt anrückte, um Dehypon LS 54. „Die Polizei sichert Beweise“, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums mit.

Nachdem erste Wasserproben der Feuerwehr keine Hinweise auf die Zusammensetzung oder den Typ des Schadstoffs ergeben hatten, sind Wasserproben gezogen und zur Analyse in ein Fachlabor nach Ludwigsburg gebracht worden. Das Labor weist Reste wasserlöslicher Glycole, Glycolether und Alkohole nach – außerdem zeigen in der Nacht gezogene Proben erhöhte Ammoniumwerte. 

 

Ökologisch verheerende Katastrophe

„Massenhaft verendete Fische sind eine traurige und ökologisch verheerende Bilanz des Schadstoffeintrags“, sagt Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller. Es werde lange dauern, bis der Fischbestand und die Kleinstlebewesen in dem betroffenen Abschnitt wiederaufgebaut seien. „Wir müssen alles daransetzen, dass solche Ereignisse wie an der Schozach nicht vorkommen.“ 


Die Schozach 

Die Schozach entspringt in der Nähe des Untergruppenbacher Weilers Vorhof und durchzieht auf rund 26 Kilometern Länge Teile des südöstlichen Landkreises Heilbronn. Zwischen den Heilbronner Stadtteilen Horkheim und Sontheim mündet der Fluss in den Neckar.

Das Schozachtal zwischen Ilsfeld und Talheim steht seit 1983 unter Landschaftsschutz.

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