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Fischsterben in der Schozach: Polizei warnt vor Kontakt mit Wasser

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Verunreinigungen in der Schozach haben am Donnerstag für einen Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei gesorgt. Die Suche nach dem Verursacher läuft. Das verseuchte Wasser wird jetzt in einem Labor untersucht.

Von unserer Redaktion

 

 

Die Lage an der Schozach bei Ilsfeld und Talheim ist dramatisch. Ein noch unbekannter Giftstoff ist in den Fluss geraten und hat ein großes Fischsterben ausgelöst. Polizeibeamte und Feuerwehrleute haben am Donnerstagmorgen vor Ort Tausende toter Fische vorgefunden, außerdem mehrere tote Wasservögel, vermeldet die Heilbronner Polizei. "Auch ein verendeter Fuchs wurde entdeckt", sagt Rainer Köller, Sprecher der Heilbronner Polizei.

Die Beamten warnen eindringlich vor Kontakt mit dem Schozachwasser oder der Entnahme von Wasser östlich von Ilsfeld flussabwärts. "Eltern sollten ihre Kinder besonders im Auge behalten, und Hundehalter ihre Hunde", sagt Rainer Köller.

Ausmaß der Katastrophe noch nicht absehbar

Wie Kreisbrandmeister Uwe Vogel an der Einsatzstelle in Talheim sagt, habe man nicht viele Möglichkeiten, der Situation Herr zu werden. Das verseuchte Wasser der Schozach werde mit Wasser aus dem Tauchsteinsee sowie Wasser aus einem See beim nahegelegenen Steinbruch verdünnt. Das gesamte Ausmaß der Katastrophe sei noch nicht abzusehen, sagt Uwe Vogel. Auch am Abend konnte der Heilbronner Kreisbrandmeister noch nicht sagen, um was für einen Giftstoff es sich handelt. "Offenbar war es ein Gemisch", erklärt er. Deshalb sei die Aufklärung auch so schwierig. Das Wasser werde in einem Labor bei Ludwigsburg untersucht.

Da keine Verbindung zwischen Schozach und Tauchsteinsee bestehe, ist der See nach Angaben von Polizeisprecher Rainer Köller nicht in Gefahr. "Das gilt, Stand jetzt, auch für das Grundwasser", führt er aus. "Fachleute schauen regelmäßig nach der Qualität des Grundwassers." 80 Einsatzkräfte sind am Donnerstag den gesamten Tag über vor Ort, die meisten von der Feuerwehr, aber auch Spezialisten vom Arbeitsbereich Umwelt des Polizeipräsidiums. Sie versuchen, zu verhindern, dass sich das Tiersterben weiter ausbreitet. Es ist ein schlimmer Anblick: Wer die Schozach entlang läuft, sieht alle paar Meter einen Fisch-Kadaver im Wasser treiben.

 


 

Spur führt ins Gewerbegebiet

Woher die giftige Verunreinigung stammt, sei noch unklar, sagt Rainer Köller - man ermittle und gehe allen Hinweisen nach. Klar sei, dass zwischen der Einmündung des Gruppenbachs in die Schozach und dem Tauchsteinsee bei Talheim alle Lebewesen verendet sind.

Die Ermittlungen der Polizei nach der Ursache führen bislang in das Gewerbegebiet Bustadt in Ilsfeld. Das Gift ist nach derzeitigem Kenntnisstand aus einem kleinen Kanal gekommen, der in den Gruppenbach fließt, der wiederum in die Schozach mündet. Viele tote Regenwürmer sind im Kanal zu sehen, was die Einsatzkräfte zu dieser Schlussfolgerung gebracht hat. Die Feuerwehr hat den Kanal inzwischen abgedichtet, damit kein Giftwasser mehr in den Gruppenbach fließen kann. Die Polizisten befragen Mitarbeiter und Betriebsleiter der einzelnen Unternehmen im Gewerbegebiet. Sollte der Verursacher ermittelt werden, kommen unter Umständen hohe Kosten auf ihn zu. "Die Schadenersatzforderungen dürften beachtlich sein", sagt Rainer Köller.

Bürgermeister spricht von "Riesenkatastrophe"

Talheims Bürgermeister Rainer Gräßle spricht ebenfalls von einer "Riesenkatastrophe". Es sei bereits jetzt zu sehen, dass das Ökosystem für Jahre zerstört worden sei. Spaziergänger hätten sich gegen 11 Uhr gemeldet und von Schaum und toten Tieren berichtet. Polizei und Feuerwehren waren bereits seit 9 Uhr nach Hinweisen im Einsatz. Um die Bevölkerung zu warnen, wurden Flugblätter verteilt. Nach Angaben der Polizei ist denkbar, dass sich die Situation verschärft. Sollte sich eine Gefahr ergeben, werde schnell eine Warnung veröffentlicht.

Auch Landrat Detlef Piepenburg kam nach den Katastrophen-Meldungen zum Einsatzort nach Talheim. Es seien einzelne Brunnen in Mitleidenschaft gezogen worden, von denen Anlieger ihr Wasser beziehen. Die unbelasteten Wasserreserven reichten ihnen für 24 Stunden. "Es ist noch nicht abzusehen, was hier weiter mit Flora und Fauna passieren wird", sagt der Landrat.

 


Die Schozach 

Die Schozach entspringt in der Nähe des Untergruppenbacher Weilers Vorhof und durchzieht auf rund 26 Kilometern Länge Teile des südöstlichen Landkreises Heilbronn. Zwischen den Heilbronner Stadtteilen Horkheim und Sontheim mündet der Fluss in den Neckar.

Das Schozachtal zwischen Ilsfeld und Talheim steht seit 1983 unter Landschaftsschutz.

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